vonFalk Madeja 11.06.2009

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

Die Ehre, der gute Namen! Für manchen Mörder sind das wichtige Angelegenheiten, so auch für den Linksextremen Volkert van der Graaf. Der Mann, einst Umwelt-Aktivist und einer der größten Prozesshansel des Landes, wurde weltberühmt, als er vor einigen Jahren den Politiker Pim Fortuyn vor einem Radio-Studio in Hilverum ermordete.

Nun gibt es heute einige Schlagzeilen, weil er sich mit 4500 Euro über eine Stiftung einen Prozess gegen die Zeitung “De Telegraaf” finanzieren liess. (Den er übrigens teilweise gewann, die Zeitung musste ihm 2500 Euro überweisen.)

Das Problem: der Mann, der die Stiftung gründete und finanzierte, ist damit ganz und gar nicht einverstanden. Es handelt sich um den Millionär Hans Melchers. Eigentlich sollte die Stiftung Menschen helfen, die sich zu Unrecht in den Medien angeschwärzt sehen. Hintergrund: vor Jahren wurde seine Tochter Claudia entführt und in den Medien stand was von Drogengeschäften.

So, und nun schrieb De Telegraaf vor einiger Zeit, dass Volkert van der Graaf möglicherweise im Jahr 1996 auch in den Mord an dem Umwelt-Beamten Chris van de Werken verwickelt gewesen sei. Die Zeitung zitierte aus einem entsprechenden Polizeibericht – und Volkert van der Graaf bekam sofort einen dicken Hals. Er begann einen Prozess und bekam Recht – die Zeitung musste ihm 2500 Euro überweisen. Das war im Jahr 2007.

Hans Melchers bekam das erst jetzt mit und ist sauer. Für jemanden wie Volkert van der Graaf sei der Fonds nicht gedacht gewesen. Er habe “einen feigen Mord verübt und ist damit selbst dafür verantwortlich, dass er ein ‘bekannter Niederländer'” geworden sei. Er könne sich nicht als Opfer der Presse darstellen.

Das Problem: die Stiftungs-Leitung ist formell unabhängig. Darin sitzen Ex-Premier Dries van Agt, der Journalist Hugo Arlman (Ex-Vrij Nederland/NRC Handelsblad, NPS), der Journalist Victor Lebesque (Ex-Volkskrant) und Anwalt Herman Doeleman. Letzterer hat sich inzwischen zurückgezogen. Melchers argumentiert, dass der Fonds gegründet wurde, um Opfern von Kriminellen zu helfen. Volkert van der Graaf kann man wohl als Mörder getrost einen Kriminellen nennen.

Die Stiftungs-Leitung hat inzwischen auf ihre Weise reagiert. Die Stiftung erhält einfach einen neuen Namen: “Juridische Ondersteuning tegen Onrechtmatige Mediaberichten” (Juristische Unterstützung gegen unrechtmässige Medienberichte).

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/aufregung_um_den_moerder_mit_dem_guten_namen/

aktuell auf taz.de

kommentare