vonMargarete Stokowski 09.10.2014

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

Mehr über diesen Blog
IMG_1760

So, wieder da. Es gab heute keine Texte tagsüber, weil die taz-Blogs irgendwie zusammengebrochen sind und man sich nicht mehr einloggen konnte. Aber jetzt!

Vorhin um fünf war Finnland-Party. Im Finnland-Pavillon ist alles blau-weiß-silbrig-wolkig, der Geruch von Salmiakki (finnischer Lakritzlikör) liegt in der Luft, überall laufen Menschen mit Tabletts rum, auf denen kleine Becherchen mit Schnaps stehen: Salmiakki und Koskenkorva, die finnische Wodkasorte. Die Frau am Design-Stand, an dem lauter hübsches finnisches Zeugs rumsteht, sagt ins Mikro: „Please don’t steal. Take a look on the items“, dann zeigt sie Bilder von Saunatürgriffen: ein Stück Ast, an eine Tür geschraubt. Typisch finnische Saunatür, sagt sie. Dann zeigt sie etwas Gestricktes von einer Strickkünstlerin.

Ein lachender Mann mit rotem Kopf läuft rum und verteilt hübsche runde Gläser mit Bier. „Free beer is the best beer!“, ruft er. Menschen mit Tabletts tragen Häppchen in den Saal, es gibt Lachsröllchen und kleine Gemüsesuppen, außerdem Schoko-Minze-Bonbons.

Frauen mit Marimekko-Taschen laufen rum, ich fühle mich ein bisschen verloren, bis ich Mara von Klett-Cotta auf den Fuß latsche. Freude über ein bekanntes Gesicht. Und dann steht da plötzlich Johanna Sinisalo, die Autorin von Finnisches Feuer. Getränke werden gebracht, es gibt Gin mit Grapefruitbrause gemischt.

Johanna Sinisalo erzählt, dass sie hier in Frankfurt viel mehr finnische Autorinnen und Autoren trifft, weil auf der Buchmesse in Helsinki alle immer einfach nachhause gehen und man sich nicht im Hotel trifft. Ich sage ihr, dass ich ihr Buch toll fand und erzähle, wie treffend ich ihre Satire sexistischer Gesellschaften finde. Sinisalo beschreibt in ihrem Buch ein dystopisches Finnland, wo alle Menschen in eine Art Geschlechter-Kasten gegliedert sind, je nachdem ob sie am Paarungsmarkt teilnehmen oder nicht. Die paarungsfähigen Frauen müssen an staatlichen Instituten lernen, sich genderkonform zu verhalten.

Heute erst hat jemand getwittert, dass bei der Einschulungsuntersuchung in Baden-Württemberg folgende Frage unter „Emotionale Kompetenz“ auftaucht:

Kind weiß, dass es Mädchen oder Junge ist und verhält sich danach. [  ] ja   [  ] nein

(Hier das Dokument.)

Johanna Sinisalo sagt, ja, das ist krass und unmöglich.

Satire und Realsatire, sie gehen Hand in Hand.

…und hier noch die finnischen Dinge:

IMG_1759
Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/buchmesse/2014/10/09/finnland-party-saunatuergriffe-und-realsatire/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert