vonMargarete Stokowski 11.10.2017

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

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Geht gleich gut los, Sturm Xavier hat mir meine Pläne verweht. Obwohl er schon ein paar Tage her ist, war der ICE, den ich nehmen wollte, noch vom Sturm kaputt, und die Bahn hat einen ollen IC losgeschickt, und die haben kein W-LAN, und so ging mein Plan nicht auf, auf der Hinfahrt in der Buchmesse-App rauszusuchen, was ich angucken will außer die zwei Veranstaltungen, die ich selber habe, und die Partys. So stehe ich nun organisatorisch nackt wie ein Neugeborenes in Frankfurt. Schön, eigentlich.

Wie Elyas M‘Barek! (Der von „Fack ju Göhte“.) Der macht auch keine Lebenspläne. Hab ich beim Herfahren in der DB-Mobil gelesen, was meine Lieblingszeitschrift ist. Kostenlos und voller crazy Texte, bin ein großer Fan. Kein Scheiß. Ich kriege als Abo die taz, die ZEIT, die Jungle World, das Missy Magazine, die L-Mag und den New Yorker, aber die DB-Mobil ist das einzige Heft, das ich immer komplett lese, wenn es eine neue Ausgabe gibt. Hab mich etwas viel in Zügen aufgehalten in letzter Zeit, womöglich.

Es gibt darin schreckliche Fotos zu eigenwilligen Interviews und Porträts. Zum Beispiel das zu M‘Barek: Wahnsinn. So schräg! „Ein alter Buddy schreibt für uns auf, wie er wirklich tickt“, verspricht die Titelseite, und genau so schlecht ist das dann auch. Aufregend. Meine Lieblingssätze: „Elyas hat nie verhehlt, dass das Posterboy-Image vergänglich ist. Und nun, kommt jetzt ein Makel, ein Geheimnis ans Licht? Ich spüre, dass viele Menschen so etwas erwarten. Als jemand, der ihn lange kennt, kann ich nur sagen: Leute, da ist keine verborgene Seite.“ Cool! Die komplette Essenz der Titelgeschichte ist, dass ein Schauspieler halt ungefähr so ist, wie man sich das denkt, laut einem Typen, der mal sein Nachbar war.

Außerdem gibt es Werbung, Werbung, Werbung, Liebeserklärungen an Essen aus dem Bordbistro, und dann aber Reportagen, die ich ALLE gern selber schreiben würde. Mal testet irgendeine Autorin so ungefähr alle Saunas Deutschlands oder irgendwelche Trampolin-Parks. Oder sie schreiben – siehe aktuelles Heft – über einen jungen Winzer, dessen Eltern beide tot sind, die Mutter wegen Krebs und der Vater, weil sein Traktor umkippte und sich ihm dabei ein Pfahl durch die Brust bohrte. Jetzt betreibt der junge Winzer den Weinberg zusammen mit seiner Frau. Es ist der steilste Weinberg Europas, 70 Grad Gefälle, und pro Jahr latscht er sich auf dem Hang ein Paar Schuhe kaputt und die Frau sagt, ihr junger Winzermann hat immer noch nicht den Tod des Vaters vor 7 Jahren verarbeitet, und der Winzer sagt nur: „Ich kann das verdrängen.“ Einzig bei dieser Reportage bin ich froh, sie nicht geschrieben zu haben, weil zu herzzerreißend.

Jetzt jedenfalls Frankfurt. Endlich wieder Buchmesse, ich habe eine perverse kleine Freude daran. Was wird passieren? Weiß man nicht. Es ist meine elfte Buchmesse, auf allen hab ich für die taz gebloggt. Manchmal gut drauf, manchmal nicht so gut drauf. Diesmal: Sehr gut drauf! Und Schnapszahl!

Auf den letzten beiden Buchmessen hab ich über mein Buch geredet, war aufregend und gut; aber ist auch wunderschön, dass ich das diesmal nicht mehr muss. Einfach NUR SO Buchmesse-Chillen und -Bloggen, wie früher, wie schön ist das! Am Donnerstag einmal auf einem Panel (oder so) diskutieren, am Samstag einmal für #freeDeniz lesen, ansonsten Alkohol den ganzen Tag, und Bücher. Das Gegenteil von Detox-und-Achtsamkeits-Urlaub, perfekt. Stay tuned!

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https://blogs.taz.de/buchmesse/2017/10/11/erster-buchmesse-tag-juhuu-tox-urlaub/

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