Techniker Hein runzelt die Brauen, das rote Mikro spinnt mal wieder. Immerhin, dafür hat der benachbarte Stand mit dem Magdeburg-Tourismus-Angebot in diesem Jahr den Saxofonisten zu Hause gelassen. Besser ist das, denn die Akustik in Messe-Halle 5 ist nicht immer die beste.
Auf dem schwarzen Sofa im taz Studio, der Lese-Lounge neben dem taz-Stand in der Halle 5, nehmen sie auch in diesem Jahr wieder Platz: Rund dreißig Autorinnen und Autoren, die die taz eingeladen hat, um ihre neuen Bücher vorzustellen. Geladen sind Politprofis und alte Hasen ebenso wie hoffnungsvolle Debütant*innen.
Vorgestellt werden sie von Journalist*innen ebenso wie von Verlagskollegen: Jan Feddersen, taz-Redakteur für besondere Aufgaben, plauscht mit FDP-Frau Sabine Leutheusser-Schnarrenberger über ein gar nicht lauschiges Thema: Opfern wir das Grundgesetz und unsere Grundrechte auf dem Altar der Sicherheit? Helene Bukowski stellt ihren Debüt-Roman „Milchzähne“ vor, interviewt von Malaika Rivuzumwami, die sonst das taz lab organisiert und sich um Digitalisierungsprozesse kümmert.
taz-Chefreporter Peter Unfried hat Star-Köchin Sarah Wiener zu Besuch, die sich im Lebensmittel-Universum gerade mit Bienen beschäftigt. Und Dinah Riese, Inland-Redakteurin der taz, begrüßt Kristina Hänel, die unlängst als Ärztin in der Debatte um den Paragrafen 219a in die Schlagzeilen geriet.
Am Freitagnachmittag sind längst alle roten taz-Hocker besetzt, als Harald Jähner, frisch gekürter Buchpreisträger, seinen Titel „Wolfszeit“ vorstellt. Wie viele andere Titel geht es um Historisches, Jähner sinniert über „Deutschland und die Deutschen 1945-55“. Das Publikum flutet den taz-Stand, denn auf Jähner folgt Sophie Passmann, die sonst Böhmermanns-TV-Show mit feministischer Comedy aufmischt.
Obst-Häppchen, Schoki-Riegel und Gummibärchen
Überhaupt sind besonders auch feministische Themen ein Schwerpunkt, im Studio-Programm ebenso wie in der gesellschaftlichen Debatte. Passmann spricht über „Alte weiße Männer“, Jagoda Marinić fordert auf, im Zuge der #MeToo-Debatte offen über Rollenbilder und Macht zu reden, „Sheroes“ können wir schließlich alle sein. Und Erica Fischer, grande dame der feministischen Theorie, hat in ihrem Buch einen Dialog mit jungen Feminstinnen eröffnet.
Neue Romane schließlich gibt es zu entdecken von Marion Brasch, Gregor Hens, Anna Gien und Marlene Stark, von Jörg-Uwe Albig und Doris Knecht.
Während die Frühlingssonne unbeirrt durch die Dachluken in Halle 5 scheint, stapeln sich Jacken und Rucksäcke in der „Kombüse“, der kleinen Küchenecke neben dem Stand. Baumwolltaschen füllen sich mit neuen Büchern, die Kaffeemaschine spuckt Liter um Liter tazpresso für die Gäste am Stand aus. Obst-Häppchen, Schoki-Riegel und Gummibärchen helfen gegen zwischenzeitliche Müdigkeit und Nervosität. 17 Uhr.
Hein schaltet die Kamera ab und streckt sich. Das war´s für heute.
Von ANJA MIEREL, Presse & Öffentlichkeitsarbeit