Der Prozess im Fall des junge Ägypters Khaled Said, der laut Augenzeugen von diesen zwei Polizisten in Alexandria auf offener Strasse totgeschlagen wurde, wurde am Wochenende erneut verschoben. In diesem Blog war bereit ausführlich über den Fall und den Prozess berichtet worden.
Im Zentrum des Gerichtstermins am Wochenende stand ein Streit, wessen die beiden Zivilpolizisten Mahmud Salah Mahmud und Awad Ismail Suliman genau angeklagt sind. Augenzeugenberichten zufolge sollen sie so lange auf das Opfer eingeschlagen haben, bis dieser tot war. Vertreter der Familie Khaled Saids fordern daher eine Anklage auf Totschlag.
Laut zweier offizieller Autopsieberichte soll Khaled dagegen an einem Tütchen Marihuana erstickt sein, das er bei seiner Festnahme heruntergeschluckt haben soll. Die Verteidiger der Polizisten fordern daher lediglich eine Anklage auf Körperverletzung im Dienst.
Die Vertreter von Khaled Saids Familie forderten von dem Gericht, dass zunächst der Chefpathologe, der die Autopsieberichte unterschrieben hat, als erster Zeuge vernommen werden soll. „Er steht für uns im Zentrum des Falles, weil dessen Bereichte fabriziert waren“, erklärte der Anwalt Rafaat Nawwar. „Wir werden dann einige Fakten über diesen Bericht offenlegen, die schockierend sind“, kündigte er an.
Ein von zwei internationalen Rechtsmedizinern verfasster unabhängiger Bericht macht auf die schwerwiegenden Differenzen zwischen den beiden offiziellen Autopsieberichten aufmerksam.
Der Fall erlangte große Aufmerksamkeit in Ägypten, mit einem Foto der vollkommen entstellten Leiche Khaled Saids, das über das soziale Internet-Netzwerk Facebook verbreitet worden war. Refaat Adel Hamid, ein Verteidiger der beiden Polizisten behauptet nun, dass der Bruder Khaled Saids einen Wächter des Leichenhauses bestochen habe, um über um Blut über das Gesicht des Opfers zu schütten und das allseits bekannte Foto zu machen. Damit lässt sich allerdings nicht erklären warum das Gesicht so geschwollen, entstellt und der Kiefer gebrochen ist.
Das schwer zu ertragende Bild findet sich hier in einem früher Blogeintrag.
Vor dem Gericht in Alexandria war es zu tumultartigen Szenen gekommen, da die Polizei den Gerichtssaal abgeriegelt hatte und nur wenige Zuschauer hereinlies. Selbst Angehörige der Familie Khaled Saids hatten große Schwierigkeiten in den Gerichtssaal zu kommen.
Vor dem Gericht waren sie auch von einer kleiner Demonstration in Unterstützung der beiden angeklagten Polizisten empfangen worden, mit Bannern wie „Das ist Krieg gegen die Polizei, es geht darum Chaos zu verbreiten“. Die Demonstranten warfen der Familie Khaled Saids lautstark vor „ausländische Agenten“, „Drogenabhängige zu sein“.
Gegendemonstranten in Unterstützung der Familie sprachen dagegen davon, dass es sich bei dieser Pro-Polizei-Demonstration nur um Zivil- und Geheimpolizisten und eine Gruppe angeheuerter Schläger gehandelt habe. Jedenfals ist auffällig, dass sich unter diesen Demonstranten fast nur junge Männer im Rekrtuten-Kurzhaarschnitt befanden.
Als nächster Gerichtstermin wurde der 23. Oktober angesetzt.