vonJakob Hein 12.01.2010

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Wie ich mal aus Versehen was Aggressives machte

Ich wollte nur sagen, dass ich ungeheuer stolz auf mich bin. Es ist mir gelungen, mit mildtätigen Worten eine ganze Schar von Menschen aufzuscheuchen. Jetzt kann ich mir vorstellen, wie sich Jesus manchmal gefühlt hat. Es ist großartig.
In meinem unstillbaren Drang nach Harmonie hatte ich vorgeschlagen, die Klimadebatte einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Und so deutete ich an, dass wir möglicherweise auf der Nordhalbkugel eher etwas mehr Ressourcen verbrauchen könnten, als maßvoll zu nennen wäre, und dass man vielleicht von der CO2-Debatte und darüber, ob eine Weltverschwörung jüdisch-bolschewistischer Wissenschaftler sich diese ausgedacht hat, hin zu einem Kompromiss bezüglich des schonenden Umgangs mit den uns gegebenen Ressourcen kommen könnte. Dann würden die Klimafuzzis mitmachen, weil sie bereit sind, alles gegen CO2 zu unternehmen, die Anti-Klimafuzzis, weil es endlich mal um die wahren Problem geht, die Christen, weil Teilen und Abgeben nun mal christliche Wertes sind, die Juden, weil sie gottesgefälliges Leben führen, die Moslems, weil man den Armen abgeben muss als gläubiger Mensch usw.
„Na, da wird ja wohl nicht so viel passieren“, sagte Kollege Werning skeptisch. Na ja, konnte sein, vermutlich zuviel Gutmenschen-Kacke.
Doch nein! In weniger als einer Woche mehr als zwanzig Kommentare! Das Internet ist manchmal wirklich so eine Art Kabarettbühne Unfreiwilliger. Hier ein paar Auszüge:

Aristo: Ich glaube es nicht. jhein hat noch immer nicht begriffen, worum es geht. Nun muss die Frage lauten: Ist er nur feige, dumm oder sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. jhein hat sich mit den letzten Kommentaren nicht nur nicht beschäftigt, sondern er ignoriert die wissenschaftlichen Fakten. Zum Glück ist dieser Blog so bedeutend, wie ein Pfurz des Papstes. Erschreckend hingegen ist, das die Klimaastrologenfans keine Fakten liefern können. jhein, liefern Sie Fakten, doch das können sie nicht, weil es diese nicht gibt. Aber googeln sie mal ein paar Stunden, vielleicht geht ihnen dann mal ein Licht auf. Wird wohl aber nicht passieren, weil, “Das eigenen Kind ist immer das schönste”. Willkommen in der Aufklärung!

Aristo vermutet also, dass ich aus Feigheit oder Dummheit nicht verstehe, dass alles in Ordnung ist. Weil er offensichtlich über eine ganz eigene Technik des Googelns verfügt, findet er in mehreren Stunden dieser Tätigkeit keinerlei Fakten, die auf einen Klimawandel hindeuten könnten. Katholisch ist er nicht, sonst würde er das mit dem Papst nicht schreiben, die Nennung des Heiligen Vaters ist allerdings auch nicht sachdienlich. Er ist davon überzeugt, dass es keine menschengemachte Klimaerwärmung gibt und zieht daraus den Schluss, dass alles auf der Welt in Ordnung ist. Vielleicht könnte man dann auch die Regierungen und die Polizei und alles abschaffen, wenn durch den Nicht-Anstieg der Welttemperatur unsere Unfehlbarkeit belegt ist. Das mit dem Kind verstehe ich nicht und noch weniger das mit der Aufklärung. Man würde gern mehr von diesem Mann erfahren, kennt aber leider seine Technik des Googelns nicht.

Demy: Ja also wirklich was für eine Argumentation!! Man kann ja durchaus sagen das unser verschwenderischer Umgang mit den begrenzten Ressourcen nicht gut zu heißen ist und meinetwegen auch etwas daran ändern. Das heißt aber noch lange nicht das man die gesamte Menscheit belügen darf, das man wissenschaftliche Daten verfälscht um die eigenen Interessen durchzusetzen. Es sind keine Lobbyisten am Werk die den Klimawandel leugnen. Es sind Lobbyisten die den menschgemachten Klimawandel propagieren. Lobbyisten der Industrie sind mächtig und hätten keine Mühe dieses Thema unter den Teppich zu kehren. Die öffentliche Meinung wird von den Massenmedien gebildet und repräsentiert daher kann man sich nicht darauf verlassen was von “journalisten” berichtet wird. schon mal was von Climategate gehört? Schon mal mit den wissenschaftlichen Fakten beschäftigt? meine güte!!!!!!!! Die Achse des Blöden ist eindeutig die verblendete MAsse die alles nachplappert was im TV erzählt wird.

Demy ist auf dem Weg, den ich vorschlage. Er ist bereit, für ein paar Sekunden über den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen nachzudenken, ist aber noch nicht über den Hass auf die Weltverschwörung der Klimafuzzis hinweg. Er vertritt die interessante Meinung, dass dieses Thema, wenn sich die Industrielobbyisten damit beschäftigen würden, mühelos unter dem Teppich wäre. Das wäre vielleicht mal ein Tipp für Auto-, Öl-, Energie- und sonstige Industrielobbyisten: Klimathema unter den Teppich kehren!

Mündiger Bürger: oops!…da zeigt sich ja endlich das wahre Gesicht.
Ich habe kein Problem damit, wenn nützliche Idioten einer unterm grünen Deckmäntelchen getarnten, kommunistischen Ideologie mit blauen Helmen sich zu Fuss, mit der Draisine oder dem Sessellift zu ihrem Morgenkreis befördern – aber diese Einstellung gewaltsam auf Andersdenkende projizieren zu wollen ist nichts anderes als angestrebter Totalitarismus.
Um bei o.a. sinnfreien Beispiel zu bleiben: wenn der Arzt mich zu einer Lebertransplantation oder einer Brustabnahme oder sonstiger Amputation drängen würde, wäre ich sehr auch an den Meinungen anderer Ärzte interessiert. Hätte der Autor das auch getan, hätte er vielleicht sein Hirn behalten können.
Und ja, ja … die Natur braucht den Menschen nicht, den Eisbär aber auch nicht.

Mündiger Bürger vermutet, dass gemeinsames Nachdenken und schonender Umgang mit Ressourcen kommunistischer Totalitarismus ist. Er hat offensichtlich den größten Teil seines Lebens in einem Erdloch verbracht und dort seine Meinung zum Totalitarismus geformt. Mündiger Bürger versucht sich offensichtlich an einer ganz neuartigen Form von Radikal-Antikommunismus: Jeder, der im Rahmen einer Diskussion anderen Vorschläge über veränderte Sichtweisen unterbreitet, greift unverhältnismäßig in die persönliche Freiheit des Einzelnen ein und ist als Kommunist zu entlarven. Da jegliches Gesetz dafür geschrieben wird, das Zusammenleben in Gesellschaften letztendlich unter Einschränkung der persönlichen Freiheiten des einzelnen Bürgers zu regeln, ist die letzte Konsequenz einer solchen geistigen Haltung eine Art neoliberaler National-Anarchismus, von dem ich in dieser Form noch nie gehört hatte: Du darfst den töten, der deinen Interessen im Weg steht, weil wer soll dir das denn verbieten außer jemandem, der ebenfalls deinen Interessen im Weg steht – du weißt, was zu tun ist.
Das mit der Natur, den Menschen und den Eisbären habe ich nicht verstanden, bin aber angesichts der Totalitarismusdefinition letztendlich nicht an weiteren Erklärungen von Mündiger Bürger interessiert.
P.S. Das mit dem Erdloch ist nicht nett, aber wer seinem Gegenüber Hirnlosigkeit vorwirft, hat sich ohnehin aus einer sachlichen Debatte verabschiedet.

Aristo: Wer Daten fälscht ist ein Betrüger. Darüber braucht man gar nicht diskutieren. So jemand gehört strafrechtlich verfolgt. Die erhaltenen “Forschungsgelder” aus dem Steuersäckel müßen dann im Knast abgearbeitet werden. Und dem größten Klimaastrologen unter der Sonne, Pachauri, gehört das Vermögen entzogen. Die Politiker die noch immer den CO2-Unsinn erzählen und weiterhin Steuergelder für eine unsinnige Klimafolgenforschung befürworten, gehören in die Wüste geschickt. Hier wird Volksvermögen veruntreut. Der Anteil des durch Menschen verursachten co2 am gesamten CO2-Haushalt der Erde macht gerade mal 1% aus. Sehr wahrscheinlich sogar weniger. Die Klimaastrolgen haben einen ähnlichen IQ wie jene “Wissenschaftler” die DU-Munition für ungefährlich halten.

Aristo ist offensichtlich meinem vorgeschlagenen Pfad von Versöhnung und Miteinander nicht gefolgt, sondern ist in die andere Richtung gegangen. Auspeitschen, Hand abhacken und Todesstrafe sind nicht dabei. Der Hinweis auf die Uranmunition ist vollkommen verwirrend, wahrscheinlich ist die Schnittmenge der Wissenschaftler, die sowohl die Klimalüge verbreiten als auch Uranmunition gutheißen, eher gering.

Ein schönes Fazit zieht Mündiger Bürger:
Umweltschutz – und dazu gehört auch der Mensch – ja, gerne, aber unter Abwägung ökologischer und ökonomischer Gesichtspunkte.
Klimaschutz ist unmöglich, Klimaschutzpolitik ist menschenverachtend.

Mal ehrlich: solche mündigen Bürger braucht weder die Natur noch der Eisbär.

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