vonHeiko Werning 19.01.2010

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Au weia, bei Thierry Chervel vom Perlentaucher sind jetzt alle Sicherungen durchgebrannt. In seiner wutschnaubenden Suada gegen alle, die es wagen, die „Achse des Blöden Guten“ zu kritisieren, ist ihm vor lauter Um-sich-beißen offenbar einiges durcheinander geraten. Warum er ausgerechnet meinen Beitrag zu den Verschwörungstheorien der Wetterfrösche von der Achse in seine Reihe der Islamophobiekritikerkritik stellt, bleibt sein Geheimnis, dass er damit aber ausgerechnet ebendiese Achsenschreiber und vor allem Henryk M. Broder (der ja doch nur das Gewäsch von seinem Geschäftspartner Maxeiner nachplappert) nun ausgerechnet per Dekret zu „Aufklärern“ verklärt, ist für jemand, von dem man annehmen sollte, sich zumindest näherungsweise mit dem Bedeutungsgehalt solcher Begriffe auszukennen, geradezu bizarr. Von nichts ist Broders kenntnisfreie Klima-Stänkerei weiter weg als von auch nur einem Zipfel Aufklärung.
Denn Aufklärung bedeutet ja nun gerade, althergebrachte Vorstellungen und Ideologien durch das Rationale, durch nachvollziehbare, überprüfbare wissenschaftliche Erkenntnisse – nun ja: eben aufzuklären.
Wenn Broder sich aber vorbehaltlos auf die Seite der Klimaskeptiker schlägt, betreibt er das exakte Gegenteil: Er ist – in Sachen Klima – ein Anti-Aufklärer, ein Mystifizierer, jemand von der Klarheit dessen, der bei Vollmond Krötenschleim mit Kräutern mörsert, jemand, der einer irren Weltverschwörungstheorie das Wort redet – immer sitzen ja irgendwo an den Schalthebeln der Macht sinistre Eliten, die ihren Profit daraus ziehen, das gemeine Volk auszusaugen.
Wäre es nur ein akademischer Streit, könnte man darüber hinwegsehen, angesichts der drohenden globalen Folgen aber – und selbst, wenn diese auch nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einträten –, ist es leider eine gemeingefährliche Wahnvorstellung. Das ist halt das Problem, wenn man, wie Thierry Chervel, ein Leben nur im feuilletonistischen Elfenbeinturm denkt und verbringt und von der dinglichen, Naturgesetzen gehorchenden, echten Welt da draußen noch nie etwas mitbekommen hat.
Und nebenbei: Inwieweit die exzessive Islamkritik von Broder & Co. noch als Aufklärung durchgehen kann, scheint mir doch auch äußerst fragwürdig. Aufklärung jedenfalls, die immer nur blindwütig in eine Richtung schlägt, geht am Kern des Begriffs völlig vorbei; denn so schafft man nur neue vorurteilsbehaftete Ideologien. So suspekt mir jede Religion an sich auch ist, so mittelalterlich und menschenverachtend der Islam oftmals daherkommt, so durchgeknallt und gefährlich seine fanatischen Anhänger auch sind und so peinlich das Lavieren vieler Politiker und Journalisten im Umgang mit ihm – so lange man sich im Tunnelblick nur darin verbeißt und damit hunderte Millionen Menschen, die den ganzen Klimbim allahseidank nur so am Rande schadlos mitglauben, wie das ja auch bei erfreulich vielen Mitgliedern anderer Religionsclubs mit ihrem ganz spezifischen Aberglauben der Fall ist, so lange ist das keine Aufklärung, sondern eben Hetze.
Im Vergleich zur „Achse des Guten“ jedenfalls wäre selbst die „Sendung mit der Maus“ mit dem Begriff „fundamentalistische Aufklärung“ treffender charakterisiert.

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