vonAchmed Khammas 02.03.2011

Der Datenscheich

Erneuerbare Energie, Science Fiction, Technikarchäologie und Naher Osten – verifiziert, subversiv, authentisch.

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Ein betörend fremd wirkendes Debüt voller WOW!-Momente ist der vor kurzem auch in Deutsch erschienene SF-Thriller The Windup Girl von Paolo Bacigalupi (von 2010). Der Begriff ‚Aufziehmädchen’ für japanische Geisha-Biokonstrukte erscheint im zwar im Text des Öfteren – für den deutschen Titel wählte Heyne jedoch das zumindest etwas leichter auszusprechende Wort Biokrieg, auch wenn es dem Inhalt des Buches kaum gerecht wird.

Meinen persönlichen Rechercheprioritäten entsprechend habe ich mich über die beschriebene Energieversorgung mittels muskelbetriebenen Spannfeder-Systemen gefreut, die von Menschen oder Tieren aufgeladen werden (s. 14 ff.), es gibt Schwungradspeicher (S. 143), Schüttel-Taschenlampen (S. 43, S.440), Radios mit Kurbelbetrieb (S. 356), Methan-Straßenlampen (S. 46) und irgendwo werden ein Luftschiff (S. 90) wie auch ein Windflügel-Clipper erwähnt (S. 386).

Doch um was geht es in dem mit Hugo und Nebula Award als bester Roman des Jahres ausgezeichneten Zukunftsthriller eigentlich?

In wenigen Worten: Es geht um Samen, um viel zu viel Spielerei mit genetischen Codes – und um das Überleben in einer Welt mit angestiegenem Meeresspiegel, versiegten fossilen Ressourcen und unzähligen ausgestorbenen Spezies. Gleichzeitig ist der Roman eine Verherrlichung der menschlichen Erfindungskraft, die in Kombination mit krimineller Energie zu erschreckenden, verblüffenden und (ja, auch!) begeisternden Resultaten führt.

Ich war noch nie in Bangkok, und das gegenwärtige sieht sicherlich etwas anders aus als das hier beschriebene, wo die Geschehnisse in einer nicht näher datiertn ‚nahen Zukunft’ spielen, in welcher die Lebensmittelkonzerne mittels ihrer Saatgut-Monopole eine ziemlich heruntergekommene Weltwirtschaft beherrschen. Was wiederum Anderson Lake dazu motiviert, auf den Märkten Thailands undercover Jagd auf die letzten genetisch unverseuchten Lebensmittel zu machen.

Die Bilder, die Bacigalupis packende Beschreibungen heraufbeschwören, haben sich wie ein Film eingebrannt – mit sehr großer Lust auf mehr!

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