vonAchmed Khammas 22.01.2012

Der Datenscheich

Erneuerbare Energie, Science Fiction, Technikarchäologie und Naher Osten – verifiziert, subversiv, authentisch.

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In Berlin wird ein Araber in seiner Wohnung erschossen. In Serbien treffen sich die Anhänger eines vergessenen Erfinders. In Sibirien verschwindet ein Ort von der Landkarte. Nur einer weiß, wie die Ereignisse zusammenhängen: Jack Wilson, Elite-Ingenieur mit indianischen Wurzeln. Zur Sonnenwende wird er die Zivilisation an ihr Ende bringen. Am Tag des Todestänzers …

So lautet jedenfalls der Klappentext des merk-, denk- und lesewürdigen Romans Der Todestänzer von John F. Case, erschienen im Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 2008. Wobei ich stark hoffe, daß solche Realitätsmodelle schön brav in ihren Buchdeckeln verbleiben. Denn sonst würde ich mir wirklich in die Hosen machen…

Es ist ein etwas seltsamer Roman, besonders am Schluß, wenn der Protagonist Jack Wilson seine lange geplante und aufwendige Rache-Aktion (mit einem Resonanz-EPM) deshalb nicht durchführt, weil seine frisch angetraute Liebe – wie er erst im allerletzten Moment erfährt – einen  Herzschrittmacher hat. Statt dessen opfert er sich selbst, um ihre Flucht zu decken.

Der bereits 2006 verfaßte Roman beschreibt, wie Konzerne und Geheimdienste zusammenarbeiten, um neue Energieinnovationen zu behindern bzw. zu verhindern. Es gibt Verbindungen zum arabischen Terroristen, wobei – eher versehentlich – ein junger Araber in Berlin erschossen wird. Und auch das Thema Haschisch wird in dem Roman erwähnt, wobei bei einer diesbezüglichen Verpackungsmethode in den Quellen auf die Autobiographie Mr. Nice von Howard Marks verwiesen wird. Dort wird auch Tom Bearden erwähnt.

Im Buch selbst werden Nikola Tesla und das Tesla-Institut genannt (S. 244, 246) wie auch Viktor Schauberger und eine Gruppe von Außenseiter-Wissenschaftlern, die seinen Ideen folgen. Außerdem ist von einem atmosphärischen Motor die Rede:

Im Jahre 1957, achtzehn Jahre vor Mike Burkes Geburt, hatte Atlas wirft die Welt ab die Bestsellerlisten gestürmt. Laut einer Umfrage im Auftrag der Library of Congress und dem Book of the Month Club galt der Roman als das für Amerikaner einflußreichste Buch nach der Bibel.

Im wesentlichen ging es darin um Gut und Böse, Kapitalismus und Kommunismus, Licht und Dunkel. Die Handlung war verwickelt, kompliziert und mehr oder weniger endlos. Im Mittelpunkt standen die Bemühungen der Heldin – der wunderhübschen Dagny –, eine Eisenbahngesellschaft, die sie geerbt hatte, vor unfairer Konkurrenz, Engpässen und den Manipulationen durch korrupte Behörden zu retten. Unterdessen suchte Dagny nach John Galt, dem legendären Erfinder eines Motors, der angeblich mit aus der Atmosphäre gewonnener statischer Elektrizität lief. (S. 237)

Anm.: Der Roman stammt von Ayn Rand (Alissa Rosenbaum) – und genau zum Zeipunkt dieser Rezension biete ich auf Amazon das einzige noch existierende neue Exemplar der deutschen Ausgabe (Titel: Wer ist John  Galt?) an – für 500 €.

Doch zurück zum ‚Todestänzer’. Hier wird auch über ein Kommunikationsmittel der al-Kaida berichtet, bei dem es um verschlüsselte und in anderen Files versteckte Daten geht, die im Internet einfach abrufbar sind – unter dem Suchwort ‚Achmeds Buch’ (!) (S. 191, 210) … versteht Ihr, warum ich im Moment niemandem die Tür aufmache?!

„Sieht so aus, als wäre Simoni so was wie eine Schaltstelle für eine Al-Kaida-Gruppe gewesen, er hat verschlüsselte Nachrichten über eBay verschickt“, erklärte Spagnola. „Wenn einer von denen einen Bericht über die Sicherheitsvorkehrungen im Weißen Haus braucht, eine Geldüberweisung oder ein Herstellungsrezept für Ricin – ein Blick bei eBay genügt, unter ‚Achmed Bücher’, Koranangebote.“
„Du machst Witze.“

Und weiter geht die rasante Parcourfahrt. Die Romanfigur Ceplak, Sohn des ehemaligen Assistenten von Tesla, erklärt den Effekt der Resonanz – sowie Teslas diesbezügliche Versuche:

Ceplak goß sich wieder einen Wodka ein und leerte ihn in einem Zug. „Letzte Hälfte von Teslmas Leben arbeitet er an drahtloser Übertragung von Elektrizität. Sein Ziel ist die freie Energie, und er glaubt, er kann es mit Resonanzfrequenz von Erde erreichen.“
„Die Erde der hat eine Resonanzfrequenz?“
Ceplak nickte. „Denken Sie nach. Die Erde ist Bündel von verschiedenen Energien.“ Er zählte sie an den Fingern auf. „Thermalenergie von Kern. Schwerkraft. Plus Anziehungskraft von Mond. Geomagnetische Kräfte. Solarenergie von Sonne. Kinetische Energie – Erde kreist um Sonne, kreist auch auf Achse.“
Burke nickte.
„Also Mutter Erde ist ein Energieball, ja? Tesla glaubte, und hat vielleicht auch bewiesen, daß die Erde natürliche Resonanzfrequenz hat. Daß die Erde ‚stehende Wellen’ erzeugt, Wellen, die sich nicht bewegen durch Raum. Wie alle Wellen – sie sind Energieform, ja? Und der Meister glaubt, wenn man leitendes Metall in die Erde bohrt, kann man diese Energie anzapfen.“
„Okay.“
„Der Meister glaubt, er kann diese Energie anziehen und verstärken und sie dann um den Globus zu allen Völkern schicken, ohne Stromleitungen.“
„Und wie wollte er das machen?“, fragte Burke.
Ceplak grinste bereit. Er deutete auf das Foto von dem seltsamen Turm. „Der sogenannte Verstärkungstransmitter! Er fängt an mit den stehenden Wellen von Erde – und verstärkt Energie durch zusätzliche kleine Energieimpulse genau im richtigen Moment.“
„Aber woher kommen die ‚kleinen Energieimpulse’?“
Ceplak lachte leise in sich hinein. „Normale Quellen – Generatoren, die mit Kohle oder Wasserkraft laufen. Entscheidend ist, der Meister weiß, wie sich Energie aus der Erde anzapfen und verstärken läßt – genau wie bei Mädchen, das Schaukel anstößt!“
Burke dachte einen Moment darüber nach, dann wandte er den Kopf und nickte Richtung Kaminsims. „Der Wardenclyffe-Tower – war der für diesen Transmitter gedacht?“
„Genau!“ Ceplak strahlte. „Er baut Turm nach jahrelangen Experimenten in Colorado, wo er viel kleineren, einfacheren Turm hat. In Colorado Springs erzeugt er gewaltige Spannungen, mit langen Blitzen, die Gegend um Turm ist meilenweit elektrisch aufgeladen. Glühbirnen leuchten, auch wenn ausgeschaltet! Metallhufe von Pferden sprühen Funken! Schmetterlinge haben Heiligenschein aus Elmsfeuer!“
„Gott!“, entfuhr es Bote.
„Nein! Tesla!“ Der alte Mann grinste über beide Ohren, während er sich diese Zurück-in-die-Zukunft-Szene vorstellte. (S. 299 f.)

Es wird auch die Patentierung der Erfindung einer leichten, langlebigen Batterie erwähnt, im Vergleich zu der jede andere Batterien die ‚Lebenserwartung einer Fruchtfliege hat’, und die vom US-Verteidigungsministerium als geheim eingestuft wird. Dem Erfinder wird daraufhin eine Entschädigung von 150.000 $ angeboten – dafür, daß ihm und seinem Partner ein Milliardenmarkt entgeht. (S. 354)

Da der Hauptprotagonist des Romans indianische Wurzeln hat, wird auch der Völkermord an den Ureinwohnern Nordamerikas thematisiert. Außerdem wird der indianische Messias Wovoka erwähnt, der angeblich einer Familie von Schamanen entstammt. Die von Wovoka begründete Bewegung wird brutal verfolgt, darunter auch in Wounded Knee. (S. 356 f.)

Doch wenn ich gerade lese, daß in Syrien gerade jetzt heftige Kämpe um den Ort al-Zabadani toben, aus dem unser syrischer Energie-Messias stammte (gest. 1999), dann frage ich mich wirklich, wer hier einen (Zeit-)Sprung an der Schüssel hat. Der Autor … oder ich?!

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