vonAchmed Khammas 21.05.2015

Der Datenscheich

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Ich hatte bereits am 16.11.2013 Mark Twain zitiert – denn seine Aussage über Damaskus berührte mich sehr, auch wenn sie schon fast 150 Jahre alt ist, was ja nur ein winziges Augenblinzeln im Verlauf der Geschichte ist.

Angesichts des Versuches, die älteste multiethnische, pluralistische und liberale Gemeinschaft auf diesem Planeten zu zerstören, um eine ‘Neue Weltordnung’ auf zermahlenen Knochen und abgehackten Gliedern zu errichten, soll der damals schon weltbekannte und trotz seiner scharfen Zunge hoch geachtete Journalist nochmals zu Worte kommen (wobei ich den Absatz aus dokumentarischen Gründen komplett zitiere):

SYRIEN Moschee aus Kirchenfenster

“Damaskus existierte schon vor der Zeit Abrahams, und es ist die älteste Stadt der Welt. (…) Läßt man die Dinge beiseite, die in den ersten elf Kapiteln des Alten Testaments geschrieben sind, so hat sich in der Welt kein Ereignis zugetragen, dessen Kunde uns überliefert wurde, ohne daß Damaskus bereits existiert und Nachricht davon erhalten hätte.

Man gehe zurück in die verschwommene Vergangenheit, soweit man wolle, es gab immer ein Damaskus. Im Schrifttum jedes Jahrhunderts seit mehr als viertausend Jahren wird sein Name erwähnt und sein Ruhm besungen.

Für Damaskus sind Jahre nur Augenblicke, Jahrzehnte nur vorbeihuschende, unbedeutende Zeitabschnitte. Es mißt die Zeit nicht nach Tagen und Monaten und Jahren, sondern nach den Reichen, die es hat erstarken, blühen und verfallen sehen. Es ist ein Urbild der Unsterblichkeit.

Es sah, wie die Fundamente für Baalbek und Theben und Ephesos gelegt wurden; es hat diese Dörfer zu mächtigen Städten anwachsen und die Welt durch ihre Größe in Staunen versetzen sehen – und es mußte erleben, daß sie verödeten, verlassen und den Eulen und Fledermäusen anheimgegeben wurden.

Es sah das israelische Reich hoch erhaben und sah es vernichtet. Es sah Griechenland empor wachsen, 2000 Jahre lang blühen und dann vergehen. In seinen älteren Jahren sah es, wie Rom erbaut wurde; erlebte, wie es die Welt mit seiner Macht überschattete und wie es unterging. Die paar hundert Jahre genuesischer und venezianischer Macht und Pracht waren für das ernste, alte Damaskus nur ein unbedeutendes Glitzern, kaum der Erinnerung wert.

Damaskus hat alles gesehen, was je auf die Erde geschah, und lebt noch immer. Es hat auf die dürren Gebeine Tausender von Reichen herabgeblickt und wird die Gräber tausend weiterer sehen, bevor es stirbt. Obwohl eine andere Stadt den Namen für sich beansprucht, ist Damaskus mit Recht die “Ewige Stadt”…

Dieses Zitat stammt aus dem 1869 erschienenen Reisebericht Die Arglosen im Ausland (S. 484 f.) – die Betonungen sind von mir. Danke Mark, oder auch Mr. Samuel Langhorne Clemens, wo immer Du dich gerade befindest…

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https://blogs.taz.de/datenscheich/2015/05/21/damaskus-pur/

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kommentare

  • Wunderbarer Text. Es lebe Damaskus.

    ————-

    Der Datenscheich:

    Danke. Und jawohl!

  • Wow, die letzten 6000 Jahre sind schnell vergangen, hey? 😉 😛

    —————

    Oj ja, das kann man wirklich sagen. Und so anders waren sie auch nicht. Statt SMS gab es zwar Brieftauben, und die irren Angreifer hießen Alexander der Große, Römer, Mongolen usw. statt USA/SA/IS – aber das Resultat bleibt das Gleiche: sie alle verschwanden, und Damaskus blieb!

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