Es ist eigentlich eine Kurzstrecke, und gedauert hat die Fahrt nur deshalb, weil unterwegs zwei Checkpoints den Verkehr ‘beruhigen’. Als wir endlich an der Sahet al-Najma ankommen, wo ich in einer Seitenstraße meinen langjährigen Freund Hikmat in seinem Electronics-Geschäft besuchen will, reiche ich dem Taxifahrer 300 Syrische Pfund. Er blickt mich etwas verwundert an und sagt: „Das ist zu viel.“ Dabei ist das Benzin sehr viel teurer als früher, wie ich gesehen hatte.

„Ich weiß, mein Bruder, daß es zu viel ist. 200 Pfund wären richtig, nicht wahr?“ Er nickt.

„Nimm es, es kommt von Herzen!“ Er fährt strahlend weiter.

Für jemanden, der für einen Euro 250 Pfund bekommt, ist das Leben in Damaskus noch immer sehr, sehr günstig.

Ein anderer Tag – ein anderer Taxifahrer. Er schaut mich ernst an: „Wir haben bereits gesiegt!“

Diesmal bin ich derjenige, der etwas verblüfft aus der Wäsche schaut.

Er erklärt es mir: „Saudi-Arabien und Katar haben selbst gesagt, daß sie schon viele Milliarden Dollar in die sogenannte Revolution gegen uns gepumpt haben. Und wir sind noch immer da. Deshalb sage ich, wir haben schon gesiegt!“

Die Tochter meines ehemaligen Werkstattmeisters Omar ist todunglücklich. Sie hat sich bei der Nationalgarde beworben – ist aber ein paar Zentimeter zu kurz.

Hinter dem Kassioun-Berg sind riesige neue Stadtteile entstanden, teilweise sehen die mit Naturstein verkleideten Häuser richtig gut aus. Daneben spritzt es aus den Düsen der Tröpfchen-Bewässerungssysteme, und das Grün gedeiht. Viele Eukalyptusbäume scheinen vertrocknet, sind aber in Wirklichkeit im Winter erfroren, als es bis -16° kalt wurde. Wobei auch diverse Solaranlagen ihren Geist aufgegeben haben, darunter unsere eigene, die ich bereits 1980 aufs Dach gesetzt hatte. Ihre Reparatur kommt mit auf die Liste der Wiederaufbau-Arbeiten.

Wann dieser beginnt, kann noch niemand sagen. Es ist aber ein gutes Zeichen, daß die Geschäftsleute aus Damaskus und Aleppo schon überall emsig dabei sind, gebrauchtes Baugerät aufzukaufen. Damit schon alles bereit steht, wenn es anfängt.

– Wird fortgesetzt –