vonAchmed Khammas 13.05.2024

Der Datenscheich

Erneuerbare Energie, Science Fiction, Technikarchäologie und Naher Osten – verifiziert, subversiv, authentisch.

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Licht – die Trilogie von M. John Harrison (2002, 2006, 2012/2024) ist eine überbordende, äußerst spannende Space Opera – eine Art Mischung aus dem grandiosen Cyberpunk-Werk Neuromancer im All und Stalker. Die schrägen Charaktere verirren sich in einer physikalisch perversen und düsteren Welt, in der Schrödingers Katze auch mal als digitalisierter Hund aus der Kiste springt, wobei nicht klar auszumachen ist, ob er quatenspezifisch tot oder lebendig ist.

Dark Clouds – Der Regen ist dein Untergang von Thilo Falk (2022) ist ein weiterer Klimathriller, bei dem es um ununterbrochene Regenfälle geht, die allerdings keineswegs natürlichen Ursprungs entstammen, wie sich im Laufe der Zeit zeigt. Ärgerlich und unnütz ist der ‚Gender-Scheiß‘, mit dem sich Autor vermutlich dem Markttrend anpassen will – und auch der Plot ist etwas weit hergeholt, doch gut zu lesen ist der Roman trotzdem. Und aktuell sowieso.

Stalker von Arkadi & Botis Strugatzki (1972/2021) bedarf eigentlich keiner Vorstellung. Der in neuer Übersetzung vorliegende Roman, der als eines der Meisterwerke der Autorenbrüder gilt und früher unter dem deutschen Titel Picknick am Wegesrand bekannt war, betrachtet die Hinterlassenschaften eines unbekannten außerirdischen Besuchs aus den Augen der Sammler, die in das gesperrte Gebiet eindringen um Dinge zu bergen, die sich als Schätze – oder als tödliche Fallen erweisen.

Die Berechnung der Sterne von Mary Robinette Kowal (2018/2022) ist die phantastische Geschichte der Raumfahrt in einer alternativen Realität – die hier von Frauen getragen wird. Sehr zu empfehlen!

Erddämmerung – Die Reise in die Dunkelheit von James Rollins (2023), der eigentlich James Paul Czajkowski heißt, ist nach Erddämmerung der zweite Band einer Reihe, die an der Schnittstelle von SF und Fantasy liegt. Allerdings ermüdet der 1000-Seiten-Band mit seinen Schlachten, die ohne Pause aufeinander folgen und lang und breit ausgewalzt werden, so daß man sich fragt, ob denn sonst noch etwas kommt. Möglicherweise im dritten Band, der für 2025 erwartet wird.

Der Sterne Zahl von Kameron Hurley (2017/2021) erzählt die teilweise höchst tragische Geschichte einer Legion von Weltenschiffen, die sich ihren Weg am äußeren Rand des Universums bahnen und dabei langsam aber sicher zerfallen und immer weniger Bewohnern ein sicheres Leben ermöglichen. Das Ergebnis ist ein brutaler Krieg um die letzten Ressourcen.

Mindgap von Anne Freytag (2023) gehört zu den Biochip-Romanen, die mit den gegenwärtigen Schritten bei Neuralink immer mehr an Aktualität gewinnen. Hier geht es um den implantierten Chip NINK, der das menschliche Gehirn direkt mit dem Internet verbindet. Und natürlich die Interessen verschiedener Seiten weckt, seine Möglichkeiten auch für extrem unmoralische Ziele zu verwenden.

Das Protomolekül von James Corey (2021/2022) ist einer der Kernromane der berühmten SF-Reihe, die teilweise in The Expanse filmisch sehr erfolgreich umgesetzt wurde. Das Buch besteht aus mehreren packenden und actiongeladenen Kurzgeschichten – die durch nette und interessante Kommentare des Autors ergänzt werden. Eine wahre Pralinenschachtel für die Fans.

Heimweh nach einer anderen Welt von Otessa Moshfegh (2017/2020) ist ein Stories-Band, der zwar als SF angepriesen wird, damit aber nicht unbedingt etwas zu tun hat. Zudem überschattet die Fülle an Beschreibungen verrotteter Zähne, Pickeln und üblem Mundgeruch jede Form vom Leselust. Das übertriebene Lob von Rezensenten ändert nichts an den öden und oft sinnlosen Inhalten der kruden Kurzgeschichten. Und der Verlag schafft es, das Plural von Story auf dem Umschlag einfach mit einem zusätzlich s zu schreiben. Wenn, dann ist dies das einzig futuristische an diesem Buch.

Die Anomalie von Hervé le Tellier (2020/2022) ist ein Roman mit einer gehörigen Portion Humor, der teilweise recht skurril daher kommt. Immerhin landet ein Flug auf dem Weg von Pris nach New York ein paar Monate später mit exakt den gleichen Passagieren ein zweites Mal. Das Buch spiegelt den Blick von ‚Normalos‘ auf diese beträchtliche Anomalie wieder – und gilt in Frankreich als Bestseller, was vollkommen berechtigt ist.

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