vonAchmed Khammas 27.04.2025

Der Datenscheich

Erneuerbare Energie, Science Fiction, Technikarchäologie und Naher Osten – verifiziert, subversiv, authentisch.

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Klar, die obigen Begriffe sind nicht mehr zeitgemäß. Ich habe sie dennoch bewußt genutzt, um Eure Aufmerksamkeit zu gewinnen. Denn was ich vorbringen werde, ist wohl wichtig genug für solch eine Maßnahme – und nein, es ist kein Aprilscherz.

Am 1., 2. und 3. April fand hier in Berlin der dritte Weltgipfel für Menschen mit Behinderungen statt, mit über 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus rund 100 Nationen und einem klaren Ziel: Die Situation von Menschen mit Behinderung weltweit zu verbessern. Die Veranstaltung Global Disability Summit (GDS) in der STATION Berlin wurde von einem Riesenaufgebot an Technik begleitet, da alle Beiträge der diversen Foren, Paneels und Arbeitskreise nicht nur simultan in verschiedene Sprachen, sondern zudem auch noch in drei unterschiedliche Gebärdensprachen gedolmetscht wurden.

Und nun der Schock: Nicht eine einzige Tageszeitung, nicht ein Magazin oder Nachrichtenportal hat diese Riesenveranstaltung auch nur mit einer Zeile erwähnt. Und dies nicht nur hier in Berlin, sondern in ganz Deutschland, Europa, der Welt (sagt jedenfalls die KI Perplexity, die ich diesbezüglich losgeschickt hatte). Klar, wenn man ein derartiges Ereignis einfach verschweigt, dann bedarf es auch keiner inhaltlichen Zensur mehr. Verarscht werden wir damit jedoch alle – auch die Nichtbehinderten,

Warum? Weil die Angelegenheit tatsächlich uns alle betrifft – ebenso, wie jede und jeder von uns in jedem Moment durch Krankheit, Unfall oder Kriegseinwirkung (!) die Schwelle zwischen nichtbehindert und behindert überschreiten kann. Eröffnet und begleitet von Noch-Kanzler Olaf Scholz, dem jordanischen König Abdullah sowie dem veranstaltenden Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) samt Ministerin Svenja Schulze haben schließlich über 80 Staaten die ,Amman-Berlin-Erklärung‘ unterzeichnet, der zufolge 15 % der Mittel für die internationalen Entwicklungsprogramme für Menschen mit Behinderung eingesetzt werden sollen – denn diese rund 1,3 Milliarden Menschen sind 15 % der Weltbevölkerung.

Doch in Zeiten, in denen alle Volksverräter die Trommeln zum Krieg schlagen, ist es natürlich nicht opportun an fehlende, von Minen und Schrapnellen abgerissene Arme und Beine zu erinnern. Einzig König Abdullah hat in seiner Rede das Wort GAZA erwähnt. Demnach besteht dort die derzeit weltweit höchste Dichte an Kindern ohne vollständige Gliedmaßen. Warum das so ist, hat er nicht extra erwähnt, vermutlich aus Rücksicht auf den Gastgeber Deutschland…

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https://blogs.taz.de/datenscheich/2025/04/27/an-alle-behinderten-krueppel-spastis-blinde-arm-und-beinlose/

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