Neben all dem unfassbaren Quatsch, mit dem YouTube zugemüllt wird, entsteht durch die Mash-Up-Kultur manchmal auch was genuin überraschendes, überzeugendes.
So auch hier und mag die Grundidee auch noch so absurd klingen: wie würde eigentlich „Dirty Dancing“ aussehen, wenn der Regisseur David Lynch gewesen wäre?
Aus dem Originalfilmmaterial wird ein neuer Dirty-Dancing-Trailer geschnitten. Dabei werden aus dem ursprünglichen Film sowohl typische Lynch-Kamerafahrten heangezogen als auch, natürlich, die Musik als gestaltendes Element eingesetzt. Noch ein paar Verfremdungen, einige Schauspieler rückwärts sprechen lassen und schon hat man aus einem der abgeschmacktesten 80er-Jahre-Streifen einen tief beunruhigenden Eineinhalbminüter geschaffen, der – man möge es mir verzeihen – mehr Drang erzeugt, den Film auch tatsächlich anzusehen, als es dem Meister selbst bei „Inland Empire“ gelungen ist:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=wjvuCOlkO4E[/youtube]
Und bei genauerem Betrachten ist die Idee auch gar nicht so absurd wie sie zunächst erscheinen mag, sondern Dirty Dancing als helle Kehrseite eines dunklen Lynch-Albtraums zu erkennen. Beide spielen in einer nicht näher spezifizierten, aber deutlich von den 50er Jahren beeinflussten Welt. Beide erschaffen ein Idyll, das ins Wanken gerät – während aber bei Dirty Dancing das ins Wanken bringen und die Wiederherstellung der Idylle auf konventionelle Weise geschieht, nutzt Lynch die Postkartenwelt der 50er immer als Hintergrund, um seine Traumwelten, seine Perversionen noch schärfer herauszuarbeiten. (Christian Ihle)
(mit Dank an Daniel!)