Was die Anzeigenabteilung bei meiner verdeckten Recherche sagt
„Unsere Redaktion ist komplett unabhängig, da haben wir keinen Einfluss drauf“, sagt der Mitarbeiter der Anzeigenabteilung, der neben dem Spiegel auch für das Schwesterblatt Manager Magazin zuständig ist. „Das garantiert dem Leser ja auch die Qualität und Güte und Unabhängigkeit im Blatt, dass da nicht Gefälligkeitsjournalismus stattfindet.“
Ich habe wirklich viele schöne Vorschläge ins Hamburger Spiegel-Gebäude mitgebracht: Schleichwerbung für Carsharing, Schleichwerbung für Geldanlage in Österreich und Schleichwerbung für Leasing. Doch der Mitarbeiter bekennt sich offensiv zur Trennung von Artikeln und Werbeinteressen. Er sei da „persönlich ein großer Fan davon, weil ich freue mich, dass man in Deutschland unabhängig informiert werden kann“. Am Ende kann ich nur feststellen: „Scheint so, als kämen wir nicht zusammen.“
Was die Chefredaktion auf meine offizielle Anfrage sagt
Hans-Ulrich Stoldt, Sprecher der Spiegel-Redaktion und Co-Leiter des Deutschland-Ressorts, sagt mir am Telefon: „Uns ist extrem wichtig, dass wir die Trennung von Anzeigen und redaktionellen Texten einhalten. Das ist für uns eine Frage der Glaubwürdigkeit, und davon leben wir. Druck von Anzeigenkunden auf die Redaktion habe ich noch nicht mitbekommen. Wenn es derartige Versuche geben sollte, dann werden die sicher schon von der Anzeigenabteilung abgewehrt.“
Ich frage ihn, warum es beim Spiegel keine „Sonderveröffentlichungen“ gibt, in denen Anzeigen zu einem Thema neben den Artikeln zum gleichen Thema erscheinen. Er meint: „Es geht um die redaktionelle Unabhängigkeit. Wenn wir Unternehmen zusagen würden, dass wir in einer bestimmten Woche ein Thema groß im Heft hätten, und sie unter dieser Voraussetzung Anzeigen schalten würden, könnten wir nicht mehr auf aktuelle Entwicklungen so reagieren wie wir es wollen.“