10. Das Bo: Dumm, aber schlau
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=caDKvrl-d5A[/youtube]
Es ist der unsäglichste Trend im deutschen Hip-Hop seit langem: wir graben alte Schlager-Klassiker bis Pop-Verbrechen aus, nehmen die Hook für den Refrain und rappen unseren Quatsch in die Strophen. Während Bushidos Versuche vor Pathos kaum noch laufen konnten, wusste man bei Das Bo wenigstens, dass er es a) nur fürs Geld macht und b) das ganze wenigstens nicht ernst nimmt. Am erstaunlichsten war eigentlich wie wenig Erfolg er damit hatte.
Charts:
UK: – / US: – / D: 62
9. Jack White & Alicia Keys – Another Way To Die
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=hM5UJvnbbuY[/youtube]
Ich hätte gerne die Überraschung auf Jack Whites Gesicht gesehen, als er in diesem Sommer die GEMA-Überweisung aus Deutschland bekam. Aus dem Nichts kletterten die Zahlen in schwindelerregende Höhen: mehr Geld als er je hierzulande gesehen haben dürfte, weil komisch gekleidete Menschen in großen Stadien am Rande eines seltsamen Spiels sich entschlossen, einen fünf Jahre alten White-Stripes-Hit unentwegt zu nananaen. Gegen Ende des Jahres dann gleich der zweite, diesmal richtig geplante Mainstream-Hit für Jackie White mit dem Titelsong des neuen James-Bond-Films. Im Gegensatz zum Film, der einen Tiefpunkt der Serie darstellt, ist diese White Stripes goes Orchester Variante eines Bondsongs tatsächlich einer der besseren. Funktioniert übrigens deutlich besser mit visueller Unterstützung durch Video oder Film.
Charts:
UK: 9 / US: 81 / D: 8
8. Katy Perry: I Kissed A Girl
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=3fBdgZUtpBg[/youtube]
Wenn es in diesem Jahr einen neuen Stern am Pophimmel gab, dann war es Katy Perry. Drei Hits en suite (von „U R So Gay“ zu „Hot’n’Cold“). Ganz madonnalike hat ihr jede Diskussion ob der Fragwürdigkeit der Lyrics nicht geschadet, im Gegenteil. Auch wenn man sich schwer vorstellen kann, dass ein Act mehr fake sein kann als Perrys so ist Popingredienz Nummer 1 intakt: ein Ohrwurm sondersgleichen.
Charts:
UK: 1 / US: 1 / D: 1
7. Amy McDonald: This Is The Life
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=c6MRYLWJb1o[/youtube]
Es überrascht immer wieder, dass die schwächeren Ausgaben der guten Mädchen die Charts regieren. Natürlich hat Laura Marling keinen nennenswerten Verkaufserfolg, aber Amy McDonald nestet sich an ihrer Statt als britische Singer/Songwriterin in den deutschen Top10 ein. Aber auch zurecht: ein schöner Folkrocksong. Bonuspunkte gibt es ausserdem für die Tatsache, dass sie in ihrer Debütsingle „Poison Prince“ über Pete Doherty gesungen hatte.
Charts:
UK: 28 / US: – / D: 2
6. Kanye West feat. Chris Martin: Homecoming
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=-hotjeKvovg[/youtube]
SO funky wie Chris Coldplay Martin auf „Homecoming“ klingt, wäre der Weltenretter wohl auch gerne auf den eigenen Alben. Die Paarung der beiden funktioniert erstaunlich gut, Kanye West war hier noch nicht gänzlich auf dem Autotune-Trip, traute sich noch in eigener Stimme zu rappen und Chris Martins Gesang in den Refrains ist bis auf die schreckliche so-stelle-ich-mir-World-Music-vor„oyoye“-Stelle das genau passende Gegenstück.
Charts:
UK: 9 / US: 69 / D: 18
5. Estelle feat. Kanye West: American Boy
Und Kanye zum Zweiten… etwas überraschend ist es schon, dass ausgerechnet ein Smashhit, der England und Amerika vereint, Berlins Electro-Act Boys Noize sampelt („& Down“). Ansonsten ist „American Boy“ purer Pop, eine gute Verbindung aus Soul und Hip-Hop, aus England und Amerika.
Charts:
UK: 1 / US: 9 / D: 5
4. The Ting Tings: Shut Up & Let Me Go
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=StP-yIQeT2o[/youtube]
In unseren Popcharts 2007 hatten wir bereits “That’s Not My Name“ der Ting Tings trotz damals noch fehlendem Mainstream-Erfolg aufgenommen – zurecht wie wir im Rückblick meinen. Auch wenn das Debütalbum der beiden Briten nicht auf der ganzen Linie überzeugen konnte, war zumindest in Form von „Shut Up & Let Me Go“ mindestens ein gleichwertiger Hit darauf enthalten. „Shut Up & Let Me Go“ verbindet die weiße Rapsingle „Wordy Rappinghood“ von Tom Tom Club aufs angenehmste mit leichten Disco 54 Einflüssen und – natürlich – dem großen Pop.
Charts:
UK: 6 / US: 55 / D: –
3. Sido: Halt Dein Maul
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=umhsOAxGM6U[/youtube]
Einbetten geht nicht? Klick
Wahrscheinlich die erste Aggro Berlin Single, die Pythagoras namedroppt. Weiter auf dem Weg in die Gutbürgerlichkeit befindet sich also Deutschlands Elternschreck Sido, der sich bei „Halt Dein Maul“ nicht so ganz zwischen Zweifel und Hybris entscheiden kann. Da aber endlich einmal wieder Rap, Beat und Hookline funktionieren ist „Halt Dein Maul“ auch die beste Sido-Single seit Ewigkeiten. Und dankenswerterweise nicht so ein gotterbärmlicher Dreck wie die Ballade „Carmen“, bei der man Sido 2 Minuten 43 Sekunden lang den Titel dieser Single entgegenbrüllen möchte.
Charts:
UK: – / US: – / D: –
2. Kid Rock: All Summer Long
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Bzo2BMsW40k[/youtube]
…as heard on Radio Kidrock: der Bastard-Pop hat eine neue hässliche Fratze! Kid Rock verwurstet Warren Zevons „Werewolves Of London“ mit Lynyrd Skynyrds „Sweet Home Alabama“ und beschert sich selbst seinen größten Erfolg in diesen Breitengraden und uns den, ehm, Sommerhit des Jahres. Alles wehren hilft ja doch nichts: wer mit soviel Chuzpe klaut und dann auch noch gleich die Referenz im Refrain mitliefert, muss ja auch irgendwie belohnt werden. Außerdem sind die Lyrics so schlecht, dass sie schon wieder faszinieren: „We didn’t have no internet / But man I never will forget / The way the moonlight shined upon her hair”
Charts:
UK: 1 / US: 23 / D: 1
1. Britney Spears: Piece Of Me
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=f4NayXtzsBo[/youtube]
Der ganze Quatsch, Britney wäre wieder so gut wie früher, ist fraglos Unsinn. Sie war ja früher nie gut. Mit Ausnahme des von Cathy „Can’t Get You Out Of My Head“ Dennis geschriebenen Wahnsinnshit „Toxic“ war Britney in ihrer frühen Karriere keinen Deut besser als die Backstreet Boys oder sonstiger Unsinn, mit der unserer Jugend das Geld aus den Taschen gezogen wird. „Piece Of Me“ dagegen ist einer der wenigen Songs, die vom ubiquitären Autotune-Effekt profitieren und Britney zur naiven Electropopkönigin machen. Dass sie am Ende des Jahres mit einem neuen Album und vor allem der Single „Womanizer“ nachlegte, die ebenfalls besser als alles andere seit „Toxic“ ist, verdient zusätzliche Aufmerksamkeit: eine ordentliche Produktivität für jemanden, der die letzten Jahre hauptsächlich damit beschäftigt war, keinen Slip anzuziehen.
Charts:
UK: 2 / US: 18 / D: 1
Und 2007?
1. Rihanna feat. Jay-Z: Umbrella
2. Mika: Grace Kelly
3. Amy Winehouse: Back To Black
4. The Ting Tings: That’s Not My Name
5. Avril Lavigne: Girlfriend
6. Sean Kingston: Beautiful Girls
7. Gwen Stefani feat. Akon: Sweet Escape
8. Kanye West: Stronger
9. Scooter: Lass uns tanzen
10. Britney Spears: Gimme More
mit Text? hier
Und 2006?
1. Gnarls Barkley: Crazy
2. Mika: Relax, Take It Easy
3. Justin Timberlake: My Love
4. Amy Winehouse: Rehab
5. Lily Allen: LDN
6. Pet Shop Boys: Minimal
7. Nelly Furtado: Maneater
8. Scissor Sisters: I Don’t Feel Like Dancing
9. Torsun: Ten German Bombers
10. Kelis: Bossy
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Weiterlesen:
* Alben des Jahres 2008
* Songs des Jahres
* Filme des Jahres 2008