vonHans Cousto 15.02.2010

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

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Am Samstag, den 7. August 2010, wird in Berlin die Hanfparade 2010 unter dem Motto »Cannabis ist (Welt) Kultur« stattfinden. Die traditionsreiche Demonstration will das Wissen um die Kulturpflanze Hanf und ihre Nutzung als Rohstoff, Genussmittel und Medizin wieder in den Mittelpunkt der politischen Diskussion stellen.

Die Hanfparade fordert, dass die gesamte Hanfkultur, also sowohl die Kunst Hanf als Rohstoff, als Lebensmittel, als Genussmittel und als Medizin zu nutzen, dem immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO zuzuordnen und den bisherigen, ausschließlich auf Strafverfolgung ausgerichteten Behörden zu entziehen ist. Des weiteren sind die Samen der verschiedenen Hanfsorten respektive Hanfzüchtungen aus Gründen der Biodiversität (biologische Vielfalt) zu schützen und dem materiellen Weltkulturerbe der UNESCO zu unterstellen.

Ein drogenpolitisches Manifest

Das Weltkulturerbe der Psychonautik

Bei genauer Betrachtung der Gegebenheiten ist festzustellen, dass immer mehr Menschen durch die wachsenden Auswirkungen des illegalen Drogenhandels sowie der Politik, welche diesen zu kontrollieren versucht, beunruhigt sind. Die globale Entwicklung zeigt, dass der von der von den Vereinten Nationen eingeschlagene Weg zur Drogenkontrolle gescheitert ist. Die Vereinten Nationen sind aufgerufen, folgende Überlegungen und die daraus abgeleiteten Vorschläge in Erwägung zu ziehen.

Es wird festgestellt:

  • dass in den meisten Ländern versucht wird, die internationalen UNO-Drogenkonventionen von 1961, 1971 und 1988 zur Drogenkontrolle voll anzuwenden;
  • dass diese Versuche sich als erfolglos erwiesen haben, was das Unterbinden des illegalen Drogenhandels betrifft;
  • dass diese Versuche nicht selten zu einer Zunahme des Drogenhandels führen;
  • dass diese Versuche schädliche und kontraproduktive Auswirkungen haben;
  • dass die schwächsten Glieder der Drogenhandelskette (die Drogenkonsumenten, Kleinkuriere und die ländliche Bevölkerung in Zonen mit illegalen Anpflanzungen) unverhältnismäßig stark unter den negativen Konsequenzen von Drogenkontrollmaßnahmen zu leiden haben.

Unter den negativen Konsequenzen sind zu erwähnen:

  • Verletzung der grundlegenden Menschenrechte der schwächsten Glieder der Drogenhandelskette (ökonomische, politische, kulturelle Rechte und das Recht auf Gesundheit);
  • Manipulation von Informationen durch Organisationen der Vereinten Nationen wie die Weltgesundheitsorganisation, die durch einzelne Mitglieder hierzu genötigt wurde;
  • Verletzung der nationalen Souveränität von Vertragsländern der UNO-Konventionen und ganz speziell der sogenannten drogenproduzierenden Länder;
  • Zerrüttung des Rechtsstaates durch die Zunahme von Willkür und Korruption und durch die Schaffung von nationalen und internationalen Kontrollorganen, welche der demokratischen Kontrolle entrinnen;
  • Das Verschwenden von Geldern für die Repression. Diese Gelder würden besser eingesetzt für zweckmäßige Aufklärungs-, Präventions-, Schadenminimierungs- und Therapieprogramme.

Aus diesem Grund sind diese Drogenkontrollmaßnahmen als ineffizient und nutzlos zu klassifizieren, da sie ein großes Hindernis zur Einführung von neuen Strategien, um das Problem sowohl auf globaler wie auf lokaler Ebene anzugehen, darstellen. Es ist zu befürchten, dass die Verstärkung der aktuellen Politik zu einer Verschlechterung der Drogensituation beiträgt und zunehmend die Glaubwürdigkeit dieser Politik in der breiten Öffentlichkeit im allgemeinen schwindet.

Drogenpolitik muss sich den Prinzipien einer guten Regierungsführung unterordnen, wie sie in den universalen Menschenrechtserklärungen, in der Konvention über Biodiversität und in anderen internationalen Abkommen zugrunde gelegt sind. Insbesondere sind die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Rechte sowie das Recht auf kulturelle Vielfalt für alle Individuen zu garantieren. Deshalb wird hier den Regierungen der Welt vorgeschlagen, die Vereinten Nationen dazu aufzufordern, das Politikfeld »Drogenkontrolle« respektive »Umgang mit psychotrop wirkenden Substanzen« der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Suchtstoffkommission (UNODC) zu entziehen und der Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) anzuvertrauen.

Um dieser Forderung Ausdruck zu verleihen, wird am Samstag, 7. August 2010, in Berlin unter dem Motto »Cannabis ist (Welt) Kultur« demonstriert werden. Jeder, der diese Forderung unterstützen will, ist herzlich eingeladen, an den Vorbereitungen der Hanfparade 2010 mitzuwirken.

Dieser Text steht unter der GNU Free Documentation License 1.2 http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html

Vergl. hierzu: Hans Cousto: Das Weltkulturerbe der Psychonautik
http://25.nachtschatten.ch/wiki/index.php/Das_Weltkulturerbe_der_Psychonautik
Pressemitteilung der Hanfparade vom 28. November 2009: Cannabis ist Weltkultur
http://www.hanfparade.de/hanfparade/motto.html
Weitere Informationen zur Hanfparade:
http://www.hanfparade.de

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https://blogs.taz.de/drogerie/2010/02/15/cannabis_ist_weltkultur/

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kommentare

  • Die Politik steht nicht auf unserer Seite doch die Zeit nicht auf ihrer, irgentwann muss jeder gehn und eine neue Generation von Politikern steht schon in den Startlöchern.

  • Entwicklung kann man nicht aufhalten

    Drogenkonsum zu verbieten bedeutet,
    mit der Einnahme verbundene Bewußtseinszustände zu unterbinden, es kommt also einer Bewußtseinszensur gleich. Dabei gehen die modernen Gesetzeshüter so undifferenziert vor, dass sie schon allein deswegen ihre Glaubwürdigkeit verspielen. Verschiedene psychoaktive Drogen (THC, LSD, MDMA ua.) unter die Betäubungsmittel zu subsummieren zeigt nur die Inkompetenz des gewöhnlichen Umgangs. Da in den letzten Jahrzehnten der Drogenkonsum erheblich zugenommen hat, und so auch die Anzahl der Menschen, die eigene Erfahrungen mit solchen „Betäubungsmitteln“ haben, wird die Schieflage zwischen öffizieller demagogischer Manipulation und individueller Meinungsbildung immer bedrohlicher. Es ist sehr wichtig, dass hier frühzeitig Ventile geschaffen werden und eine differenzierte Diskussion lebendig bleibt. Dabei kann es nicht darum gehen, den Drogenkonsum in seiner Zunahme unreflektiert zu begrüßen, noch der Inkompetenz überkommener Prohibitionsstrategien zu entsprechen. Sondern aufzuklären und die Entscheidungsfähigkeit der User zu entwickeln helfen, ohne ihnen die Entscheidung je abzunehmen!
    Was der Einzelne als schön und erfüllend empfindet kann nicht diktiert werden, jeder hat ein Recht das Leben zu erproben und seine Lebensqualität selbst zu finden. Nichtsdestoweniger liegt die Verantwortung für sein Handeln uneingeschränkt bei ihm selbst.
    Die Entwicklung von Genußfähigkeit und Verantwortung kann man nur durch sachkundige Aufklärung fördern.

    Auf weltpolitischen Skalen büßen die westlichen Demokratien so massiv an Glaubwürdigkeit ein, indem versucht wird das mit Drogengebrauch verbundene traditionelle Kulturgut indigener Völker zu stören und damit die kulturelle Integrität von Naturvölkern zu vernichten, dass diese Behandlung für einen besonnenen Menschen vollkommen unzulässig erscheinen muss. Glücklicherweise gab es auch hierzulande schon große Geister, die sich in ihren Aussagen und Handlungen nicht von Wählerstimmen abhängig machen mussten. Alexander von Humboldt etwa bereiste Amerika und ließ sich in die schamanischen Riten der Ureinwoher durchaus einführen, er war bereit von ihnen zu lernen und wird bis heute für seine dortige Einfühlung auch sehr geschätzt.

    Der Hass mancher Naturvölker ist vollauf verständlich, wenn man ihren Anbau zerstört, ihre Angehörigen verfolgt, quält und tötet, ihre Riten missachtet und sich mit der dumpfen Überlegenheit von Geld und Macht weiser dünkt. Diese Misshandlungen gehen darüber hinaus mit massiven Umweltzerstörungen einher. Wie glaubwürdig ist die gesetzliche Verankerung der Menschenwürde, wenn sie hinter den nationalen Grenzen nicht mehr gilt?
    Der Umgang mit Drogen bildet eine Schlüsselrolle in der globalen Politik. Eine koloniale Denkweise ist hier völlig überholt und verschärft die Probleme in der Zukunft. Zumal die Lebensqualität hier wie anderorts beklagenswert leidet.

    Dies sind nur einige Gedanken und Gefühle, warum ich eine Aufarbeitung des Themas begrüße und auch zu eigenverantwortlichen Maßnahmen bereit bin. Ich wünsche mir eine besonnene Diskussion, das Abstehen von jeder Diskriminierung und den Versuch unserer globalen Rolle gerecht zu werden. Wir alle wohnen auf dieser kleinen Erde, lasst uns gute Nachbarn sein.

    Mit herzlichen Grüßen weiter so,

    Norbert Böhm

  • Ok … im August also.
    JETZT haben wir aber erst Februar!

    Meint Ihr nicht, daß diese Meldung ein ganz klein bißchen verfrüht ist? 🙂

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