vonDaisy Snow 15.04.2010

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

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Christianias Botschafter in Kopenhagen-Rest (1PS, geschätzte 120dB Bassdruck)

Den Zugang nach Christiania, dem autonomen Viertel in Kopenhagen, markiert ein Märchentor, rot-gelb gestreift, wie aus Bauklötzen konstruiert. Dahinter ist es still. Nebelschwaden liegen über dem Weg, Schwarzvermummte wärmen sich an Feuertonnen. Als Securitys wachen sie über das strikte Fotoverbot. Einer hat die dänische Flagge auf den Hals tätowiert.

Fröstelnd werden dazwischen die ersten Stände aufgebaut. Ein Tisch, eine Plane, ein Tuch und darauf das Sortiment. Zig verschiedene Platten Hasch, Einmachgläser voller Gras. Knapp ein Kilo pro Verkäufer und es sind nicht wenige. Einer ist in einem Hauseingang versteckt. Eine Touristin, offensichtlich aus Österreich, zerrt ihren Freund am Arm weiter, der neugierig auf die Verkäufer zusteuert. „I moag da net rein“, zischt sie, als würden hinter dem Vorhang Pest und Cholera lauern.

Doch es sind nur Hasch und Gras. 8 bis 20 Euro kostet das Gramm, je nach Qualität. Viele der Sorten sind aus Dänemark selbst, die anderen aus Amsterdam, Afghanistan, Marokko und Nepal. Ich kaufe Dansk Super Pot, Dansk Bubble Gum und ein namenloses Haschisch, auf das eine 13 geprägt wurde, was es irgendwie ziemlich attraktiv macht. Der Verkäufer dreht die Waage so, dass ich ablesen kann, dass er mir ein bisschen zu viel gegeben hat und sagt: „Enjoy your smoke.“

„Yes, I`ll do!“ Im Woodstock-Cafe. Einem flachen Holzbau, der sich zwischen die Ex-Kasernengebäude schmiegt. Drin ist alles voller Althippies und Hunde, Frauen sind nicht zu sehen. Dicker Qualm liegt in der Luft über dem zerrissenen Linoleum und wer noch keinen dicken Joint raucht, baut gerade einen. Der Tag wird hier mit einigen Bieren mit Christiania-Logo und selbstgeschmiertem Smörrebröd begonnen. Gut zugeraucht, begebe ich mich erstmal auf Exkursion durch das Kiffer-Wunderland, dass das hier ist.

Hinter einem Erdwall, an dem Fluss, der das Gelände am hinteren Ende begrenzt, haben sich die Bewohner Häuschen wider jeder Bauordnung konstruiert. Sie bestehen aus allem, was sich eben so findet, vor allem Holz, und ragen teilweise über die Wasserfläche hinaus. Seile hängen bereit um sich damit in die Fluten zu schwingen. Eine alte Dame und ein Fahrradfahrer grüßen mich freundlich, als wir einander passieren und dabei allesamt riesige Kanonenrohre im Mundwinkel hängen haben. In welcher Tradition sich die Gemeinde sieht, ist recht eindeutig. Am Fluss liegen viele, viele Blumem auf einer Stelle. Daran ist ein Band, auf dem steht „Woodstock.“

Am Ausgang von Christiania steht: „You are now entering the EU“. Im Januar 2011, zum 30. Jahrestag der Siedlung, wird das Gerichtsurteil zur beantragten Räumunug des Märchenlandes erwartet.

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