vonHans Cousto 19.12.2016

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

Mehr über diesen Blog

Jahr für Jahr gibt der Deutsche Hanfverband (DHV) Umfragen in Auftrag, um herauszufinden, wie viele Menschen in Deutschland für eine Legalisierung von Cannabis für Erwachsene sind. Am 11. November 2016 stellte der DHV die Ergebnisse des Umfrageinstituts  Civey vor.Abbildung 1 zeigt das Ergebnis der Umfrage des Instituts Civey für Deutschland

Abbildung 1 zeigt das Ergebnis der Umfrage des Instituts Civey für Deutschland. Demnach sprachen sich 49,3% für eine Legalisierung aus und 47,6% dagegen. Der Hanfverband machte keine Sensationsschlagzeile aus diesem Ergebnis, sondern setzte ein Fragezeichen in den Titel: Deutschland: Mehrheit für Legalisierung erreicht?

Wörtlich heißt es in der Meldung des DHV: „Die Mehrheit ist hauchdünn. Mit 49,3 Prozent pro Legalisierung und 47,6 Prozent dagegen liegt der Vorsprung innerhalb der möglichen Fehlertoleranz, die Civey angibt. Es ist auch noch keine absolute Mehrheit über 50 Prozent. Dennoch ist das ein bedeutsames Ergebnis. Zum ersten Mal in der Geschichte der Cannabisdebatte in Deutschland haben sich mehr Leute für einen regulierten Markt ausgesprochen als dagegen.

Civey versichert, dass zuverlässige Berechnungsmethoden dafür sorgen, dass aus den Rohdaten repräsentative Ergebnisse berechnet werden. Das Projekt befindet sich zwar noch in der Beta-Testphase, hat aber zum Beispiel bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus die zweitbeste Vorhersage von allen Meinungsforschungsinstituten geliefert.

Der Deutsche Hanfverband hat in der Folge das Ergebnis zeitnah durch weitere Umfragen durch traditionelle Institute überprüfen lassen. Am 16. Dezember 2016 veröffentlichte er die Resultate der Umfragen von Infratest und TNS Emnid unter dem Titel: Verwirrende Umfragen: Sinkt die Zustimmung zur Legalisierung in Deutschland?

Abbildung 2 zeigt das Ergebnis der Umfrage des Instituts infratest dimap für Deutschland

Abbildung 2 zeigt das Ergebnis der Umfrage des Instituts infratest dimap für Deutschland. Demnach sprachen sich 35% für eine Legalisierung aus und 62% dagegen. Gemäß dieser Umfrage ist nur ein gutes Drittel der Deutschen für eine Legalisierung und über 60% dagegen, ja die absolute Mehrheit ist gemäß dieser Umfrage dagegen.

Auch die Ergebnisse bezüglich Parteipräferenzen fallen bei diesen zwei Umfragen sehr unterschiedlich aus. Gemäß der Umfrage von Civey votierte die absolute Mehrheit für eine Legalisierung die Anhänger der Grünen (85,8%), der Linken (74,1%) und der SPD (53,3%). Eine relative Mehrheit der FDP-Anhänger sprach sich mit 47,3% gemäß Civey gegen eine Legalisierung und nur 44,1% dafür aus, bei Infratest hingegen 50% dafür und nur 43% dagegen. Außer den FDP-Anhängern sprachen sich bei Infratest nur noch die Linke-Anhänger mehrheitlich für eine Legalisierung aus.

Abbildung 3 zeigt das Ergebnis der Umfrage des Instituts Civey nach Parteipräferenzen

Abbildung 3 zeigt das Ergebnis der Umfrage des Instituts Civey nach Parteipräferenzen.

Abbildung 4 zeigt das Ergebnis der Umfrage des Instituts infratest dimap nach Parteipräferenzen

Abbildung 4 zeigt das Ergebnis der Umfrage des Instituts infratest dimap nach Parteipräferenzen.

Wie schon erwähnt, gab der DHV noch einem dritten Institut den Auftrag, eine gleich lautende Umfrage durchzuführen – dem Institut TNS Emnid. Bei den Angaben zur Legalisierung von Cannabis sortiert nach Parteipräferenzen weichen die angezeigten Werte um bis zu 48 Prozentpunkte von den Werten, die Civey ermittelte und bis zu 14 Prozentpunkte, die von Infratest übermittelt wurden.

Abbildung 5 zeigt die Zustimmung einer Legalisierung von Cannabis für Erwachsene gemäß den Umfragen von drei Instituten nach Parteipräferenzen sortiert im Vergleich

Abbildung 5 zeigt die Zustimmung einer Legalisierung von Cannabis für Erwachsene gemäß den Umfragen von drei Instituten nach Parteipräferenzen sortiert im Vergleich. Gemäß Civey befürworten 86% der Grüne-Anhänger eine Legalisierung, gemäß Emnid sind es nicht einmal halb so viele, nämlich nur 38%. Einzig die Linke-Anhänger kommen in allen drei Umfragen auf mehr als 50%, und nur die Anhänger von zwei Parteien (CDU/CSU und AfD) kommen in allen drei Umfragen auf weniger als 50%.

Abbildung 6 zeigt das Ergebnis der Umfragen von Infratest und Emnid aufgeschlüsselt nach West- und OstdeutschlandAbbildung 6 zeigt das Ergebnis der Umfragen von Infratest und Emnid aufgeschlüsselt nach West- und Ostdeutschland. Gemäß Infratest liegt die Zustimmung einer Legalisierung im Westen um 8 Prozentpunkte höher als im Osten von Deutschland, bei Emnid liegt hingegen im Osten die Zustimmung um 10 Prozentpunkte höher als im Westen. Bei Emnid wird auch eine Aufschlüsselung nach sogenannten Nielsen Gebiete übermittelt. Demnach gibt es in Berlin mit 64% die meisten Legalisierungsbefürworter – fast doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt, der gemäß Emnid bei 34% liegt.

Fazit

Die Umfrageinstitute müssen noch viel arbeiten, um zu Ergebnissen zu gelangen, die man als zuverlässig und glaubwürdig bezeichnen kann. Der DHV hingegen konnte mit seiner intensiven Recherche und seiner ausgewogenen Berichterstattung seine Glaubwürdigkeit weiter steigern. Der nüchterne Stil der Berichterstattung ganz ohne Effekthascherei sowie die intensive Recherche zeichnen den DHV als seriöse Quelle aus. Würden die großen Massenmedien einem ähnlich hohen Qualitätsstandard genügen, wären Begriffe wie „Lügenpresse“ und „fake news“ sicher nicht so geläufig, wie sie es derzeit sind.

Vergl. hierzu in diesem Blog

[20.11.2015] Cannabis: Mehrheit der Deutschen glaubt an baldige Legalisierung

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/drogerie/2016/12/19/cannabis-seltsame-umfrageergebnisse/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert