Die Ampelkoalition will den Freizeitkonsum und die dafür notwendigen Vorbereitungshandlungen wie Anbau, Verkauf, Erwerb und Besitz regulieren und legalisieren um den Schwarzmarkt überflüssig zu machen und den Gesundheitsschutz mittels Qualitätskontrollen zu fördern. Das Vorhaben ist rechtlich nicht ganz einfach und für die Akteure der Cannabislegalisierung gibt es viel zu tun. Um sie bei dieser anstehenden Arbeit zu motivieren respektive, um den Druck für eine rasche Umsetzung dieses Vorhabens auf die Regierenden zu erhöhen, wird es dieses Jahr wieder zahlreiche Demonstrationen geben. Am 20. April 2022 wird die Demonstration „4:20-day“ in Berlin starten, am 7. und am 14. Mai 2022 werden in diversen Städten auf der ganzen Welt die „Global Marijuana Marches“ stattfinden und am 13. August wird in Berlin wie jedes Jahr seit 1997 im Sommer die Hanfparade durch Berlin ziehen.
420-Day – Genese
Im Jahr 1971 verwendeten die fünf Highschool-Schüler Steve Capper, Dave Reddix, Jeffrey Noel, Larry Schwartz und Mark Gravich in San Rafael, Kalifornien, den Begriff „4:20“ im Zusammenhang mit einem Plan, nach einer aufgegebenen Parzelle mit Marihuana-Pflanzen in der Nähe der Station der Küstenwache auf der Halbinsel Point Reyes zu suchen, basierend auf einer vom Züchter erstellten Schatzkarte. Ihr Treffpunkt war eine Mauer außerhalb der Schule in der Nähe einer Louis-Pasteur-Statue. Dort trafen sie sich jeweils um 16:20 Uhr (4:20 p.m.) und sie bezogen sich dabei auf den Plan mit dem Ausdruck „4:20 Louis“. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, die Ernte zu finden, verkürzte die Gruppe ihren Namen schließlich auf „4:20“ und dieser Name entwickelte sich zu einem Codewort. Immer mehr Highschool-Schüler wie auch andere Teenager verwendeten das Codewort „4:20“ im Bezug auf den gemeinsamen Konsum von Cannabis. Der Code diente dazu, dass man in der Öffentlichkeit über das Kiffen reden könnte, ohne dass andere zufällig mithörende Personen mitkriegen konnten, worüber man sprach.
Steven Hager von High Times machte die Geschichte der „4:20-Gruppe“ – auch „the Waldos“ genannt – mit dem Artikel vom 7. August 2002 „Stoner smart, or stoner stupid?“ weltweit populär. In der Folge gab es zahlreiche Artikel in der High Times über das Rauchen um 4:20 Uhr und einen Feiertag am 20. April. Doch auch schon füher berichtete Steven Hager in der High Times über die 4:20-Geschichte, so im Dezember 1998 unter dem Titel „420 or fight“ wo er ein Foto der 4:20-Begründer veröffentlichte.
Dave Reddix, einer der fünf Highschool-Schüler hatte den Spitznamen Waldo und war als Mitarbeiter der Musikgruppe Grateful Dead unter dem Namen „Waldo“ Reddix bekannt. Dank der Vermittlung seines Bruders erhielt er den Job als Roadie für den Grateful-Dead-Bassisten Phil Lesh. Der Begriff „420“ als Codewort setzte sich in diesem Deadhead-Kreis durch. Die Legende besagt, dass Deadheads in Oakland am 28. Dezember 1990 Flyer verteilten, die die Leute aufforderten, am 20. April um 16:20 Uhr „420“ zu rauchen und dies zu zelebrieren.
Die Musiker der Gruppe Grateful Dead spielten eine große Rolle für das Bekanntwerden des 4:20-Rituals, da die Waldos mehr als nur eine geografische Verbindung zu den Grateful Deads hatten. Dies schrieb u.a. die Huffington Post am 20. April 2013 unter dem Titel „20.4.: Wie der „Weed Day“ zu seinem Namen kam“ und berichtete, weshalb die Musiker der Gruppe Grateful Dead Ende der 60er Jahre von San Francisco in die Hügel von Marin County zogen, nur wenige Blocks von der San Rafael High School entfernt. Ja, und Mark Gravitchs Vater kümmerte sich um Immobilien für die Musiker der Gruppe. Und der ältere Bruder von Dave Reddix, Patrick, leitete eine Sideband von Grateful Dead und war mit Bassist Phil Lesh gut befreundet. Dave war sein Roadie. Die Bekanntheit von Grateful Dead beflügelte das Bekanntwerden des 4:20-Rituals.
420-Day am 20. April 2022 in Berlin
Der Initiator der diesjährigen 420-Day-Demonstration in Berlin, der Richter Andreas Müller, sowie der Organisator der Demonstration, Daniel Brückner, sind sich im klaren, welche Rolle Musik beim Vermitteln der 420-Idee spielt. Deshalb haben sie Musiker aus Berlin angesprochen, die die Demonstration mit auf das Thema bezogenen Kompositionen zu bereichern. Beispielsweise wird Marvin Game auftreten, der für fast wie Psalmen anmutende Songs veröffentlicht hat wie „Ich bleib ein Kiffer“ und auch mit dem Richter Müller ein sehenswertes Interview geführt hat. Auch die Musiker GReeeN und Plusmacher saßen schon mit Richter Müller zusammen für ein ausführliches Interview zum Thema Legalisierung. Plusmacher ist auch schon auf der Bühne der Hanfparade aufgetreten wie auch Maama Ganja, die am 420-Day sicher wieder akustische Leckerbissen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Demonstration präsentieren wird.
Nicht nur musikalisch wird der 420-day am 20. April mit Highlights glänzen, sondern auch mit verbalen Beiträgen. Außer Richter Müller werden dort bekannte Persönlichkeiten wie Hubert Wimber (Polizeipräsident a.D. aus Münster), Ates Gürpinar (Drogenpolitischer Sprecher Die Linke im Bundestag) und Tobias Pietsch (kriminalisierter CBD-Händler) sprechen.
Global Marijuana March
Der Global Marijuana March (GMM), auch Million Marijuana March (MMM) und Global Cannabis March genannt, ist eine alljährliche internationale Demonstration für die Legalisierung von Cannabis und Cannabisprodukten. Er findet fast überall am ersten Samstag im Mai statt.
Die weltweite Veranstaltung Global Million Marijuana March (GMM oder MMM) begann 1999 mit Irvin Dana Beal als Hauptorganisator. Der GMM findet jedes Jahr am ersten Samstag im Mai statt und findet heute in Hunderten von Städten auf der ganzen Welt statt, zusätzlich zu New York City, wo seit 1967 verschiedene Marihuana-Kundgebungen stattfinden.
Irvin Dana Beal wurde 1947 in Ravenna, Ohio (USA), geboren. Als Teenager trampte er per Anhalter nach Washington, DC, um die Rede „Ich habe einen Traum“ von Martin Luther King zu hören. Im Oktober 1963 organisierte er eine Demonstration mit 2.000 Menschen in Birmingham um gegen den Ku-Klux-Klan zu protestieren. Beal wurde bereits anfangs der 70er Jahre in den Medien als Gründer mehrerer radikaler Jugendgruppen, die im Underground agierten, einschließlich der Yippies, beschrieben. Schon damals war er bekannt für das Organisieren vieler Pro-Pot-Demonstrationen. Er sprach sich für die Verschmelzung von politischem Radikalismus und psychedelischem Lebensstil aus.
Beal hat Ibogain als Mittel gegen Suchterkrankungen entdeckt. Beal ist davon überzeugt, dass Sucht eine Krankheit ist, die mit Ibogain behandelt werden kann. Beal half bei der Organisation des Boston Ibogaine-Forums, das im Februar 2009 an der Northeastern University stattfand. Während des Forums hielt er einen Vortrag über die Chemie und Pharmakologie von Ibogain. Beal nahm auch am Ibogaine-Forum teil, das am 5. und 6. September 2009 an der Universität von Otago, Neuseeland, stattfand, sowie an einer ähnlichen Informationsveranstaltung in den Niederlanden im Jahr 2017. Beal half auch bei der Organisation des Europäischen Ibogaine-Forums im September 2017 in Wien.
Während des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 organisierte Beal eine Demonstration in Scranton, Pennsylvania, bei der Pro-Cannabis-Aktivisten einen aufblasbaren Marihuana-Joint von 51 Fuß (ca. 15,5 Meter) zu einer Kundgebung von Hillary Clinton trugen und gleichzeitig einen offenen Brief an Hillary Clinton weitergaben mit der Forderung Cannabis aus dem Gesetz über kontrollierte Substanzen zu streichen.
Global Marijuana March 2022 in Deutschland
Die deutsche Bundesregierung hat angekündigt, Cannabis legalisieren zu wollen. Nach jahrzehntelanger Diskriminierung, Stigmatisierung und staatlicher Verfolgung von Cannabiskonsumenten scheint es so, als könnte endlich Vernunft in die deutsche Politik einkehren. Doch wie genau soll das neue Gesetz aussehen? Und wie viele hunderttausend Strafverfahren müssen wir noch ertragen, bevor es in Kraft tritt?
Die Demonstranten treten mit folgenden Forderungen an die deutsche Bundesregierung:
– Sofortige Entkriminalisierung: Keine Strafverfahren mehr wegen geringen Mengen
– Eigenanbau muss legal werden: Es ist nur eine Pflanze!
– Vergangenes Unrecht aufarbeiten: Amnestie für gewaltfreie Cannabisdelikte
– Führerscheinrecht anpassen: Realistische Grenzwerte einführen
Bereits angemeldeten Veranstaltungen zum Global Marijuana March mit allen Details können der Website gmm-deutschland.de sowie der Website des Deutschen Hanfverbandes entnommen werden. Für Samstag, 7. Mai 2022, wurden bislang in den folgenden Städten Veranstaltungen zum GMM angemeldet:
Berlin, Pariser Platz, 12:00 Uhr
Braunschweig, Hagenmarkt, 13:00 Uhr
Dortmund, Friedensplatz, 10:30 Uhr
Halle (Saale), Marktplatz, 14:00 Uhr
Hamburg, Arrivati Park, 14:00 Uhr
Heidelberg, Stadtbücherei, 14:00 Uhr
Konstanz, Stadtgarten, 16:20 Uhr
Magdeburg, Domplatz, 12:00 Uhr
München, Karl-Stützel-Platz, 14:00 Uhr
Nürnberg, Theodor Heuss Brücke am Pegnitzgrund, 14:00 Uhr
Regensburg, Domplatz, 14:00 Uhr
Stuttgart, Erwin-Schöttle-Platz, 16:00 Uhr
Ulm, Münsterplatz, 15:30 Uhr
In Darmstadt wird der GMM am 13. Mai um 15:00 Uhr am Friedensplatz starten. Und für den 14. Mai sind in folgenden Städten Versammlungen angemeldet:
Frankfurt am Main, Friedensplatz, 15:00 Uhr
Freiburg im Breisgau, Platz der alten Synagoge, 15:00 Uhr
Oldenburg, Schlossplatz, 13:00 Uhr
Weitere Demonstrationen sind in Vorbereitung. Auf der Website gmm-deutschland.de sowie der Website des Deutschen Hanfverbandes sind stets alle aktualisierten Gegebenheiten zu finden.
Hanfparade
Die Hanfparade ist die größte und traditionsreichste Demonstration für Cannabis als Medizin, Rohstoff und Freizeitdroge in Deutschland. Sie findet seit 1997 jährlich in Berlin statt. Die nächste Hanfparade ist angemeldet, findet am 13. August 2022 statt und trägt das Motto „Hanf ist für alle da!“
Über ein Dutzend Rednerinnen und Redner haben bereits fest zugesagt, auf der diesjährigen Hanfparade zu sprechen. Zum ersten Mal in der 25-jährigen Geschichte der Hanfparade wird auch der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung (derzeit Burkhardt Blienert) sprechen.
„Fördernd ist Beharrlichkeit“ und „Beharrlichkeit bringt Heil“ heißt es immer wieder im I Ging, dem chinesischen Weisheitsbuch der Wandlungen. Das hat sich auch beim Demonstrieren für Hanf als Arzneimittel gezeigt. Nach zwei Jahrzehnten des Demonstrierens wurde Cannabis als Medizin rechtlich reguliert und den Patienten zugänglich gemacht. Nun folgt der nächste Schritt, Cannabis für den Freizeitkonsum zu regulieren und den Leuten in überprüfter Qualität zugänglich zu machen. Die derzeitige Regierung hat sich das vorgenommen und jetzt müssen die Liebhaber der Cannabisprodukte den Regierenden zu zeigen, dass ein auf „die lange Bank“ schieben nicht akzeptiert wird und eine rasche Umsetzung des Vorhabens gefordert wird.
Vergleiche hierzu in diesem Blog
[02.08.2021] Hanfparade 14. August 2021
[01.08.2019] Hanfparade 10. August 2019
[03.05.2017] Global Marijuana March 2017
[24.04.2015] Zwei Dutzend Hanfdemos im Mai
[17.02.2015] Mehr Hanf wagen
[16.05.2013] Impressionen vom Global Marijuana March
„Kiffer“, das klingt in meinen Ohren so nach Raucher. Zu der Zeit, späte 60-er, frühe 70-e, in der ich das betrieb, kannten wir noch die Schriften Baudelaires – und, natürlich, nicht nur seine – in denen das Rauchen verpönt, weil so primitiv, war. Der wahre Genießer knabbert zu einem (!) Glas schweren Rotweins etwas am Keks, oder beißt auch mal direkt hinein. Dann hieht er sich dezent zurück und begibt sich in die Kontemplation. Einer meiner damaligen Freunde tat das ein einziges mal – stand Stunden später auf, sagte „das war weise“ – und benötigte das Hilfsmittel nie wieder. Doof zu „kiffen“ ist wahrhaft weit unter jedem Niveau.