vonHans Cousto 26.04.2022

Drogerie

Aufklärung über Drogen – die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.

Mehr über diesen Blog

Vor 25 Jahren startete am 23.August 1997 die erste Hanfparade am Ernst-Reuter-Platz seinen ersten Umzug durch Berlin. Das Motto lautete „Legalisierung jetzt! Mit Hanf in die Zukunft“ und so zogen damals in der Endphase der Kohl-Regierung Tausende voller Hoffnung auf eine neue Drogenpolitik durch die Straßen von Berlin.

Leitbanner Hanfparade 1997
Leitbanner Hanfparade 1997

Vor 21 Jahren, im Herbst 2001, kurz nach der Hanfparade, die damals am 1. September in Berlin stattfand, gab Emanuel Kotzian in Nürnberg die Nr. 1 des Hanf Journals heraus. Außer einem Bericht von der Hanfparade von Daniel Kühne war auf der ersten Seite ein längerer Artikel mit dem Titel „Allein machen’se dich ein – Wer die Legalisierung will, muss dafür etwas tun“ von Daniel Kühne und Tilmann Holzer abgedruckt. Der Titel ist heute genauso aktuell wie der Schlusssatz des Artikels: „Drogenpolitik macht sich nicht von selbst – sie muss gemacht werden.“ Zu den Mitarbeitern der ersten Ausgabe gehörte zudem Georg Wurth, der 2002 Geschäftsführer des frisch gegründeten Deutschen Hanfverbandes (DHV) wurde und den er dann 2004 als alleiniger Inhaber übernahm und bis heute leitet. Werner Graf, der seinerzeit Bundessprecher der Grünen Jugend war gehörte ebenso zu den Autoren der Nr. 1 des Hanf Journals wie Vanessa Machowetz und natürlich der Herausgeber Emanuel Kotzian.

Hanf Journal Logo
Hanf Journal Logo

Vor 20 Jahren wurde der Deutsche Hanfverband (DHV) in den Räumlichkeiten des Hanf Journals gegründet. Georg Wurth gilt seit Anbeginn als Spiritus Rector des DHV. Der DHV hat ein Büro in Berlin mit festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und diverse ehrenamtlich tätige Ortsgruppen in mehreren Städten in Deutschland. Der DHV gibt nicht nur Informationsmaterialien heraus, sondern organisiert auch Demonstrationen, Kongresse – bekannt unter dem Namen „Cannabis Normal Kongresse, CaNaKo“ – und veröffentlicht auf seinem Videokanal drogenpolitische Nachrichten, die DHV-News. Das Motto des DHV lautet „Schluss mit Krimi, Cannabis normal!“

Richter Andreas Müller auf dem CSD 2017 in Berlin
Richter Andreas Müller (links)  trägt mit dem Autor dieser Zeilen (rechts) das Banner des DHV auf dem CSD 2017 in Berlin
Andreas Müller im Hanf
Andreas Müller im Hanf

Der Richter Andreas Müller zeichnete sich in den letzten Jahren durch eine Medienpräsenz aus, die eine Dimension erreichte, die sowohl den Hanfverband als auch die Hanfparade übertrumpfte. Im September 2015 veröffentlichte Müller im Herder Verlag sein Buch, „Kiffen und Kriminalität“ , in dem er sich einem seiner großen Themen, der Legalisierung von Cannabis, widmet. In dem Buch zeigt Andreas Müller deutlich auf, welche Auswirkungen das Verbot von Cannabis auf die Gesellschaft und einzelne Menschen hat. Im September 2019 hatte Jugendrichter Andreas Müller vom Amtsgericht Bernau angekündigt, sich in zwei von ihm ausgesetzten Verfahren an das Bundesverfassungsgericht zu wenden, um das aus seiner Sicht verfassungswidrige Verbot von Cannabis prüfen zu lassen. Am 20. April 2020 hat Müller den Normenkontrollantrag mit ausführlicher Begründung an das höchste deutsche Gericht übermittelt. Der Vorlagebeschluss des Amtsgerichtes Bernau als PDF-Datei (141 Seiten, 1,4 MB) ist online für jedermann verfügbar. Für drogenpolitisch interessierte Leute ist dieser Vorlagebeschluss eine absolut empfehlenswerte Lektüre, um sich schlau zu machen um das Motiv der Handlungsweise von Richter Müller zu verstehen.

Genau zwei Jahre später, am 20. April 2022, präsentierte Andreas Müller gemeinsam mit dem Rapper GReeeN auf der 420-Demo in Berlin, die er maßgeblich mitorganisierte, den Song „Entkriminalisierung Sofort“ mit dem Refrain „Kiffen ist nicht kriminell, Kiffen ist normal“ vor der Parteizentrale der SPD in Berlin. Bereits am ersten Tag der Veröffentlichung des Videos „Entkriminalisierung Sofort“ wurde es über 100.000 mal auf YouTube aufgerufen. Inzwischen sind es schon mehrere Hunderttausend und auf den Anfang Mai organisierten Global Marijuana Marches (GMM) wird der Song sicher bundesweit immer wieder zu hören sein. Und am 7. Mai 2022 wird Andres Müller um 10 Uhr in Dortmund auf dem GMM sprechen und dann um 14 Uhr auf dem GMM in Düsseldorf.

Flyer GMM Düsseldorf
Flyer GMM Düsseldorf

Der Richter Andreas Müller ist nun nicht mehr nur Jurist, Sachbuchautor, gefragter Interviewpartner, Demonstrant und Redner auf Kongressen und Demonstrationen sondern neuerdings auch Rapper, der sich mit dem sehr gut gelungenen Stück „Entkriminalisierung Sofort“ als solcher am 20. April 2022 auf der 420-Demo präsentierte. Andres Müller ist ein engagierter Aktivist auf den unterschiedlichsten Ebenen der Information und Kommunikation. Seit dem 4. März 2021 ist er auch auf Twitter aktiv. Innerhalb von drei Tagen hatte er schon mehr als 30.000 Follower – etwa so viele wie der Deutsche Hanfverband heute hat. Andreas Müller hat heute ( Stand 26. April 2022) 58.591 Follower auf Twitter, der Hanfverband 29.781, das Hanf Journal 8.683 und die Hanfparade 3.546. Andreas Müller spielt also ganz vorne in der ersten Liga der Legalizer mit und steht dabei mit seinem Engagement nicht nur beim Twittern an vorderster Front.

Konferenz Cannabis Normal!

Vom 17. bis 19. Juni 2022 wird in der Alten Münze am Molkenmarkt 2 in Berlin-Mitte am Ufer der Spree die „Cannabis-Normal-Konferenz (CaNoKo)“ des Deutschen Hanfverbandes (DHV) stattfinden. Der DHV wird zur CaNoKo Eckpunkte für die Legalisierung vorlegen und mit Politikern, Wissenschaftlern und Aktivisten diskutieren. Hinweise und Meinungsbilder aus der Community werden bei dieser Konferenz gesammelt und evaluiert, damit sie bei der zukünftigen Lobbyarbeit des DHV und anderen Organisationen wie LEAP Deutschland, mybrainmychoice oder dem Knowmad Institut berücksichtigt werden können.

Cannabis normal Logo
Cannabis normal Logo

Auf der Konferenz werden Fragen diskutiert wie: Soll Cannabis auch in Apotheken verkauft werden dürfen? Welche Regeln könnten für privaten Eigenanbau gelten? Wie sind Cannabis Social Clubs zu organisieren? Was erwarten Konsumenten von einem Cannabisfachverkäufer? Welche Ausbildung sollte ein Cannabisfachverkäufer haben? Ist eine THC-Obergrenze für die verkauften Produkte sinnvoll? Welche Angaben außer den THC- und CBD-Werten sollen dem Käufer von Cannabisprodukten kommuniziert werden? Wie lösen wir das Führerscheinproblem?

Der CaNoKo Hanf-Adler

Hanf-Adler des DHV
Hanf-Adler des DHV

Die CaNoKo 2022 ist die dritte Konferenz, die der DHV organisiert. 2017 und 2018 gab es schon einmal solche Konferenzen. Anlässlich dieser Konferenzen gab es auch jeweils Preisverleihungen für besondere Leistungen im Bereich Aufklärung, Wissenschaft und Aktivismus. Im Jahr 2017 erhielt der drogenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Partei die Linke, Frank Tempel, den Hanf-Adler für seine Verdienste. Auf der CaNoKo 2018 erhielten drei Personen die Ehrung eines Hanf Adlers: Der Hanf-Adler 2018 in der Kategorie „Wissenschaft“ ging an Prof. Stephan Quensel, einen Vordenker prohitionskritischer Wissenschaft seit Jahrzehnten. Der Hanf-Adler 2018 in der Kategorie „Politik“ ging an Hans-Christian Ströbele. Als einer der bekanntesten und beliebtesten Grünen-Politiker ist er ebenfalls seit Jahrzehnten mit seiner Forderung nach Legalisierung unterwegs, egal ob auf Parteitagen oder auf der Hanfparade. Hans-Christian Ströbele tätigte den Ausruf „Gebt das Hanf frei! – Und zwar sofort!“ während der Hanfparade 2002 in Berlin. Grammatikalisch falsch, jedoch korrekt zitiert, wurde dieser Spruch von Ströbele auch auf der 420-Demo am 20. April 2022 skandiert. Und der Hanf-Adler 2018 in der Kategorie „Aktivismus“ ging an den Sprecher der DHV-Ortsgruppe München für seinen jahrelangen engagierten, kreativen und seriösen Einsatz.

Ob auf der CaNoKo dieses Jahr wieder eine Preisverleihung mit Hanf-Adlern geben wird, ist bis dato öffentlich nicht bekannt. Doch wenn es wieder eine solche Preisverleihung geben wird, dann ist wohl in der Kategorie „Aktivismus“ der Richter Andreas Müller absolut prädestiniert, eine Würdigung mit diesem Preis zu erhalten. Es gibt in Deutschland niemand, der sich in den letzten Jahren mit so viel Geist und Humor aktiv für eine vernünftige und humane Cannabispolitik engagiert hat und das Thema Legalisierung in der Öffentlichkeit präsent gehalten hat.

Fazit

Die Erkenntnis, dass das BtMG „unrichtiges Recht“ ist, dass die Umsetzung dieses Rechts sozialschädliche Folgen hat und das die Prohibitionspolitik die Merkmale eines Verbrechens aufweist, lässt – um Gerechtigkeit und sozialer Frieden zu gewährleisten und Schaden vom Volk abzuwenden – nur eine logische Konsequenz zu: das BtMG muss aus wissenschaftlicher und rechtlicher Perspektive völlig überarbeitet werden respektive einige Passagen ersatzlos gestrichen werden, um Schaden vom Volk abzuwenden. Bei einer Novellierung des BtMG sollten auf jeden Fall die Förderung von Drogenkompetenz, Drogenmündigkeit sowie die Förderung zur Befähigung eines realistischen Risikomanagements implementiert werden und auf Strafmaßnahmen bei Handlungen, die keine Drittpersonen gefährden, völlig verzichtet werden.

Und nicht vergessen, am 7. Mai 2022 starten die Global Marijuana Marches in diversen Städten in Deutschland sowie weltweit und am 13. August 2022 wird die Hanfparade wieder durch Berlin ihre Runde drehen.

Vergleiche hierzu in diesem Blog

[05.04.2022] 420 + GMM – Code der Kifferkultur
[06.03.2021] Andreas Müller jetzt auf Twitter
[23.04.2020] Cannabisverbot verfassungswidrig?
[09.11.2018] Cannabis Normal Konferenz
[30.08.2016] 15 Jahre Hanf Journal

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/drogerie/2022/04/26/cannabis-normal/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert