vonChristian Ihle 17.08.2011

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Zum Start des gestern in Berlin gestarteten Fantasy Film Fests (bundesweite Termine siehe unten) besprechen wir gleich die zwei Hauptfilme: Das gelungene Centerpiece „Perfect Sense“ und den allzu biederen Eröffnungsfilm „Don’t Be Afraid Of The Dark“.

Perfect Sense

1. Der Film in einem Satz:

Ich schmecke nichts, was du nicht schmeckst.
Ich rieche nichts, was du nicht riechst…

2. Darum geht‘s:

Es beginnt harmlos: Menschen überkommt aus dem Nichts eine tiefe Traurigkeit. Verschwindet die Traurigkeit nach ein paar Stunden, verabschiedet sich mit ihr auch der Geruchssinn. Wie eine Pandemie breitet sich das Phänomen aus bis keine Nase auf der Welt mehr ihrem ursprünglichen Verwendungszweck folgt. Ist dieser Schock überstanden, verabschiedet sich als nächstes der Geschmackssinn, wenig später dann auch die Fähigkeit zu hören…
Erzählt wird dieses Ende der Sinne mittels der Liebesgeschichte eines Kochs (Ewan McGregor, der wie immer Ewan McGregor spielt) und einer Biologin (Eva Green), die sich kurz vor Einsetzen des Phänomens verlieben und während ihrer Liebe einen Sinn nach dem nächsten verlieren…

„Perfect Sense“ ist ein seltsamer, ungewöhnlicher Film, benutzt er doch Bilder des Weltenendes um von der Überlebensfähigkeit der Liebe zu erzählen: Liebe als der perfekte Sinn, der nie verschwinden wird, egal wie dunkel es draußen in der Welt auch werden wird. So erzählt „Perfect Sense“ die Geschichte vom Endes der Welt im Mikrokosmos der Zweisamkeit als Hochglanzdystopie. „A Perfect Sense“ ist entweder ein bewegendes Manifest des britischen Keep Calm And Carry On – Spirits und ein Hohelied auf den Humanismus oder dermaßen deprimierend, dass man heulen möchte. Oder: beides.

3. Der beste Moment:

Wenn langsam die Gewissheit um sich greift, dass niemand verschont werden wird und dass die Sinne sich auf immer verabschieden.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

„Perfect Sense“ hat eine schwierige Zielgruppe: den Endzeitfreunden wird er zu humanistisch und gefühlsbetont sein, den Liebesdramafetischisten zu endzeitlich hoffnungsvernichtend.
Was man auch am Trailer bemerken kann, der sein Bestes gibt, nur eine Hälfte der Geschichte zu erzählen:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=GWOlvyz_c2M&feature=player_embedded[/youtube]
.

* Regie: David Mackenzie (Vorherige Großtat: Hallam Foe)
* imdb

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Don’t Be Afraid Of The Dark

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=iL236dKj-L8[/youtube]
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1. Der Film in einem Satz:

Don’t be afraid of the dark – ein eingeschränkt sinnvoller Hinweis. Des Popblogs Tipps dagegen wäre: Mach keine einfallslosen Remakes von 70er Jahre Horrorfilmen.

2. Darum geht‘s:

Ein Innenarchitektenpärchen (Guy Pearce und Katie Holmes) hübscht ein altes, abgelegenes Haus auf. Als die junge Tochter (sehr ordentlich: Bailee Madison) aus der vorherigen Ehe dazu stößt, findet sie beim Stöbern einen unentdeckten, versteckten Keller mit fest verriegelten Luftschächten. Wie Innenarchitekten nunmal so sind, gilt es auch in gruselige Kellerlöcher frischen Wind zu bringen und so werden die fachmännisch verschlossenen Luftschächte geöffnet, auf dass sich sehr plotförderlich das Tor zur Hölle öffnen kann.

„Don’t Be Afraid Of The Dark“ ist ein klassisches Haunted-House-Movie, das schon so klassisch auftritt, dass nur noch verblüfft, wie überraschungsfrei der Film sein Programm abspult. Nicht einmal der Ansatz eines Twists, einer unerwarteten Wendung!

Natürlich erkennt man die Handschrift von Guillermo Del Toro, der am Drehbuch zum Remake dieses Fernsehfilms von 1973 mitgeschrieben und Troy Nixens Debütfilm produziert hat, in Ansätzen wieder. Wo aber ein „Pans Labyrinth“ – bei aller berechtigten Kritik – einfallsreich und beinah übersprudelnd mit anderweltlichen Ideen war, ist „Don’t Be Afraid Of The Dark“ nur ein schön gefilmter Gothic-Horror, der mehr wie ein Grimm’sches Märchen wirkt denn nach den in den letzten Jahren gesetzten Maßstäben im Genrekino schielt.

Verwunschenes Häuschen Krimi ist wohl eine geeignetere Bezeichnung als Haunted House Horror – leider aber für einen Eröffnungsfilm auch herzlich unspektakulär. Im Gegensatz zum wagemutigeren, aber völlig misslungenen Vorjahreseröffnungsfilm The Pack entscheidet sich das Fantasy Film Fest 2011 also für die play it safe – Variante.

3. Der beste Moment:

Auch hier ein Klassiker: das Mädchen sucht mit der Taschenlampe unter ihrer Bettdecke, ob da nicht etwas krabbelt… und sucht und leuchtet, und leuchtet und sucht… bis auf einmal eben doch der niedliche Dämon uns seine Fratze entgegenstreckt. Vorhersehbar, aber nichtsdestotrotz effektiv.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

* Regie: Troy Nixey (Debütspielfilm)
* imdb

FANTASY FILMFEST 2011

Berlin – 16. – 24. Augus
Hamburg – 17. – 24. August
Frankfurt & Köln – 24. – 31. August
Nürnberg – 25. August – 1. September
München – 30. August – 7. September
Stuttgart – 31. August – 7. September

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https://blogs.taz.de/fantasy_film_fest_1_perfect_sense_dont_be_afraid_of_the_dark/

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