Berlin-New York und zurück: Das Bröhan-Museum und die Akademie der Künste zeigen derzeit Arbeiten von Gundula Schulze Eldowy in zwei großen Ausstellungen – und das ist auch gut so!
Im Bröhan-Museum, dem selbstbetitelten Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus, erwartet man nicht unbedingt Arbeiten von Gundula Schulze Eldowy. Aber das Museum hat in den oberen Räumen (über dem Rathgen-Forschungslabor, das schon einige Kunstfälscher entlarvt hat) eine sogenannte BLACKBOX eingerichtet. Und – wie passend – die 13. Ausgabe ist Gundula Schulze Eldowy gewidmet und ihrem Bilderzyklus BERLIN IN EINER HUNDENACHT, angeblich erstmals komplett zu sehen. Die Bilder sind zwischen 1977 und 1990 in Ostberlin entstanden und wer davon noch nie gehört hat oder sich – wie ich – daran nicht satt sehen kann: UNBEDINGT HINGEHEN!
Für mich persönlich gehört BERLIN IN EINER HUNDENACHT neben The Ballad of Sexual Dependency von Nan Goldin, Das Auge der Liebe von René Groebli und Sentimental Journey von Nobuyoshi Araki zu den wichtigsten und größten Fotoarbeiten überhaupt.
Allerdings gibt es nur ein kleines Manko: Die anderen drei genannten Arbeiten existieren schon „immer“ als Fotobücher, abgeschlossen in Bildauswahl und Format, als Künstlerbücher mit kurzen poetischen Texten für die Ewigkeit. Unter dem Titel BERLIN IN EINER HUNDENACHT gibt es eine große Ausgabe vom Verlag Lehmstedt, die aber noch etliche weitere Arbeiten aus der DDR-Zeit, also vor 1990, enthält. Mir wäre eine kleine Ausgabe nur mit der Hundenacht und dem poetischen Text von Gundula dazu, ganz ohne schlaue Kuratorentexte, am liebsten. Eine neue Ausgabe der Hundenacht vom Verlag Spector Books ist angekündigt … mal sehen, ob mein Wunsch erfüllt wird …
Hier die Infos zur Ausstellung im Bröhan-Museum:
BRÖHAN-MUSEUM LANDESMUSEUM FÜR JUGENDSTIL, ART DECO UND FUNKTIONALISMUS
Schlossstraße 1a, 14059 Berlin (am Schloss Charlottenburg)
20. Januar bis 14. April 2024
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr und an allen Feiertagen
In der Akademie der Künste am Pariser Platz läuft noch bis zum 1. April „Halt die Ohren steif! Gundula Schulze Eldowy und Robert Frank“. Die Ausstellung wurde bereits 2018 in Gundulas Geburtsort Erfurt gezeigt und ist jetzt endlich in Berlin in einer erweiterten Fassung zu sehen. Ein große Wundertüte unterschiedlicher Arbeiten und Ansätze, berührendes Dokument einer großen Künstlerfreundschaft. Auch unbedingt anschauen!
Eine Arbeit möchte ich hervorheben: Die Videoarbeit DIE FRAU AM KREUZ von Gundula ist in einer offenen Box zu sehen. Wer diese berührend-verstörende 30 Minuten lange Arbeit nicht zusammen mit anderen Besuchern schauen mag (so wie ich), kann den Film auf der Homepage von Gundula in Ruhe betrachten.
www.gundula-schulze-eldowy.com
Und zum Abschluss noch ein Blick zurück …
Heiligabend 2017 traf ich Gundula in Pankow und fotografierte sie für mein TAZ-Wintertagebuch, das dann im Januar 2018 mit folgendem Text erschienen ist:
Kirschblüten Anfang Januar, dort wo einmal eine Mauer die Menschen dieser Stadt getrennt hat. Gundula Schulze „Das Licht“ Eldowy, die große Fotografin, ist entzückt, regelrecht verzückt, tanzt auf der Trittleiter, die ich tapfer halte, küsst die Blüten und dankt dem Baum für seine Schönheit.
Magische Momente.
Gundula hält die frühe Blüte für ein positives Zeichen und prophezeit den Berlinern ein gutes Jahr.
Sie, die Weltreisende, bereitet gerade eine große Ausstellung in ihrem Geburtsort Erfurt vor, die ihre tiefe Freundschaft zu Robert Frank dokumentieren und bislang ungesehene Bilder aus New York zeigen wird.