vonFred Hüning 29.07.2021

FKK – Foto, Kunst & Kapriolen

Fred Hüning, Fotograf & Tagedieb, sitzt in einer einsamen Blog-Hütte im Brandenburgischen und schreibt und fotografiert für sein Blog-Buch.

Mehr über diesen Blog

Werte Brandenburg-Kunst-und-Kultur-Blog-Leser,

es ist Sommerpause und ich nehme mir aus aktuellem Anlass die künstlerische Freiheit eine Arbeit vorzustellen, die zwar 2020 in Brandenburg am Computer entstanden ist, aber eigentlich 2008 mitten im Ruhrpott in Duisburg spielt.

Die Arbeit heißt WOVON MASCHINEN TRÄUMEN – EIN SOMMERTAG IN DUISBURG und ist derzeit in Gelsenkirchen zu sehen im Rahmen der Neuaufnahmen 2020/2021 vom PIXELPROJEKT RUHRGEBIET:

https://www.wipage.de/detail/news/pixelprojekt-ruhrgebiet-5

Hier eine kurze Einleitung von Peter Liedtke vom PIXELPROJEKT RUHRGEBIET zu der Arbeit gefolgt von einer Bildstrecke:

Seit 2007 fährt eine neunäugige Kamera-Maschine des Weltkonzerns Google durch mittlerweile 87 Länder der Erde mit dem Ziel, ganze Städte, ihre Straßen, Plätze, Häuser, Menschen, Tiere, Pflanzen und sogar den Himmel zu erfassen.

Die Maschine sieht alles und erkennt doch nichts. Die Maschine erkennt keine Schönheit, keine Hässlichkeit, keine Freude, kein Leid. Die Maschine schafft eine mittlere Großstadt in wenigen Tagen. Die Maschine lässt sich nicht anhalten, nicht aufhalten, nicht ausschalten. Die Maschine verpasst am Ende Jedem und Allem, sogar dem Himmel, sein Markenzeichen.
Die Maschine fragt Niemanden um Erlaubnis.

Im August und September 2008 ist der Wagen von Google mit seinen neun Kameras durch Duisburg gefahren, eine Stadt, die der Fotograf persönlich, außer von den Schimanski-Tatorten aus den 1980er Jahren, nicht kennt. Beim Betrachten alter Schimanski-Folgen wurde er wieder in ein Land (die alte BRD) und in eine gesellschaftliche Stimmung, versetzt, die es so schon lange nicht mehr gibt.

Wegen dieser Sehnsucht entschied er sich in seiner Arbeit für Duisburg und wurde reichlich belohnt: So wie sich das pralle Leben im Jahr 2008 auf den Straßen und Plätzen der Stadt abspielt, sieht es heute zwölf Jahre später schon nirgends mehr aus: Nur ganz vereinzelt wurde mal eine Person mit einem Handy entdeckt; meistens sind Leute zu zweit oder in Gruppen in angeregte Gespräche vertieft; trinken, lachen, streiten. Alles draußen auf der Straße – und keiner trägt eine Maske.

Durch die Arbeit mit dem von Google Street View aufgenommenen Material schöpft der Fotograf aus dem unpersönlichen Datenwust Momente von Schönheit, Menschlichkeit und Humor.

Und nun viel Spaß! Beim Betrachten der Bilder kann man sich durchaus fragen, ob nicht Brandenburg auch eine Art Ruhrpott ist – nur mit anderen Mitteln …

© für alle Bilder: Fred Hüning

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/fkk/der-ruhrpott-liegt-in-brandenburg/

aktuell auf taz.de

kommentare