vonFred Hüning 03.09.2024

FKK – Foto, Kunst & Kapriolen

Fred Hüning, Fotograf & Tagedieb, sitzt in einer einsamen Blog-Hütte im Brandenburgischen und schreibt und fotografiert für sein Blog-Buch.

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Wenn man – wie ich am Anfang dieser kleinen Recherche – den großen Ausstellungsraum der Berlinischen Galerie betritt und in die Welt von Özlem Altıns Solo-Show PRISMA buchstäblich eintaucht, ist der erste Gedanke zur Sparte dieser eigenwilligen und visuell sofort faszinierenden Kunst: MALEREI.

(Visuelle Eindrücke der Ausstellung findet Ihr, liebe LeserInnen, ganz, ganz unten)

Auf den zweiten Blick entdeckt man innerhalb dieser riesigen malerischen Formate Ausschnitte von schwarz-weiß Fotografien meist von (weiblichen) Körpern, Körperteilen, Kinderkörpern. Diese Körperteile scheinen absichtlich eher grob als filigran ausgeschnitten zu sein und sind offenbar auf die Leinwand aufgeklebt und von monotonen (oft roten) Farbschlieren umschlossen. Die Körper und Körperteile scheinen von der Farbe aufgesogen zu werden, in ihren Strudeln mitgerissen, ja auseinander gerissen. Die Farbe schreit BLUT, die schwarz-weißen Fragmente schreien TOD … 

(Soweit meine völlig subjektive, intellektuell und kunstwissenschaftlich unterbelichtete Wahrnehmung. Wenn Ihr es lieber etwas fundierter und theoretischer haben möchtet: etwas weiter unten findet Ihr eine Erläuterung der Berlinischen Galerie.)

Wenn man nun auf den dritten Blick zu Özlem Altın googelt, die Texte der Galerie und des kongenial aufgemachten Kataloges zur Ausstellung (würde man alle Texte konsequent aus dem Katalog rauswerfen, hätte man ein wirklich aufregendes Künstlerbuch in Händen) studiert, benutzt Özlem (ich duze hier einfach mal unter entfernten KollegenInnen) Fotografien aus (meist historischen) Archiven, die sie – wie Gerhard Richter mit seinem faszinierenden ATLAS – sammelt und für ihre Bildwelten und Bildschöpfungen benutzt. Und tatsächlich wird Özlem spartentechnisch (schlimmes, bürokratisches Wort, sorry … gibt es das überhaupt?) weniger der Malerei als vielmehr der FOTOGRAFIE zugeordnet, zumindest der NEW PHOTOGRAPHY, und von der Fotokritikerin und CAMERA AUSTRIA – Chefin Maren Lübbke-Tidow  (gewohnt über-intellektuell und wissenschaftlich dröge, leider …) gewürdigt.

Özlem hatte 2020 sogar im MoMA (richtig gelesen: DAS MoMA from NYC … immer noch der heilige Tempel der Kunst, wo alle hinwollen und kaum eine/einer – vor allem FotografInnen nicht – jemals hinkommen) zusammen mit 7 weiteren, ebenfalls im weiteren Sinne FotografInnen eine Ausstellung mit dem Namen Companion Pieces – New Photography 2020.

Im Pressetext der Berlinischen Galerie zu ihrer Solo-Show PRISMA steht geschrieben:

„In ihrem Schaffen ist Özlem Altın nicht auf ein einziges künstlerisches Medium festzulegen. In einem dynamischen Prozess des Collagierens und der Fotomontage realisiert sie in der Berlinischen Galerie eine facettenreiche und raumspezifische Installation, in der sie mit großer Empathie das Beziehungsgefüge zwischen Fotografie, Archiv und Körper untersucht.

Die Ausstellung lädt dazu ein, sich mit den Zyklen des Lebens – als Metapher des Prozesshaften und der Veränderung oder als Reflexion des Kosmos als sich stetig wandelndes Räderwerk – auseinanderzusetzen. Der Körper ist für Özlem Altın Ausdrucksmittel und Wissensspeicher zugleich oder, wie sie es formuliert, eine „Schaltfläche von Austausch, Verbindung und Übertragung von Wissen durch Berührung und Kontakt“.  

Abschließend aka zu guter Letzt ein echter Geheimtipp für alle Neugieriggewordinnen:

Wer die spannende Künstlerin Özlem Altın gerne einmal live and in persona erleben möchte, komme am Samstag, 7.9.24,  in die Uckermark (genau nach Böckenberg zum Künstlerplattenneubau LIBKEN, dort wo die UM am schönsten ist und wo auch der berüchtigte Verfasser dieser Zeilen sein Sommeratelier bezogen hat) zur Abschlusspräsentation und Party der SOMMERAKADEMIE Libken e.V. – geleitet von Özlem und – dem ebenfalls irgendwann mal irgendwie auch aus der Fotografie kommenden – HARRY HACHMEISTER. Umfassend betreut wird die Akademie von unserem Local Hero JJ Schmitt.

Die Teilnehmer der Sommerakademie werden ihre in dieser bestimmt sehr intensiven Woche entstandenen Werke oder Werkfragmente oder Denkfragmente im WASSERWERK präsentieren. Und unser The-One-And-Only-Drinkmaster OLAF wird dabei mit seiner inzwischen legendären Bar Paradieschen dafür sorgen, dass niemand nüchtern (zumindest trunken vor lauter Kunst und Wohlgefallen) nach Hause kommt.

HIER NOCH DIE NACKTEN FAKTEN (danach gibt es dann endlich BILDER):

Die interdisziplinäre Libken Sommerakademie findet 2024 zum Thema Nachhaltigkeit statt.
Konzept & Organisation: Sophia Kesting
Organisation: Jonas Johannes Schmitt
Dozent*innen: Özlem Altin und Harry Hachmeister

Was: Abschlussausstellung der Libken Sommerakademie, Pizza, Drinks, Musik
Wo: Wasserwerk und Garten des Denk- und Produktionsort Libken, Ort Böckenberg 15-17, 17268 Gerswalde
Wann: 07.09.24 ab 17 Uhr

NACHDENKEN ÜBER F. (DIE FOTOGRAFIE): Die BERLINISCHE GALERIE ist dafür immer ein guter Ort (Foto: Fred Hüning)

UND JETZT: PRISMA aka RHAPSODIE IN ROT von Özlem Altın in der BG:

Eindrücke von der Solo-Show PRISMA in der BG

Text & Fotografien: Fred Hüning

 

 

 

 

 

 

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https://blogs.taz.de/fkk/in-um-berlin-oezlem-altin/

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