Im Sommer 2006 verbrachte ich einen langen, schönen Sommer in Stralsund und auf Rügen. In der Stralsunder Ossenreyerstraße – inmitten der Fußgängerzone – befand sich das Wahlkreisbüro der damals noch frisch gebackenen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Wahlkreis 15 „Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I“ hat sich Merkel seit 1990 acht Mal in Folge ihr Bundestagsmandat gesichert. Merkel bezeichnet den Wahlkreis als ihre politische Heimat. Trotz “Heimspiel” gab es schon 2006 ein Graffiti MERKEL MUSS WEG – ausgerechnet an den Mauern der berühmt-berüchtigten “Kraft durch Freude” – Ruine in Prora auf Rügen. 2006 besuchte George W. Bush Stralsund, wo der Secret Service nicht verhindern konnte, daß ein paar Greenpeace-Anhänger, die sich tagelang in der Uhr der Nikolaikirche versteckt hatten, ein “No Nukes No War No Bush” – Banner entrollen konnten. Bush ließ sich nicht die Laune verderben und genoß das kleine BBQ mit Merkel und 50 handverlesenen Gäste im 30 Kilometer entfernten Trinwillershagen (“Die teuerste Grillparty der Welt” titelte DER SPIEGEL). Das Treffen mit dem Cowboy Bush und die Bilder vom G8-Gipfel mit Merkel unter (oder auch: über) 7 Männern inspirierten mich zu der Fotoserie MERKEL COUNTY – COME TO WHERE THE POWER IS.
Wie auch immer: Seit 2006 sind 15 Jahre vergangen und Angela Merkel ist immer noch am Ruder. Mein 14-jähriger Sohn kennt nur eine Kanzlerin und die möchte er am liebsten für immer behalten – als Gegengewicht zu all den wildgewordenen Alpha-Männchen Trump, Putin, Erdogan oder Johnson der Weltpolitik. Das seine Eltern Merkel und ihre Politik auch mal ganz kritisch gesehen haben und nicht mit Allem einverstanden waren, kann er sich garnicht vorstellen. Am kommenden Wahlsonntag nimmt Merkel tatsächlich ihren Hut und verabschiedet sich von der Weltbühne der Politik. Zum Abschied also meine kleine Fotoserie MERKEL COUNTY – COME TO WHERE THE POWER IS, Teil I. Teil II erscheint dann nach dem Wahlsonntag.
