vonFred Hüning 28.09.2022

FKK – Foto, Kunst & Kapriolen

Fred Hüning, Fotograf & Tagedieb, sitzt in einer einsamen Blog-Hütte im Brandenburgischen und schreibt und fotografiert für sein Blog-Buch.

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Aus aktuellem Anlass ausnahmsweise ein Konzerthinweis. Dabei gehe ich äußerst ungern auf Konzerte:
Lange Wartezeiten, oft mieses Vorprogramm, nervige Nebenleute, schlechte Sicht, überteuerte Getränke an langen Warteschlangen. Zuhause kann ich die Musik meiner LieblingskünstlerInnen viel besser geniessen.

Warum ich aber heute Abend doch in das Konzert von Soap&Skin gehe, was ich hiermit wärmstens empfehle, hat folgende 3 Gründe:

1) Das aktuelle TOCOTRONIC – Album NIE WIEDER KRIEG ist so gut und so erwartbar wie eigentlich immer bei TOCOTRONIC. Wie ein funkelnder Stern an ansonsten stockdunklem Himmel herausragen aus diesem Qualitätsmusikbeamtentum tut (aua!) das Lied ICH TAUCHE AUF … featuring Soap&Skin aka Anja Plaschg. Ich empfehle auch das wunderschöne Video. Kostprobe aus dem grossartigen (nicht von Plaschg, sondern von Dirk von Lowtzow geschrieben) Text des Songs:

Weil du mein Bruder bist
Hast du mich dort geküsst
Man spricht schlecht von mir
Nicht so bei dir
Vielleicht kommt von Lowtzow ja spontan vorbei heute …

2) Anja Plaschg hat wie ich ihren Vater verloren, als dieser noch nicht sehr alt und man selbst noch ziemlich jung war. Seit mehr als 15 Jahren versuche ich, dies künstlerisch zu verarbeiten – in Texten und Fotografien. Zu einem mich zufrieden stellenden Ergebnis bin ich dabei in all den Jahren noch nicht gekommen (ein Beispiel habe ich unten angefügt). Anja Plaschg hat den Tod ihres Vater mit dem Lied VATER bearbeitet und somit vielleicht auch ein Stück weit für sich verarbeitet. Ich empfehle, sich den kompletten Text unbedingt in Ruhe durchzulesen und dabei das Lied zu hören.
Hier der Anfang dieses ganz großen, herausragenden, eines Gottfried Benn ebenbürtigen Textes:

Haltet alle Uhren an
Hindert den Hund daran
Das Rad anzubellen
Wo immer ich aufschlage find’ ich dich
Du fällst im Schatten der Tage
Als Stille und Stich
Ich trink’ auf dich dutzende Flaschen Wein
Und will doch viel lieber eine Made sein
Der Sarg fällt zusammen
Die Blumen fallen in die Wangen
Zuerst weiß, dann blau, dann grau, dann grün
Dann Schaum, dann braun und Laub und Staub
Bitte schlag dich aus meinem Kopf, meinem Haus

3) Keine Vorband!

P.S.: Hier einer meiner Versuche über den zu früh verstorbenen Vater … erschienen im Oktober 2019 in der TAZ am Wochenende:

HERBSTTAGEBUCH (8)

Vor 25 Jahren, als das Leben meines Vaters nicht mehr das war, das er zu leben gewohnt war, nahm er sich die Freiheit, es zu beenden. In diesem Jahr 1994 war der Herbst bereits am 29. Oktober vorüber und ein langer Winter begann. Für mich ein Grund, innezuhalten und dieses Herbsttagebuch schon mit dem Oktober zu beenden. Irgendwann wird wieder Frühling sein und dann sehen wir uns wieder. Versprochen.

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https://blogs.taz.de/fkk/nichts-wie-hin-zu-soapskin/

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