vonFred Hüning 16.07.2024

FKK – Foto, Kunst & Kapriolen

Fred Hüning, Fotograf & Tagedieb, sitzt in einer einsamen Blog-Hütte im Brandenburgischen und schreibt und fotografiert für sein Blog-Buch.

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Über die große, internationale Kunstsause bekannter und weniger bekannter ODRADEKS in der Klosterscheune Zehdenick habe ich bereits an dieser Stelle berichtet (siehe Blogbeitrag DIE SCHORFHEIDE LEBT vom 28.06.2024).

Aber – so werde ich jetzt ständig gefragt – wer oder was ist eigentlich dieser ominöse ODRADEK. Wenn dies einer wissen kann (etliche Literaturwissenschaftlerinnen haben darauf keine eindeutigen Antworten gefunden), dann der ebenso mysteriöse wie weise Hausvater der Klosterscheune Zehdenick S. PUNK S.E. (Seine Extravaganz) IPEL.

Wer oder was ist eigentlich dieser ominöse ODRADEK, fragte ich also den lieben Hausvater und statt eine Antwort abzuwarten, feuerte ich wildwuchernde wahnsinnig vorwitzige Theorien in Richtung des wie immer mit einem leicht entrückten monalisa-artigen Lächeln geduldig und nachsichtig zuhörenden Meisters, bis diesem gegen alle Gewohnheit der Halskragen platzte und er mich barsch anfauchte: KOMM MAL AUF DEN PUNKT, KLEENER KUNSTBANAUSE!

Ich war den Tränen nahe ob der plötzlich zutage getretenen dunklen Seite des Meisters, bis ich begriff: in seiner großen Güte wollte er mir nur die Lösung des rätselhaften Namens aufzeigen: PUNKT. Das war des Pudels Kernseife und plötzlich sah ich es klar und rein wie Küstennebel vor mir:

ODRADEK
AUF DEN PUNKT KOMMEN …… PUNKT PUNKT PUNKT PUNKT PUNKT PUNKT
O.D.R.A.D.E.K.
ODRADEK IST GAR KEIN WORT, ODRADEK IST EINE ABKÜRZUNG

O. wie ORGANISATION

D. wie DER 

R. wie RÄTSELHAFTEN

A. wie AUTONOMEN

D. wie DOPPELDEUTIGEN

E. wie EXPERIMENTIERFREUDIGEN

K. wie KÜNSTLERINNEN

AUFRUF AN ALLE HEIMATLOSEN O.D.R.A.D.E.K.s und Ihre MÜTTERCHEN und VÄTERCHEN:

Ihr habt jetzt einen kuscheligen Schlupfwinkel: Die Klosterscheune Zehdenick.
Der mysteriöse Hausvater S. PUNK S.E. ( Seine Extravaganz) IPEL heißt Euch herzlich willkommen!!!

Schickt ein Bild Eurer O.D.R.A.D.E.K.s an:

fkk_taz_blog@gmx.de 

und nach einer wohlwollenden Prüfung wird der Hausvater S. PUNK S.E. IPEL Euch virtuellen Unterschlupf gewähren!

Am Schluß dieses Beitrags seht Ihr drei O.D.R.A.D.E.K.s, die dem Aufruf bereits gefolgt sind …

Selbstportrait des Hausvaters S. PUNK S.E. ( Seine Extravaganz) IPEL 

Väterchen Fred Hüning (links) mit seinem ODRADEK (vom Hausvater herzlich aufgenommen)

Hier ein ODRADEK von Väterchen Rocco Bofinger: wartet noch auf Zuflucht in die virtuelle Klosterscheune

Noch ein ODRADEK von Väterchen Rocco Bofinger: wartet noch auf Zuflucht in die virtuelle Klosterscheune​

 

Und noch ein ODRADEK von Väterchen Rocco Bofinger: wartet noch auf Zuflucht in die virtuelle Klosterscheune​

 

Und abschließend noch – weil sie so schön und so schön kurz ist – die Geschichte des ODRADEK:

Die Sorge des Hausvaters von Franz Kafka

Die einen sagen, das Wort Odradek stamme aus dem Slawischen und sie suchen auf Grund dessen die Bildung des Wortes nachzuweisen. Andere wieder meinen, es stamme aus dem Deutschen, vom Slawischen sei es nur beeinflußt. Die Unsicherheit beider Deutungen aber läßt wohl mit Recht darauf schließen, daß keine zutrifft, zumal man auch mit keiner von ihnen einen Sinn des Wortes finden kann.

Natürlich würde sich niemand mit solchen Studien beschäftigen, wenn es nicht wirklich ein Wesen gäbe, das Odradek heißt. Es sieht zunächst aus wie eine flache sternartige Zwirnspule, und tatsächlich scheint es auch mit Zwirn bezogen; allerdings dürften es nur abgerissene, alte, aneinandergeknotete, aber auch ineinanderverfilzte Zwirnstücke von verschiedenster Art und Farbe sein. Es ist aber nicht nur eine Spule, sondern aus der Mitte des Sternes kommt ein kleines Querstäbchen hervor und an dieses Stäbchen fügt sich dann im rechten Winkel noch eines. Mit Hilfe dieses letzteren Stäbchens auf der einen Seite, und einer der Aus-strahlungen des Sternes auf der anderen Seite, kann das Ganze wie auf zwei Beinen aufrecht stehen.

Man wäre versucht zu glauben, dieses Gebilde hätte früher irgendeine zweckmäßige Form gehabt und jetzt sei es nur zerbrochen. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein; wenigstens findet sich kein Anzeichen dafür; nirgends sind Ansätze oder Bruchstellen zu sehen, die auf etwas Derartiges hinweisen würden; das Ganze erscheint zwar sinnlos, aber in seiner Art abgeschlossen. Näheres läßt sich übrigens nicht darüber sagen, da Odradek außerordentlich beweglich und nicht zu fangen ist.

Er hält sich abwechselnd auf dem Dachboden, im Treppenhaus, auf den Gängen, im Flur auf. Manchmal ist er monatelang nicht zu sehen; da ist er wohl in andere Häuser übersiedelt; doch kehrt er dann unweigerlich wieder in unser Haus zurück. Manchmal, wenn man aus der Tür tritt und er lehnt gerade unten am Treppengeländer, hat man Lust, ihn anzusprechen. Natürlich stellt man an ihn keine schwierigen Fragen, sondern behandelt ihn – schon seine Winzigkeit verführt dazu – wie ein Kind. »Wie heißt du denn?« fragt man ihn. »Odradek«, sagt er. »Und wo wohnst du?« »Unbestimmter Wohnsitz«, sagt er und lacht; es ist aber nur ein Lachen, wie man es ohne Lungen hervorbringen kann. Es klingt etwa so, wie das Rascheln in gefallenen Blättern. Damit ist die Unterhaltung meist zu Ende. Übrigens sind selbst diese Antworten nicht immer zu erhalten; oft ist er lange stumm, wie das Holz, das er zu sein scheint.

Vergeblich frage ich mich, was mit ihm geschehen wird. Kann er denn sterben? Alles, was stirbt, hat vorher eine Art Ziel, eine Art Tätigkeit gehabt und daran hat es sich zerrieben; das trifft bei Odradek nicht zu. Sollte er also einstmals etwa noch vor den Füßen meiner Kinder und Kindeskinder mit nachschleifendem Zwirnsfaden die Treppe hinunterkollern? Er schadet ja offenbar niemandem; aber die Vorstellung, daß er mich auch noch überleben sollte, ist mir eine fast schmerzliche.

 

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