vonFred Hüning 30.04.2022

FKK – Foto, Kunst & Kapriolen

Fred Hüning, Fotograf & Tagedieb, sitzt in einer einsamen Blog-Hütte im Brandenburgischen und schreibt und fotografiert für sein Blog-Buch.

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Am 26. Oktober 1861 sprach der Erfinder Johann Philipp Reis einen berühmten Satz in den Hörer, um den Mitgliedern des Physikalischen Vereins in Frankfurt am Main seinen Fernsprechapparat zu präsentieren. Es waren die ersten Worte, die je über ein Telefon gesprochen wurden. Und aus diesem hübschen Grund heisst eine aktuelle Ausstellung über Pferde in der zeitgenössischen Kunst: “Das Pferd frisst keinen Gurkensalat”. Die Ausstellung – kuratiert von Mike Gessner und Sophia Pietryga – ist noch bis zum 12. Juni 2022 im Kunstraum Potsdam (einem ehemaligen Reitstall – gebaut im 19. Jahrhundert nach Entwürfen von Friedrich Schinkel) zu sehen – also in der Hauptstadt des sogenannten Pferdelandes Brandenburg. Die eingeladenen KünstlerInnen stammen hauptsächlich aus dem Bereich Berlin-Brandenburg, darunter natürlich etliche – als Lokalmatadoren – aus Potsdam selbst: Konstantin Bayer, Jagoda Bednarsky, Marc Brandenburg, Benedikt Braun, Hannah Sophie Dunkelberg, Lisa Endriss, Frank Gaudlitz, Tom Gefken, Rayk Goetze, Martin Groß, Oska Gutheil, Beret Hamann, Stella Hamberg, Chris Hinze, Lou Hoyer, Paul Hutchinson, Alexander Janetzko, Marc Jung, Tom Korn, Matthias Körner, Phillip Langer, Via Lewandowsky, Michael Lüder, Jörg Mandernach, Sven Marquardt, Olga Maslo, Mikos Meininger, Florian Merkel, Harald Metzkes, Thierry Motard, Steffen Mühle, Heinrich Otto, Andrea Pichl, Stefan Pietryga, Susanne Ramolla, Ludwig Rauch, Julian Röder, Christin Rothe, Daniel Sambo-Richter, Jörg Schlinke, Erik Schmidt, Wang Shugang, Rainer Sioda, Hans Ticha, Stephan Velten, Nicholas Warburg, Patrick Weiss, Cecile Wesolowski, Gabriele Worgitzki, Ulrich Wüst.

Wer diesen Blog oder meine Arbeiten verfolgt, dem ist vielleicht bekannt, dass ich seit mehreren Jahren im Land Brandenburg zwei Pferdeherden (eine in Hobrechtsfelde, eine in Fürstenberg) regelmäßig fotografiere. Daraus sind die Arbeiten HORSE WITH NO MAN (Einzelausstellung in der Rathausgalerie Hoppegarten 2019) und A HORSE TALE (ausgestellt 2020 und 2021 im Schloß Neuhardenberg) entstanden. Somit war ich natürlich enttäuscht, nicht zu dieser Ausstellung eingeladen worden zu sein, aber Enttäuschungen und Ablehnungen gehören halt zum Künstleralltag (Literatur-Empfehlung dazu: “Das private Leben der Impressionisten” von Sue Roe). Da ich aber verrückt nach Pferden und auch nach Kunst über Pferde bin, habe ich mir die Ausstellung neulich mit großem Interesse angeschaut und kann sie jedem empfehlen! Höhepunkte sind das Gemälde des immer genialen Hans Ticha und das lebensgrosse Pferd mit Pfeilen in den Flanken (ein Art Heiliger Sebastian in Pferdegestalt) von Via Lewandowsky, dass eine Besucherin gar dazu gebracht hat, ihren Pullover auszuziehen und sich von ihrem Begleiter im rosa BH vor dem Tier fotografieren zu lassen.

Zuletzt möchte ich auf die fotografischen Positionen zum Thema Pferd im Pferdeland eingehen. Zu sehen sind meist Einzelbilder oder aber Bildpaare, keine einzige fotografische Serie. Und das liegt nicht an der Platznot, sondern weil offenbar niemand der eingeladenen KünstlerInnen wirklich das Pferd zum eigentlichen Thema einer Arbeit oder Serie gemacht hat. Die hier gezeigten Pferde sind immer Einzelgänger, Solitäre in Serien, die eigentlich ein ganz anderes Thema haben. Diese Erkenntnis hat mich wirklich erstaunt und motiviert mich dazu, meine eigenen fotografischen Forschungen zum Thema Pferd weiterzuverfolgen.

 

Kunstraum Potsdam (Pferd von Via Lewandowsky / Foto: Fred Hüning)

Die komplette Ausstellung, untere Etage (© Kunstraum Potsdam / Foto: Fred Hüning)

Die komplette Ausstellung, obere Etage (© Kunstraum Potsdam / Foto: Fred Hüning)

aus der Arbeit A HORSE TALE © Fred Hüning
aus der Arbeit A HORSE TALE © Fred Hüning
aus der Arbeit A HORSE TALE © Fred Hüning

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