„Wie kann man das Werk Franz Emanuel Geibels vor dem Vergessen bewahren? Sollte er wieder verstärkt Teil des Deutschunterrichtes an den Gymnasien werden?“
Frank Z. Schmidt, Traunstein am Neckar
Diese Ihre Befürchtung ist so alt wie das Werk Geibels selbst, und ebenso unbegründet. Zu allen Zeiten hat man befürchtet, gerade Geibel könne in Vergessenheit geraten, und doch war es, wie heute, besonders und in erster Linie die Jugend, die diesen unterhaltsamen Dramatiker deutscher Zunge stets aufs Neue entdeckt hat. An unseren Gymnasien gibt es nicht wenige Lehrer, die darüber fluchen, daß die Schüler während der Stunden über Christian Kracht und anderen ´angesagten´ Schriftstellern heimlich unter der Bank Emanuel Geibel lesen. So wird es noch sein, wenn keiner mehr Christian Kracht oder Bachmann, Frisch, Handke und Konsorten kennen wird.
„In Ihrem tazblog äußerten Sie sich unlängst im Rahmen einer Reise nach München über eine dort ansässige Freundin. Dabei wogen Sie die inneren Vorzüge jener gegen die Schönheit einer zweiten Freundin ab, die ebenfalls dort wohnt. War diese Abwägung nicht ein Verstoß gegen das ungeschriebene Gesetz, daß ein Kavalier gegen JEDE Frau die Ansicht vorzutragen habe, sie sei schön? Haben Sie nicht die Eitelkeit dieser ersten Münchener Freundin auf das Gröblichste verletzt?“
Natalie Erdmann, Passau, Kurt-Wessel-Straße 13
Dies mag sein. Andererseits bin ich nicht für den jeweiligen Zustand anderer Menschen verantwortlich. Wenn Sie auf den von mir angesprochenen Blähkopf anspielen, so muß ich ganz klar sagen, daß ich ihn nicht gemacht habe. Ich habe ihn nur fotographiert. Gemacht hat ihn der liebe Gott. Aber wenn Sie darauf bestehen, bin ich auch gern wieder Kavalier: Ja, auch diese Frau ist auf ihre Weise und an den meisten Tagen schön. Ich habe im übrigen auch nie behauptet, daß sie NICHT schön sei. Ja, ja, ja, sie ist wunderschön! Aber ich bin Literaturkritiker und nicht Schönheitschirurg. Darf ich meinen Lesern vorenthalten, daß der Kopf dieser objektiv wunderschönen Frau, wenn sie sich über jemanden ärgert, ANSCHWILLT? Selbst wenn ich der einzige bin, bei dem der Kopf diese Reaktion zeigt und über den diese Frau sich derart ärgert, so ist es doch meine Pflicht, davon Zeugnis zu geben.
„Was sagen Sie eigentlich zur Wirtschaftskrise? Im September hatten Sie noch prophezeiht, nur die Einführung einer neuen globalen Währung könne die Welt retten. Wird es so kommen? Wie ist Ihre Einschätzung dazu heute, über ein Vierteljahr später?“
Daniel Hoeflein-Mayr, Bogen im Bayerischen Wald
Ich sagte damals, daß nur die Einführung des ´Globo´ innerhalb von drei Wochen die Weltwirtschaft retten könne. Und daß der ´Globo´ in jedem Fall kommen werde (*), wahrscheinlich aber erst am Ende der Krise in zweieinhalb Jahren, wenn alles ruiniert ist. Diese Einschätzung bewahrheitet sich gerade.
„Mögen Sie eigentlich Hemingway? Oder bevorzugen Sie doch eher Brecht?“
Dirk Koedejk, Hamburg Eppendorf
Weder noch. Ich finde Ernest Hemingway, den US-amerikanischen Romancier und Verfasser von Kurzgeschichten, unpolitisch und damit verlogen. Bert Brecht wiederum, den deutschen Schriftsteller der Zwischenkriegszeit, finde ich unerträglich. Es ist mir vollkommen unverständlich, daß der größte Literaturkritiker des Landes Marcel Reich-Ranicki immer wieder behauptet, Brecht sei ein guter Autor. Er ist in Wirklichkeit abscheulich. Er hat auf circa 13.600 Seiten keinen einzigen authentischen Satz geschrieben. Ihn zu lesen ist wie eine versalzene Suppe zu löffeln. Brecht ist maniriert, unverständlich, sprachlich häßlich, vor allem aber: ohne jede Relevanz. Nur Leute, die auch die bayerischen Grobheiten eines Rainer Werner Faßbinder selbst heute noch für zeitlose Kunst halten, kaufen noch Brecht. Lesen tun auch sie ihn nicht. Das tun nur noch die Schauspieler des Subventionstheaters, die den verblasenen Macho-Schmarrn spielen müssen.
„Wie wird 2009? Wird es das Jahr Ihres dritten großen Romans, von dem Sie zuletzt sprachen?“
Almut Wager, Walchensee
Sie stellen gleich zwei Fragen. Zur ersten: Das neue Jahr wird für Künstler und Geistesmenschen wunderbar, weil es ihre Rückkehr an die Spitze der Gesellschaft bringt. Für alle anderen Berufsgruppen mit Ausnahme der Ökobauern wird am Ende des Jahres 2009 der vollständige Ruin und ein tiefer Fall Richtung Mittelalter stehen. Zu Ihrer zweiten Frage: Ja, das neue Buch wird intern bei Kiepenheuer & Witsch als DAS Buch zur Rezession gehandelt. Wir sind jetzt schon dabei, handgeschriebene Exemplare für die Zeit nach dem globalen Zusammenbruch herzustellen.
(*) 1 Globo = 100 Globocent. Alle bisherigen Währungen werden vollständig entwertet, wie einst die Reichsmark.
Fotos, von oben nach unten: Der Autor vor dem Geburtshaus Immanuel Geibels, Freund B. Brock am Morgen des Sylvestertages 2008.