Heute ist die taz mit der literataz erschienen, der Literaturbeilage zur soeben eröffneten Leipziger Buchmesse, und in ihr sollen die wichtigsten Neuerscheinungen vorgestellt werden. Das ist natürlich Unsinn, denn die wichtigste Neuerscheinung ist ja gestern erst aus der Druckerei gekommen und strahlt mich heute auf meinem Schreibtisch in lebensfrohem stadtbezirksnotorischen Kackbraun an: “Mein wunderbarer Wedding” von, Achtung!, von mir.
Schön ist es geworden. Eine Geschichtensammlung mit Texten rund um den Berliner Problembezirk, wo goldkettchenbehängte, in makellosem Weiß gekleidete Jungtürken breitbeinig den Bürgersteig einnehmen und auf gefährlich machen, aber einem dann doch nur helfen, die gesuchte Adresse zu finden, wo ein türkischer Wirt mit deutschem Essen eine Marktlücke entdeckt zu haben glaubt, wo Friedrich der Große in voller Montur herumläuft, ohne dass jemand Anstoß daran nimmt, wo sich Dönerverkäufer, Kleinkriminelle, Säufer, Finanzbeamte und religiöse Spinner aller Irrglaubensrichtungen tummeln.
Der Verlag, die altehrwürdige Edition Tiamat von Klaus Bittermann, schreibt dazu: “Werning, von Haus aus Reptilienforscher, hat das gemacht, was er gelernt hat: seine Umgebung und ihre Geschöpfe beobachtet und seine Beobachtungen aufgeschrieben, die geprägt sind von schöner Selbstironie und Lakonie.” Und dem würde ich ja im Leben nicht widersprechen.
Man kann das Buch für 14 € kaufen. In der ein oder anderen Buchhandlung womöglich, ganz sicher aber beim Verlag, beim Internetkraken und seinen zahlreichen Nachahmern sowie am besten eigentlich direkt vom Erzeuger, nämlich ab heute jeden Donnerstag bei den Brauseboys und jeden Sonntag bei der Reformbühne Heim & Welt in Berlin. Außerdem kann man sich daraus vorlesen lassen und es dann kaufen, und zwar zu folgenden Gelegenheiten (siehe auch die stets aktualisierten Termine):
21.3., Sonntag: Leipzig, Buchmesse (solo), 10.30 h, Halle 5 D 321
25.3., Donnerstag: München, Münchener Kammerspiele, Neues Haus, 20 Uhr (mit Franz Dobler & Carl Weissner)
28.3., Sonntag: Stuttgart, im “Literarischen Wohnzimmer“, 20 Uhr, Merlin, Augustenstr. 72 (mit Nils Heinrich)
29.3.: Montag, Heilbronn, im “Literarischen Wohnzimmer“, 20 Uhr, Stadtbibliothek, Berliner Platz 12 (mit NilsHeinrich)
2.4., Freitag: Berlin-Wedding, Eschenbräu, 21 Uhr (mit Frank Sorge & Doc Schoko)
8.4., Donnerstag: Kassel, Solo beim “Leuchtenden Pfad”, Caricatura, Galerie für komische Kunst
10.4.: Berlin-Prenzlauer Berg, Kulturbrauerei, Alte Kantine, 20 Uhr (Kantinenlesen, mit Lea Streisand, Volker Surmann, Dan Richter & Micha Ebeling)
16.4.: Berlin-Wedding, La Luz, Buchpremierenfeier, 20.30 Uhr (siehe unten)
21.4.: Berlin-Wedding, Mastul, Liebenwalder Str., 21 Uhr (mit Robert Rescue)
8.5.: Berlin-Kreuzberg, 22.30 h, Blauhaus bei Hille (solo, Lange Nacht der Bücher)
Und schließlich sei schon jetzt auf die große Buchpremierenfeier im La Luz hingewiesen, am Freitag, 16.4.2010, im, natürlich, Wedding, wo die Kollegen Ahne, Nils Heinrich, Daniela Böhle, Hinark Husen, Uli Hannemann, Paul Bokowski, Robert Rescue, Falko Hennig, Frank Sorge, und wo es schöne Musik geben wird, von Manfred Maurenbrecher, Nils Heinrich und dem Latino-Duo Dos Amapolas aus dem Nachbarblog Latin@rama. Kommt alle!
Und weil ich von der Caricatura-Galerie in Kassel den Auftrag erhielt, zu Werbezwecken einige griffige Sätze aus dem Buch zu picken, möchte ich diese hier abschließend in die Menge werfen:
„Papa, der Osterhase!“, ruft mein dreijähriger Sohn begeistert, als er in den Garten guckt. Verdammt, es ist nicht zu leugnen. Das Rattenproblem im Hinterhof ist wieder schlimmer geworden.
Mein Tresennachbar guckte den Mann am Tisch entgeistert an und meinte, er wäre ja wohl voll der Spinner, er wäre auch nur so ein gutgläubiger Trottel, der sich von den Mächtigen jeden Scheiß erzählen ließe, Telefonfirmen an die Weltherrschaft, das sei ja lächerlich, das sei ja geradezu eine Verschwörungstheorie, dabei sei doch völlig offensichtlich, dass die nur von ihrem Vorhaben ablenken wollen, mit der angeblichen Erderwärmung die Macht an sich zu reißen.
Das junge Paar schlägt sich tapfer. Es trägt Getränkekisten nach oben, Tannenzäpfle-Pils, Weinflaschen, sogar diese kleinen grünen Fruchtsaftkisten. Ich werde ganz nostalgisch. Ich war ja auch mal jung. Ich habe auch mal Müll getrennt. Habe auch mal Fruchtsaftkisten getragen. Fast gerührt blicke ich den beiden nach, wie sie im Hauseingang verschwinden.
Zunächst die üblichen Versatzstücke über meine Figur, wobei ich „Moby Dick“ sogar ganz originell finde. Offenbar habe ich es mit intellektuellen Ghetto-Bewohnern zu tun.
Wie überhaupt mal eine Wahrheit festgehalten werden muss: Frauen, die sich vor Kriech- und Krabbeltieren ekeln, sind schlecht im Bett.
Merkwürdig zusammengekauert hocken wir auf den winzigen Kita-Stühlchen, die Knie praktisch vor der Nase, ein winziger Druckpunkt am Gesäß, einer Pinguinkolonie nicht unähnlich, als wollten wir alle unsere Eier auf den Füßen bebrüten und mit unserem Bauchspeck vor den tobenden Elementen schützen.
Der Typ wird nachdenklich: „Wasn? Erst hörste Jesus und dann Klaus Meine? Ey, was ist denn das für`n Trip?“