vonKarim El-Gawhary 30.08.2010

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

Aus der Serie: Andere Länder andere Sitten

Wieder zurück aus dem Urlaub und erneut online, möchte ich den ersten Blogeintrag meinem beliebtesten Fortbewegungsmittel widmen. Ich bin begeisterter Bahnfahrer, nicht nur in Ägypten, sondern auch bei meinen kurzen Besuchen in Deutschland oder Österreich. Mal lasse ich entspannt die Palmenhaine an mir vorüberziehen, mal  die Voralpenlandschaft.

In Deutschland betreibe ich dabei immer gerne ethnoligische Feldstudien. Verwundert höre ich aufgeregten Gesprächen auf dem Bahnsteig zu, die sich meist darum drehen, dass der ICE wieder einmal ein paar Minuten zu spät kommt.

Kulturell noch faszinierender finde ich die Durchsagen des sogennannten Serviceteams, das sich dafür entschuldigt, dass der Zug etwa mit der unglaublichen Verspätung von sechs Minuten am Zielbahnhof ankommt. Wenn es noch länger dauert, werden gar kalte Getränke gereicht (wenn ich das in Ägypten erzähle,  glaubt mir das kein Mensch).

Folgendes Video ist allen jenen gewidmet, die einen etwas zwanghaften Umgang mit der Pünktlichkeit ihrer Zugverbindungen haben.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=0s3KdsNFWL8[/youtube]

Der ägyptische Zugführer hält an, um sich kurz einmal ein Päckchen Zigaretten am Kiosk neben den Gleisen zu holen. Ich wette, sein deutscher oder österreichische Kollege darf noch nicht einmal an seinem Arbeitsplatz rauchen.

Manchmal denke ich mir, die Mischung wäre ideal. Ein deutscher Lokomotivführer bringt die fatalistisch verwunderten ägyptischen Reisenden pünktlich ohne Zigarettenpause ans Ziel. Oder ein Zug voller deutscher Passagiere, mit ihrem angestammten Grundrecht auf zeitgemäße Ankunft, beobachtet verzweifelt den ägyptischen Zugführer, wie er sich seine Zigaretten holt. Leider lassen sich die Fenster nicht öffnen und am nächsten Bahnhof gibt es keine Beschwerdestelle.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/fuer_alle_die_sich_darueber_aufregen_wenn_ihr_zug_ein_paar_minuten_zu_spaet_kommt/

aktuell auf taz.de

kommentare