O je. „The Party“ hätte ein Stück im doppelten Wortsinn werden sollen – über eine politische Partei, die das Leben der Hauptdarstellerin beherrschte und über eine Party. Doch auf der Bühne plätscherten Handlung und Dialoge bieder dahin, als ob der so fulminant gestarteten neuen Burgtheaterdirektion der Wasserhahn fast gänzlich zugedreht worden wäre.
Eine viel zu lange Eingangsszene wurde nicht durch Unerwartetes radikal gebrochen, sondern nur weitergesponnen. Nach vierzig Minuten der erste Blick auf die Uhr: Wie lange geht das noch? So lange wie ein Fußballspiel, verriet das Programmheft, doch leider ohne Pause, in der sich das Premierenpublikum wenigstens im Wandelgang des Burgtheaters hätte zuraunen können, dass sich unter dem neuen Direktor Martin Kušej nicht wirklich etwas verändert habe.
Was war das – „The Party“ von Sally Potter? Ein Stück über die bald schon scheiternde Spitzenkandidatin der österreichischen Sozialdemokratie Pamela Rendi-Wagner, die ja als Gesundheitsministerin zunächst für Furore gesorgt hatte (die nächste nationale Wahl findet am 29. September 2019 statt)? Ein Stück über die längst gescheiterte ehemalige Spitzenkandidatin der Grünen, Ulrike Lunacek, die gleichgeschlechtliche Befindlichkeiten in den Mittelpunkt ihrer politischen Argumentation gestellt hatte und bei den WählerInnen kläglich untergegangen war und so ihre Partei aus dem Parlament befördert hatte (diese nationale Wahl fand am 15. Oktober 2017 statt)?
Oder ein Stück einer Autorin, die in ARD-Degeto-Manier keine scheinbar taubbrechende Anspielung ausließ, um für Unterhaltung und Erheiterung bei der Generation 70plus zu sorgen? Texte, die aus der Intellelli-Blase stammen, Beziehungskitsch und Scheindramatik. What the fuck is this?
Nach dem begeisternden Premierentrio „Bakchen“, „Vögel“ und „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ nun ein Langeweiler am Ring, den das oft ebenso langweilige Publikum in trivialer Selbstbespiegelung dankbar zufrieden beklatschte. Das war Burgtheater wie unter Direktor Achim Benning in den 1980er Jahren, bevor Claus Peymann das Haus rockte.
Uff. Boring, banal. Das Stück bleibt oberflächlich, komödienhaft, zu viele Szenen sind vordergründig, manches wirkt affektiert. Und immer, wenn man hoffen durfte, jetzt käme Tiefgründiges, gar Nachdenkliches, das selbst zum Nachdenken anregt, wird bestenfalls gegagt.
„Es war ein bißchen viel, ich habe richtiges Kopfweh“, sagt eine Besucherin auf dem Weg zur Premierenfeier. Es war wenig, mein Kopf ist leer, denke ich mir.
Sorry. Aber bitte meiden.
Doch, wer weiß: Vielleicht hilft „The Party“ der Auslastung des so schwer zu füllenden Theaterraumes aus der Zeit des Vor-Internets. Wien als Welthauptstadt der Selbstdarsteller und einer ewigen Raunzerei wäre dies zuzutrauen. Von auswärts wird zur Party kaum wer anreisen. Und Parteimitglied will sowieso kaum noch jemand werden. The Party is over.