vonHans-Peter Martin 23.07.2019

Game Over

Hans-Peter Martin bloggt über die globale Titanic der Politik und Wirtschaft – und wie es doch ein „New Game“ geben kann. Krieg oder Frieden.

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An dieser Stelle nur eine kleine Eruption:

Wieder wird den Ursachen eines Wegrutschens eines ganzen Landes im LLM – im linksliberalen Mainstream – nicht auf den Grund gegangen. Wieder fokussieren sie auf Persönliches, nicht auf Entwicklungen und Strukturen.

Zuerst Polen, dann Ungarn, dann die USA, dann Österreich, dann Italien, Brasilien, jetzt Großbritannien: Und bald Frankreich?

Aus europäischer Perspektive muß man sogar froh sein, dass Boris Johnson (derzeit) aus der EU drängt. Ansonsten könnten die Nein-Länder bereits alle Entscheidungen blockieren, die einer doppelten Mehrheit bedürfen (21 Staaten, 65 Prozent der Bevölkerung).

Dennoch: Nach Bush-Blair im Irak jetzt bald Trump-Johnson gegen den Iran? Bravo.

Es liegt eben keineswegs nur an der Vermittlung von „Vernünftigem“, an besseren Erklärungen und besserer „Kommunikation“. Besonders peinlich dazu „Spiegel Online“. Da werden offene Diskussionen gefordert von einem Medium, das seinen Blick in den vergangenen Jahren immer weiter verengt hat und in seinen Newslettern die Arroganz des LLM  geradezu zelebriert.

„An diesem Nachmittag wird ein 55-Jähriger mit leicht nach vorn gebeugter Körperhaltung vor eine schwarze Haustür in London treten und sich der Welt als neuer britischer Premierminister vorstellen…Make Britain small again – ein stolzes Land verzwergt sich. Verraten und verkauft von Populisten,“ heißt es im „Spiegel-Newsletter“ am 24.7. 2019.

Ja, aber warum? Wie kam es dazu? Welchen Anteil haben daran die bisherigen führenden Politiker und gerade auch Journalisten?

Das Nachkriegsparteiensystem funktioniert in der westlichen Welt nicht mehr, die soziale, politische und kulturelle Ungleichheit läuft aus dem Ruder. Die herkömmlichen Parteien verlieren sich in ihrem Selbstzweck, die Auswahl- und Entscheidungsmechanismen taugen nicht mehr. Demokratie? Welche Demokratie?

Die liberale Demokratie ist eine Fehlkonstruktion, so lange sie nicht auf einem festen sozialen Fundament beruht.

Der weiße alte Mann  wehrt sich überall – und mit ihm alle, die in der Gegenwart einen Kontrollverlust erleben.

Doch so viele Mainstream-Journalisten bleiben selbstgefällig in ihren Blasen – bis sie wieder laut Zeter und Mordio schreien werden: verläßlich am 1. September 2019 ab 18 Uhr. Dann werden die Wahlergebnisse in Sachsen und Brandenburg veröffentlicht.

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https://blogs.taz.de/gameover/und-wieder-faellt-ein-wuerfel/

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kommentare

  • „Der weiße alte Mann wehrt sich überall“

    Sehr komischte Hassformel, die sich in den Milenialjargon eingeschliffen hat.

    Denkt doch mal nach.

    • Danke für den Hinweis. Es war aber als eine Art Persiflage gemeint. Ich wollte und will mir diesen Ausdruck nicht zu eigen machen. Vielleicht unüberlegt, weil ich ja selbst weiß, fast 62 Jahre alt und ein Mann bin. So dachte ich, man könne das nicht falsch verstehen.

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