vonDetlef Guertler 16.11.2009

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“Sowohl der taz als auch der Republik kann ja nichts besseres passieren, als dass sich eine echte Bild-taz-Kontroverse entspinnt”, schrieb ich hier vor drei Wochen zum Start des Kai-Diekmanns-Blogs. Und habe damit die taz mal wieder unterschätzt: Sie hat es nämlich ihrer fundamentaldiskursiven Tradition entsprechend geschafft, daraus eine taz-taz-Kontroverse zu machen.

Wir hatten in Sachen Erektionsmaximierung etwas in petto, mit dem der Neublogger jetzt ganze Bilderstrecken füllen kann, freute sich am Sonntagabend Blogwart Mathias Bröckers: sage und schreibe sechzehn Meter Fleisch.  Die Wand des taz-Hauses, mit Blick auf’s BILD-Büro, ziert seit heute ein Relief des Künstlers Peter Lenk – das eben jenen Neublogger Diekmann mit vierstöckig ausgefahrenem primären Geschlechtsmerkmal zeigt. Bröckers weiter: Genosse Kai, da sind wir sicher, wird über seinen Megapimmel über die Maßen entzückt sein.

Aber die Chefredakteurin Ines Pohl distanziert sich wutschäumend:

Die taz versucht täglich, mit seriösem, unabhängigem Journalismus die Agitationen des Boulevard zu konterkarieren. Gerade auch, indem wir uns um andere Themen kümmern als Sex, Potenz und Totschlag. Das verstehen wir unter Pressefreiheit. Warum also im Jahr 2009 Kai Diekmann und seiner Gemächtigkeit einen solch prominenten Platz einräumen? Die einzige Erklärung ist, dass der Kunstschaffende offensichtlich ein tiefes Männerproblem mit dem Kunstgegenstand teilt: Wer hat denn jetzt den Längeren?

Womit wir so ziemlich alle Grundkonflikte aus der taz-Gründerzeit auf engstem Raum beisammen hätten: Machos gegen Feministen, Spontis gegen Spießer, Ideologie gegen Anarchie, Journalismus gegen Aktionismus – nur die Frage, wie man zum bewaffneten Kampf gegen das Schweinesystem stehe, ist in der Causa Diekmann dankenswerterweise nicht wieder aufgegriffen worden.

Bestimmt gibt es jetzt auch die Versuche der Versöhnler, das Streitgeflügel (Hähne wie Hennen) wieder zusammenzubringen (Wenn wir uns hier zerfleischen, nützt das nur dem Klassenfeind), sowie die Stichler (Du stellst doch dein Fahrrad gar nicht unter dem Pimmel ab, Ines, der Fahrradständer ist zehn Meter davon entfernt), die Abwiegler (Mensch, Mathias, mussten es wirklich zwei Bilderstrecken auf taz.de sein? Hätte eine nicht auch gereicht?) die Kleinlichkeitskrämer (Helmut und Ines schreiben von 6 Metern, Mathias von 16 – was stimmt denn jetzt?) und die Besserwisser (Das ist ja alles wie in den alten Zeiten!) – woraufhin natürlich sofort eine neue Debatte entbrennt, ob es sich dabei um die guten oder die schlechten alten Zeiten handelte.

Sollte es also tatsächlich der Penis von Kai Diekmann geschafft haben, die taz wieder zu ihren Wurzeln zurückzubringen?

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