vonMaja Wiegemann 30.06.2024

Giftspritze

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Eine Hitzewelle streicht übers Land. Um Dummheiten zu vermeiden, bevorzuge ich in solchen Zeiten das Abtauchen ins kühle Nass. Mit statistisch signifikanter Wahrscheinlichkeit wartet nach dem Ausflug eine Überraschung auf meiner Scholle…

Ich habe noch nie einen Maulwurf so deutlich vor mir gesehen

– ausgenommen den im Fernsehen. Und nun sind es gleich zwei echte! – Der erste mit eingeschlagenem Schädel, der nächste – äußerlich intakt – auch tot. Beide liegen um die Kleinkläranlage herum als ob Sie sich am Beton die Stirn eingerannt hätten. Ist denen die Hitze zu Kopf gestiegen?

Während ich über die Details der Tragödie von Nr. 2 noch rätsle, finde ich Nr. 3. – ebenfalls intakt, bis auf die Leblosigkeit. Die Löcher im Boden lassen ein panisches Herauswühlen an die Oberfläche erahnen. Wann schaut sich ein Maulwurf das Gras von oben an? Wenn akute Gefahr in seinen Gängen droht.

Wem versuchten die Maulwürfe zu entkommen?

– jedenfalls nicht der Sonneneinstrahlung! Eine ausgewachsene Ringelnatter habe ich hier schon einem schicken, grünen Frosch hinterherschlängeln sehen. Solch eine Natter würde ein kleines Pelztier sicherlich nicht verschmähen. Nur machen sich Schlangen nicht mehr Arbeit als sie verdauen können. Was käme noch in Frage? Bei gleich drei Toten ist ein Kampf unter Rivalen nicht so wahrscheinlich. Wildschweine? Für meinen Rasenmäher verbürge ich mich jedenfalls – der sonnt sich friedlich seit mindestens zwei Wochen und ist nicht zu Eigenmächtigkeiten in der Lage. Sowieso hat er mit seinem Schneidwerk deutlich über Grund zu bleiben.

Ein Blick durch die Hecke verrät schließlich den Übeltäter. Auf 1000 Quadratmetern ist das benachbarte „Grün“ wie ein löchriger 3-Tage-Bart gestutzt. Da scheint nicht mehr viel zu vegetieren. Bleibt noch die weitaus größere Frage: Warum haben sich die Maulwürfe diesseits der Hecke nicht wieder eingebuddelt? Zumindest wäre das naheliegend für die mit unversehrter Schädeldecke. Aber es klebten ja auch eingetrocknete weiße Spuren auf dem Pelz von Nr. 3. – ? Da hat nicht nur wildes Gerät geackert, sondern auch die Chemie gekeult. – Das Sommerwetter muss ein ordentlicher Stressfaktor gewesen sein!

Hitzköpfe soll es auch unter Zweibeinern geben.

Das kann unter Umständen in Jagdfieber ausarten. In die Herzen von Liebhabern Englischen Rasens vermag sich der kleine Maulwurf nicht zu graben, ist ja auch schon ein alter Zopf. Dabei sind seine Artgenossen in natura richtige Arbeitstiere: vertilgen Pflanzenschädlinge, belüften den Boden und halten die Wühlmäuse in Schach. – Für das geräumte Feld werden sich die Mäuse in freudiger Erregung mit drei bis fünf Würfen jährlich revanchieren.Der kleine Maulwurf

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