vonDetlef Guertler 31.05.2011

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Also jetzt mal ehrlich: 1300 EHEC-Infizierte, mehr als ein Dutzend Tote, und auch nach mehreren Wochen intensiver und einer Woche hysterischer Suche noch kein Hinweis auf die Herkunft der Killerbakterien?

In Hollywood geht das anders, da reichen immer schon zwei oder drei Seuchenopfer, und schon wissen die Helden, wo das Zeug herkommt. Ich gebe da gerne noch einen Realitätsaufschlag dazu, aber bei diesen hohen Fallzahlen kann das doch nicht sein, dass da nichts rauskommt. Die meisten der Betroffenen sind ja immerhin auskunftsfähig.

Nehmen wir mal nur einen Fall heraus. Da sind in Frankfurt 19 Leute erkrankt, die alle in der gleichen von einem Gross-Caterer betriebenen Kantine gegessen haben. Das allein müsste doch schon ausreichen, um dem Täter auf die Spur zu kommen: Was haben die Leute da gegessen, wann haben sie da gegessen, viele potenzielle Verursacher können da nicht übrig bleiben. Und weil der Caterer auch so etwas wie Lieferscheine hat, und bestimmt eine tipp-topp Logistik sein eigen nennt, müsste für die Verdächtigen doch auch die Herkunft ziemlich weit zurückverfolgt werden können. Zumindest bis zum Grossmarkt, denn Caterer kaufen nicht beim Türken um die Ecke ein. Und jede Wette, der Grossmarkt hat so etwas wie Verkaufsdaten, aus denen man erkennen kann, von welchem Händler die potenziell verdächtigen Produkte gekommen sind.

Aber nein: Nichts als vier Gurken bisher aufgespürt, und zwei davon untersucht, und aus dem Kreis der Tatverdächtigen ausgeschlossen. Ich weiss ja, wir sind nicht in Hollywood – aber doch in Deutschland! Nirgends sonst haben die Viecher zugeschlagen, nur in Deutschland, und die deutschen Behörden, Polizeien, Ärzte und Wissenschaftler sollen über so lange Zeit nicht in der Lage sein, der Ursache näher zu kommen?

Mir kommt das vor

a) wie die Öffentlichkeitsarbeit von Tepco in Sachen Fukushima – nur ja nicht mit dem tatsächlichen Zustand rausrücken, weil ja sonst Panik aufkommen würde, und

b) wie ein geplantes Verbrechen. Ob nun Terroranschlag oder Erpressungsversuch oder ein irrer Wissenschaftler. Irgend jemand hat diese Bakterien resistent gezüchtet und dann freigesetzt. An verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten, auf verschiedenen Lebensmitteln.

Oder sogar im Wasser, wie es die von der Bioterror-Vermutung überzeugte Webseite lifegen.de vermutet.

Nicht an die Gurkenterror-These glaubt Jan van Aken, Biowaffen-Experte und Linken-MdB. Es sei viel zu schwierig, an die Bakterien heranzukommen und sie in ausreichender Menge zu produzieren. Aber das kennen wir doch schon von Sherlock Holmes: Wenn alle anderen Möglichkeiten ausser dieser ausgeschlossen sind, handelt es sich um die Lösung, wie unwahrscheinlich sie auch klingen mag.

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