Tatsächlich ist es wohl so – heute vor 140 Jahren tauchte der Begriff „Reptilienfonds“ erstmals in der deutschen Sprache auf. Otto von Bismarck höchstselbst verschaffte diesem Blog zu seinem Namenspatron. Im sogenannten Deutschen Bruderkrieg 1866 hatte Preußen zuvor die Herrscher von Hannover und Kurhessen besiegt und widerrechtlich ihr Vermögen einkassiert. Um diese zu beschwichtigen, bot Preußen ihnen später Entschädigungszahlungen an. Die nahmen die beiden im Pariser Exil schmollenden Ex-Regenten gerne an, setzten sie aber nicht im Sinne des Erfinders ein, sondern finanzierten damit anti-preußische Zeitungen.
Das verdross den Herrn Bismarck; er wollte das beschlagnahmte Geld daher zukünftig nicht mehr zurückzahlen, sondern einsetzen, um die Besiegten auch publizistisch zu bekämpfen. Im preußischen Landtag warb er für sein Ansinnen: „Wir verdienen Ihren Dank, wenn wir uns dafür hergeben, bösartige Reptilien zu verfolgen bis in ihre Höhlen hinein, um zu beobachten, was sie treiben.“ Der Landtag stimmte zu, das ursprünglich geklaute Geld wurde legalisiert und landete im fortan so geheißenen Reptilienfonds, der von Bismarck von da an für alle möglichen Schmiergeldzahlungen genutzt wurde, sei es, um preußenfreundliche Journalisten zu motivieren, sei es, um andere politische Zugeständnisse einzukaufen. Dieser erste Reptilienfonds wurde zwar 1892 aufgelöst, das politische Instrument eines Geldtopfs zur Finanzierung irgendwelcher Dinge im Verborgenen blieb aber erhalten. Bis heute, erstaunlicherweise. Auch Frau Merkel verfügt über einen Etat von rund 100.000 €, den sie nach eigenem Gutdünken „zu allgemeinen Zwecken“ im Geheimen verwenden darf und darüber nur dem Rechnungshof Rechenschaft schuldet.
Na dann: Happy birthday to me.