Viele taz-Leser haben die tägliche Dschungelcamp-Kolumne kritisiert, die zwei der fünf Lebensgefährtinnen von Rainer Langhans für uns geschrieben haben. Besonders viel Unmut gab es über unsere Titelseite zum Rausflug von Langhans aus dem Dschungelcamp. Bisher kündigten sieben Leser ihr Abo, weitere reduzierten ihren Abo-Preis. Jetzt antwortet Daniel Schulz, Leiter des Ressorts taz2/Medien:
Liebe LeserInnen,
hätte die taz ignorieren sollen, dass Rainer Langhans ins Dschungelcamp geht? Viele von Ihnen glauben: ja. Wir haben uns nach längerem Abwägen anders entschieden. Denn mit Rainer Langhans ging einer der bekanntesten noch lebenden Protagonisten eines Teils der 68er-Bewegung ins Camp. Er traf auf das umstrittenste Format des Privatfernsehens. Die große Frage nach dem richtigen Leben im falschen stellte sich hier auf engem Raum. Es war auch klar, dass dieses Format ein großes Publikum haben, also Teil eines gesellschaftlich relevanten Diskurses sein würde. Aber wie sollten wir damit umgehen?
Sich Boulevardthemen von links zu nähern, geschieht in der Regel distanziert, per Draufsicht, das Spektrum reicht von ironisch bis angeekelt. Gerade in der Medienkritik greifen wir oft auf diese Perspektive zurück, und das ist auch richtig und wichtig. Aber Langhans und seine Lebensgemeinschaft waren bereits von allen Seiten gründlich vermöbelt worden. Die taz möchte anderen Perspektiven einen Raum geben, überraschen. Diese allzu wohlfeile Häme schied für uns also aus.
Zugleich wollten wir einen eigenen Akzent in der Berichterstatung setzen. So kamen wir mit den Kolumnistinnen ins Geschäft, denn ein solches war es. Die Texte sollte dem Thema prominent und gern auch selbstironisch – daher der Titel „Haremsdamen“ – Raum bieten, aber nicht die Berichterstattung dominieren, daher die kurze Form. Die Seite 1 war der fulminante Schlusspunkt des Konzepts.
Die Kolumne wird im Ressort und der ganzen Redaktion heiß diskutiert – sowohl die Idee als auch die Ausführung. Wenn ich „wir“ schreibe, dann meine ich also zuallererst die Chefredaktion, die Ressortleitung von taz2/Medien und die Unterstützer der Idee. Wir sehen uns als Teil der Vielfalt der taz und glauben, dass es ihre große Stärke ist, dass sich hier so viele unterschiedliche Menschen ertragen. In diesem Sinne verstehe ich eines am Langhans-Protest leider ganz und gar nicht: warum einige die ganze Zeitung und damit die gute Arbeit vieler Kollegen abbestellen, weil ihnen ein Aspekt darin nicht gefällt.
Daniel Schulz
Siehe auch taz-Chefredakteurin Ines Pohl auf meedia.de: „Wir wollten mit dem Langhans-Titel den medialen Hype brechen und haben uns dabei der Mittel der Boulevardpresse bedient und sie satirisch überhöht.“
„Es war auch klar, dass dieses Format ein großes Publikum haben, also Teil eines gesellschaftlich relevanten Diskurses sein würde.“
So muss man nicht unbedingt schließen. Großes Publikum muss nicht automatisch Relevanz bedeuten. Und auch keinen Diskurs; zumindest nicht, sofern man zwischen Diskurs und unreflektiertem Nacherzählen von Sendungsinhalten zur Werbung für eine Sendung aufgrund unsubstantiierter Hoffung auf Erhöhung oder Beibehaltung der eigenen Relevanz unterscheidet. Und selbst wenn man glaubt, zu reflektieren, sollte man dennoch vermeiden, die Wahrnehmung seiner Leser mit irrelevanten künstlich erzeugten Themen zu verkleistern und damit noch Werbung zu betreiben. Was alle anderen Zeitungen in Deutschland machen, sollte dabei auch nicht interessieren.
„In diesem Sinne verstehe ich eines am Langhans-Protest leider ganz und gar nicht: warum einige die ganze Zeitung und damit die gute Arbeit vieler Kollegen abbestellen, weil ihnen ein Aspekt darin nicht gefällt.“
a) Weil man ja nur ein Abo hat, was man kündigen kann. Es gibt ja kein Extra-Abo, mit dem man nur das Dschulgelcamp finanziert.
d) Weil man der Taz-Redaktion zeigen will, dass ein Schwanz an der Hauswand etwas anderes ist, als es eine der Vielfalt wegen eingegangene Kooperation mit einer Boulvardzeitung wäre.