Von Carmela Negrete
Willst Du Solarstrom? Ein Redakteur des Solar-Magazins Photon hat ihn schon.
„Ungefähr bis 2009 haben die Produzenten von Solaranlagen viel Profit gemacht, weil diese Technik billiger gewesen ist und gleichzeitig sind die Preise aber nicht gesunken“, sagt er. „Die Politiker dachten, dass die Solartechnik zu teuer ist, und man sie nie massiv einsetzten können wird. Es hat die generelle Situation verschlechtert. Wir haben es in unserer Zeitschrift kritisiert, und deswegen sind einige Anzeigen damals gekündigt worden“. Das ist die Erklärung, warum die Solarenergie nicht früher billiger war, des Redakteurs von Photon, der zum taz-Kongress in letzter Minute eingeladen wurde. Die auf Solarenergie spezialisierte Zeitschrift setzt sich selbstverständlich für die Energiewende ein.
„Wir hatten die Idee, dass diese Energie etwas Wunderbares ist, und dass wir dank ihr eines Tages alle Kohle-Kraftwerke schließen können. In den 80er Jahren war schon klar, dass es sich weiter entwickeln würde. Und wir wussten und wissen auch heute noch, wie dringend es ist, den so genannten Klimawandel, eigentlich Klimakatastrophe, zu beenden“. Die Idee von Photon war laut dem Redakteur, dass „gewaltige Märkte“ generiert werden sollten, damit die Kosten für Solarenergie immer weiter sinken und bald geringer sein würden, als die für andere Energien.
Diese „gewaltigen Märkte“ aber haben bisher negative Seiten, etwa die „Fair-Aspekte“: wer, wann, wo und mit welchen Arbeitsbedingungen was gebaut hat. „Da hat man noch nicht viel gemacht“, erklärt Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Und damit die Komponenten, aus denen die Solarzellen gebaut werden, grüner und die Solartechnik damit als „öko“ zu betrachten ist, „daran arbeiten gerade mehrere Firmen“, versichert den Experte.
Trotzdem: Deutschland braucht, wie auch alle anderen Länder, eine Energie-Wende. Der Ausbau der staatlichen Netze und Speicher für die Energiewende gehört in Deutschland gerade zu den größten Sorgen. Aber auf dieser Veranstaltung hier, mit den Namen „Wollen wir Solarstrom?“, geht es eigentlich vor allem um die Änderung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes, das eine Einspeisevergütung für Strom und Netze regelt.
Kritiker denken, die Kürzungen von Fördergeldern für Solarenergie sei das Ende der Solar-Ära. Für die Journalisten des Magazins Photon ist auf jeden Fall keine positive Änderung zu erkennen, sie haben sogar eine Titelseite geschrieben, in dem sie den Umweltminister Norbert Röttgen als „Solar-Feind Nr. 1“ bezeichneten.
Ohne, dass sie es sagt, hört man zwischen den Zeilen, dass das auch einer Frau im Publikum aus dem Herzen spricht. Sie besitzt Anteile einer kleinen Solarenergie-Genossenschaft und fragt sorgenvoll, ob sie und ihre Mitstreiter trotz der Kürzungen von der Solarenergie profitieren werden, und was für eine Zukunft sie als Investoren vor sich haben. „Natürlich haben professionelle Investoren mehr Kraft als Genossenschaften“, antwortet Hirschl.
Professionelle Investoren, schönes Wort!
Hirschl berichtet von immer mehr Menschen, aber auch Kommunen, die sich wie die Frau von der Genossenschaft um ihre Investitionen sorgen. Trotzdem denken er und die anderen drei Referenten auf dem Podium, dass es sich auch weiterhin lohnen wird, in Solar und andere erneuerbare Energien zu investieren.
Die Frage ist doch, wie sich „lohnen“ definiert – sind 4% schon zu wenig für einen privaten „Investor“ – verglichen mit anderen Anlageformen in meinen Augen sehr wohl, zumal auch noch die gesellschaftliche Rendite beiträgt – am Ende geht es doch um die Wende bei der Energieversorgung und nicht um maximale Rendite auf meinem Konto.
Schade – geradezu tragisch – finde ich, das die von breiten Schichten der Bevölkerung getragene Wende durch die jetzt gestaltete Eigenverbracuchsregelung im Gründe genommen ausgehebelt wird: wer 20% ohne Speicher (weil noch völlig unökonomisch) schafft, kann sich glücklich schätzen! Gerade die, die nicht das große Geld haben, hatten bisher in Form von Bürgersolaranlagen die Gelegenheit sich bereits ab ca. 500€ (je nach Modell) an ihrer persönlichen Energiewende zu beteiligen. Allerdings ist Eigenverbrauch mit einer Bürgersolaranlage praktisch nicht oder nur sehr schwer umsetzbar – damit geht die Rendite von 4% auf ca. 1% runter und damit wird es uninteressant und das Feld bleibt Grossinvestoren (den professionelle) überlassen.