vontazlab 14.04.2012

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Von Carmela Negrete

Die Zuhörer wollten nicht nur Solarstrom, sondern auch Solarwärme. Foto: David Oliveira
Die Zuhörer wollten nicht nur Solarstrom, sondern auch Solarwärme. Foto: David Oliveira

Willst Du Solarstrom? Ein Redakteur des Solar-Magazins Photon hat ihn schon.

„Ungefähr bis 2009 haben die Produzenten von Solaranlagen viel Profit gemacht, weil diese Technik billiger gewesen ist und gleichzeitig sind die Preise aber nicht gesunken“, sagt er. „Die Politiker dachten, dass die Solartechnik zu teuer ist, und man sie nie massiv einsetzten können wird. Es hat die generelle Situation verschlechtert. Wir haben es in unserer Zeitschrift kritisiert, und deswegen sind einige Anzeigen damals gekündigt worden“. Das ist die Erklärung, warum die Solarenergie nicht früher billiger war, des Redakteurs von Photon, der zum taz-Kongress in letzter Minute eingeladen wurde. Die auf Solarenergie spezialisierte Zeitschrift setzt sich selbstverständlich für die Energiewende ein.

„Wir hatten die Idee, dass diese Energie etwas Wunderbares ist, und dass wir dank ihr eines Tages alle Kohle-Kraftwerke schließen können. In den 80er Jahren war schon klar, dass es sich weiter entwickeln würde. Und wir wussten und wissen auch heute noch, wie dringend es ist, den so genannten Klimawandel, eigentlich Klimakatastrophe, zu beenden“. Die Idee von Photon war laut dem Redakteur, dass „gewaltige Märkte“ generiert werden sollten, damit die Kosten für Solarenergie immer weiter sinken und bald geringer sein würden, als die für andere Energien.

Diese „gewaltigen Märkte“ aber haben bisher negative Seiten, etwa die „Fair-Aspekte“: wer, wann, wo und mit welchen Arbeitsbedingungen was gebaut hat. „Da hat man noch nicht viel gemacht“, erklärt Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Und damit die Komponenten, aus denen die Solarzellen gebaut werden, grüner und die Solartechnik damit als „öko“ zu betrachten ist, „daran arbeiten gerade mehrere Firmen“, versichert den Experte.

Trotzdem: Deutschland braucht, wie auch alle anderen Länder, eine Energie-Wende. Der Ausbau der staatlichen Netze und Speicher für die Energiewende gehört in Deutschland gerade zu den größten Sorgen. Aber auf dieser Veranstaltung hier, mit den Namen „Wollen wir Solarstrom?“, geht es eigentlich vor allem um die Änderung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes, das eine Einspeisevergütung für Strom und Netze regelt.

Kritiker denken, die Kürzungen von Fördergeldern für Solarenergie sei das Ende der Solar-Ära. Für die Journalisten des Magazins Photon ist auf jeden Fall keine positive Änderung zu erkennen, sie haben sogar eine Titelseite geschrieben, in dem sie den Umweltminister Norbert Röttgen als „Solar-Feind Nr. 1“ bezeichneten.

Ohne, dass sie es sagt, hört man zwischen den Zeilen, dass das auch einer Frau im Publikum aus dem Herzen spricht. Sie besitzt Anteile einer kleinen Solarenergie-Genossenschaft und fragt sorgenvoll, ob sie und ihre Mitstreiter trotz der Kürzungen von der Solarenergie profitieren werden, und was für eine Zukunft sie als Investoren vor sich haben. „Natürlich haben professionelle Investoren mehr Kraft als Genossenschaften“, antwortet Hirschl.

Professionelle Investoren, schönes Wort!

Hirschl berichtet von immer mehr Menschen, aber auch Kommunen, die sich wie die Frau von der Genossenschaft um ihre Investitionen sorgen. Trotzdem denken er und die anderen drei Referenten auf dem Podium, dass es sich auch weiterhin lohnen wird, in Solar und andere erneuerbare Energien zu investieren.

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https://blogs.taz.de/hausblog/ob-solarenergie-noch-profitabel-ist/

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kommentare

  • Die Frage ist doch, wie sich „lohnen“ definiert – sind 4% schon zu wenig für einen privaten „Investor“ – verglichen mit anderen Anlageformen in meinen Augen sehr wohl, zumal auch noch die gesellschaftliche Rendite beiträgt – am Ende geht es doch um die Wende bei der Energieversorgung und nicht um maximale Rendite auf meinem Konto.

    Schade – geradezu tragisch – finde ich, das die von breiten Schichten der Bevölkerung getragene Wende durch die jetzt gestaltete Eigenverbracuchsregelung im Gründe genommen ausgehebelt wird: wer 20% ohne Speicher (weil noch völlig unökonomisch) schafft, kann sich glücklich schätzen! Gerade die, die nicht das große Geld haben, hatten bisher in Form von Bürgersolaranlagen die Gelegenheit sich bereits ab ca. 500€ (je nach Modell) an ihrer persönlichen Energiewende zu beteiligen. Allerdings ist Eigenverbrauch mit einer Bürgersolaranlage praktisch nicht oder nur sehr schwer umsetzbar – damit geht die Rendite von 4% auf ca. 1% runter und damit wird es uninteressant und das Feld bleibt Grossinvestoren (den professionelle) überlassen.

  • Die Antwort auf die Frage, ob Solarenergie noch profitabel ist, ist ernüchternd: Nur noch dann, wenn ein nennenswerter Anteil des Solarstroms selbstgenutzt werden kann. Dies ist aber für PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern selten der Fall.
    So errechnet sich für eine 5 kWp Anlage und mittleren Einstrahlungsbedingungen bei einem selbstgenutzten Solarstromanteil von 20% eine Rendite von knapp 4% p.a. (verwendet wurde das Tool solarstrom.xls, das von der Homepage des Umweltinstituts München unter http://www.umweltinstitut.org/download/solarstrom.xls kostenlos heruntergeladen werden kann).
    Interessant ist PV künftig vor allem für Gewerbebetriebe mit einem tagsüber hohen Stromverbrauch.

  • Das von Rotgrün initiierte Erneuerbare Energiengesetz war im Jahr 2000 der große Wurf in Richtung Nachhaltigkeit. Gerade im Bereich der Photovoltaik muß von einer einmaligen Erfolgsgeschichte gesprochen werden. Nach und nach hat der Gesetzgeber die Einspeisevergütung für Solarstrom in großen Schritten herabgesetzt. Entgegen mancher Erwartung sind die Einkaufspreise im gleichen Maß gesunken und erhöhte sich die Zahl von Neuanlagen auch als Folge der immer wieder einsetzenden Torschlußpanik trotz allem sehr.
    Die Preisreduzierungen konnten einheimische Produzenten nur mit äußerster Anstrengung mitmachen. Nicht wenige mussten bereits aufgeben. Für Billiglohnländer sind Preisreduzierungen kein Problem; die einheimischen Produzenten aber werden immer mehr aus dem Markt gedrängt.
    Jetzt planen Rösler und Röttgen eine weitere Reduzierung der Einspeisevergütung um 20 bis 30 Prozent ab April 2012. Das bedeutet das Aus für viele Unternehmen im Inland, die sich mit viel Engagement und persönlichen Opfern bevorzugt in den Neuen Bundesländern angesiedelt haben. Die Vorstellungen von Rösler und Röttgen erscheinen willkürlich und wie ein Ausstieg aus der groß herausgestellten Energiewende.
    Die Verstromung von landwirtschaftlichen Produkten dagegen bleibt weiterhin voll gefördert, obwohl sie angesichts des Hungers in der Welt unverantwortbar ist. Die dafür verwendeten landwirtschaftlichen Flächen stehen nur deshalb dafür zur Verfügung, weil Deutschland in großem Maß landwirtschaftliche Produkte, insbesondere Soja und Mais, aus fast immer Raubbau treibenden Ländern einführt.
    Hinzu kommt, daß Photovoltaik auf gleicher Fläche die mindestens 50fache Effizienz gegenüber der Stromerzeugung mit Biogas hat und Photovoltaik-Freiflächenanlagen zugleich Biotope entstehen lassen, während die Biogasverstromung zur Monokultur für ganze Landstriche führt.
    Freilich sollten Freiflächenanlagen erst dann errichtet werden, wenn auf allen geeigneten und auch zur Verfügung stehenden Dächern Strom erzeugt wird.
    Gerade einer der wenigen zukunftsfähigen Branchen würde jetzt der Garaus gemacht, während zum Beispiel der umweltzerstörende Flugverkehr vierfach subventioniert und auch die Autoindustrie schamlos gefördert wird, insbesondere durch extrem kurze Abschreibungsfristen, Abwrackprämien und großzügig ausgestreuten langfristigen Kurzarbeitsgeldern.

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