Hier auf der taz-Akademie kam gerade Michael Sontheimer vorbei, der die taz mitgegründet hat, auch Chefredakteur war und jetzt beim Spiegel arbeitet. Den 20 Teilnehmern erzählte er Anekdoten aus dem Krieg aus den Anfängen der taz: „Als wir angefangen haben, hatten wir eine politische Motivation.“ Es gab „bestimmte Themen, die in der Öffentlichkeit nicht verhandelt wurden“, so Sontheimer, etwa Ökologie, Feminismus, das Nord-Süd-Gefälle zwischen ärmeren und reicheren Ländern oder alternatives Leben.
Da brauchte die Redaktion mehrere Tage, um die erste Vorab-Ausgabe der taz zu erstellen – auch Kurzmeldungen wurden lang diskutiert. Die Redaktion bestand aus Leuten, die meist keine Zeitungserfahrung hatte. Stil, Formen und Themen des etablierten Journalismus waren verpönt. Es gab einen Einheitslohn von 650 DM netto – aber wenn kein Geld da war, wurde auch der nicht ausbezahlt. „So ist die taz natürlich heute nicht mehr“, und das sei auch gut so, findet Sontheimer. „Man darf die alten Zeiten auch nicht glorifizieren. Die taz war ein ziemlich unlesbares Szene-Blättchen.“
Jetzt ist Sontheimer Mitglied im Kuratorium der Panter-Stiftung der taz (die Stiftung veranstaltet die taz-akademie). Sein Ziel ist, jungen Journalisten etwas mitzugeben, was über das Handwerk hinausgeht: Eine kritische Herangehensweise und eine eigene Haltung.
Die Teilnehmer der Akademie haben außerdem eine Chefredaktion bestimmt. Eine Wahl war nicht nötig, es wollten nur Barbara Bachmann, Philip Häfner und Vi Vien Baldauf. Barbara ist 23 Jahre alt, studiert Politikwissenschaft, Germanistik und Spanisch an der Universität Innsbruck. Philip (26) ist gerade in den letzten Zügen seines Studiums an der FU Berlin und schreibt an seiner Magisterarbeit im Fach Nordamerikastudien. Vi Vien (25) studiert Ethnologie, Journalistik und Anglistik.
Danach übernahm Thilo Knott, Leiter der Schwerpunkt-Redaktion (die für die Seiten 2 bis 5 der taz zuständig ist) und begann damit, zusammen mit den Teilnehmern die Themen zu sortieren. Das Ober-Thema ist Chancen, auf den drei Seiten nach der Aufschlagsseite werden dabei folgende Aspekte des Themas beleuchtet: Krise, Gerechtigkeit und Journalismus.
Jetzt teilen sich die Teilnehmer gerade in drei Gruppen auf. Jede Gruppe wird für eine der Seiten zuständig sein – und nun besprechen sie, was sie da konkret machen wollen.
Nein. Ich verdiene knapp 2.000 Euro brutto. Wer länger als ich in der taz ist, Kinder hat oder Ressortleiter ist, verdient mehr.