Anwohner der Friedrichstraße haben am Samstag gegen den geplanten taz-Neubau protestiert. „Hände weg von unseren Bäumen!“, heißt es in ihrer Petition, die man auch online unterschreiben kann. Darin heißt es, Bäume in der Stadt seien „Ausdruck für Lebensqualität“, sie „prägen das Bild der Straßen“ und „gliedern und beleben den Straßenraum“.
„Die taz nimmt 2.000 Leuten das Tageslicht!“, sagte Schuhmachermeisterin Hendrikje Ehlers. Von ihrem Geschäft in der Hedemannstraße schaut sie Tag für Tag auf die Bäume. Sie fürchtet außerdem, dass durch den Neubau das Quartier aufgewertet wird und altangestammte Mieter und Gewerbetreibende verdrängt werden.
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„Zwei Jahre wird hier gebaut, da können Sie nicht mehr auf dem Balkon sitzen“, sagte Margit Boé, die am Mehringplatz wohnt und das Online-Magazin www.victoria-gazette.de betreibt. „Wenn überhaupt gebaut werden soll, dann sieben Meter weiter hinten“, forderte sie. „Wir wollen einige der letzten Bäume an der Friedrichstraße retten.“
Die Anwohner wollen ihren Protest jetzt jeden Samstag fortsetzen und damit den Druck auf die taz und den Bezirk erhöhen. Auch eine Facebook-Seite gibt es bereits.
+++ Fragen und Antworten zum Neubau +++
Wie viele Bäume müssen für die taz sterben?
Für den taz-Neubau (rot markiert) sollen acht Bäume gefällt werden, für einen anderen Neubau auf einem Nachbargrundstück sechs weitere Bäume. Das Baugrundstück liegt direkt neben dem Besselpark und wird bisher als Parkplatz genutzt. Im Zuge der Umgestaltung des Gebiets um die ehemalige Blumengroßmarkthalle wird der Besselpark mit seinen 122 Bäumen um einen anderen Parkplatz erweitert (grüne Fläche rechts), wo 16 neue Bäume gepflanzt werden. Auf der anderen Seite der Besselstraße, auf der bisher eine abgezäunte Brachfläche ist, entsteht ein neuer Park (grüne Fläche oben) mit 23 zusätzlichen Bäumen (PDF). Da die Bäume neu gepflanzt werden, sind sie allerdings wesentlich kleiner als die Bäume, die für die taz gefällt werden.
Bei der Zeitungsproduktion druckt die taz an jeden Erscheinungstag im Schnitt 69.378 Exemplare auf tote Bäume.
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Warum baut die taz ausgerechnet hier?
In unserem jetzigen Gebäude in der Rudi-Dutschke-Straße ist es durch das ständige Wachstum der taz in den letzten Jahren viel zu eng geworden. Dadurch mussten wir zusätzliche Räume in der Charlottenstraße anmieten. Als wir gehört haben, dass das Land Berlin für das fragliche Grundstück ein Verkaufsverfahren gestartet hat, haben wir uns gemeldet. So brauchen wir nur 400 Meter umziehen und können wieder alle unter einem Dach arbeiten. Das Grundstück erscheint auch allgemein gut für die Bebauung geeignet: Bei der Debatte um das Tempelhofer Feld wurde häufig argumentiert, dass lieber Brachflächen in der Innenstadt bebaut werden sollten – dies ist eine solche Brachfläche.
Wie groß wird das taz-Gebäude?
Das Gebäude soll sieben Stockwerke bekommen, zum Besselpark hin wird es 28,90 Meter hoch und damit genauso hoch wie das Gebäude auf der anderen Seite des Parks (Landau Media, Friedrichstraße 30). Insgesamt hat das Gebäude eine Bruttogeschossfläche über alle Stockwerke von 8.844 Quadratmetern (Architektenpläne als PDF). Der Abstand der taz-Fassade zu den Häusern auf der anderen Straßenseite beträgt 19 Meter (siehe Bebauungsplan des Bezirks). Für die Anwohner dort und in der Hedemannstraße wird die Aussicht auf den Besselpark und auf die ehemalige Blumengroßmarkthalle verbaut.
Ins Erdgeschoss kommt das taz-Café, der taz-Shop und ein Veranstaltungsraum. Dort sollen mehrmals pro Woche, wie auch schon in den bisherigen taz-Räumen, politische Diskussionen, Buchvorstellungen oder Treffen von Initiativen stattfinden. Der Eintritt für die Besucher ist frei. Nichtkommerzielle Gruppen können den Raum für ihre öffentlichen Veranstaltungen kostenlos mieten.
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Welche Subventionen erhält die taz?
Für den Neubau erhält die taz (wieder einmal) eine Subvention vom Land Berlin in Höhe von 3,35 Millionen Euro. Es handelt sich um Gelder zur „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur„. Die Subvention hat das Ziel, „über die Stärkung der regionalen Investitionstätigkeit dauerhaft wettbewerbsfähige Arbeitsplätze in der Region zu schaffen“. Im Jahr 2014 zahlt Berlin insgesamt 145,3 Millionen Euro im Rahmen der „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“, davon kommen 65 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt und 80,3 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt.
Das Grundstück erhält die taz vergünstigt per Direktvergabe vom Land Berlin. Zu den Zielen, die das Land Berlin mit seiner Liegenschaftspolitik verfolgt, gehört unter anderem „Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen, insbesondere in den Kompetenzfeldern der Berliner Wirtschaft und der Industrie“ (PDF). Die taz zahlt bei dieser Direktvergabe den Verkehrswert, der vom Land Berlin mit 2 Millionen Euro ermittelt wurde. Hätte das Land das Grundstück stattdessen im Bieterverfahren vergeben, wäre das Grundstück an den Höchstbietenden gegangen.
Beim Zeitungsverkauf erhält die taz eine Subvention durch den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Druckerzeugnisse (7 Prozent statt 19 Prozent). Dadurch sparen wir rund 2,5 Millionen Euro Steuern pro Jahr.
Was kostet der Neubau?
Die taz rechnet mit folgenden Kosten:
Grundstück: 2.042.048 Euro
Herrichten und Erschließen: 200.640 Euro
Rohbau: 8.844.000 Euro
Technische Anlagen: 2.948.000 Euro
Außenanlagen: 152.400 Euro
Ausstattung: 870.000 Euro
Baunebenkosten: 3.253.760 Euro
Unvorhergesehenes: 1.625.880 Euro
Summe: 19.937.728 Euro
Da die taz so viel Geld nicht hat, haben wir unsere Leser aufgerufen, uns Geld zu leihen. Dafür zahlen wir Zinsen von 2 Prozent pro Jahr bei einem Kredit über fünf Jahre oder 2,5 Prozent über zehn Jahre. Wir werden mit dem Bau nur beginnen, wenn die Finanzierung des gesamten Baus gesichert ist. In den ersten vier Wochen nach unserem Aufruf sind 2,9 Millionen Euro an Kapital zusammengekommen. 3,359 Millionen Euro kommen wie erwähnt als staatliche Subvention dazu und 3 Millionen haben wir auf der hohen Kante. Unser Ziel ist, weitere gut 3 Millionen Euro von den Lesern einzuwerben und die restlichen 7,5 Millionen Euro als Bankkredit aufzunehmen. Sollten die Leser uns mehr Geld geben, würde sich der Bankkredit entsprechend reduzieren.
Welchen Profit macht die taz mit dem Neubau?
Wir wollen in den Neubau selbst einziehen und ihn dauerhaft nutzen, nachdem unser bisheriges Haus in der Rudi-Dutschke-Straße nach 25 Jahren zu klein geworden ist. Die taz ist kein profitorientiertes Unternehmen. Das gesamte Geld, das wir einnehmen, geben wir auch wieder aus. Die taz gehört einer Genossenschaft von rund 14.000 Lesern und Sympathisanten. Ein Anteil an der Genossenschaft kostet 500 Euro – wer den Anteil wieder zurückgibt, bekommt derzeit nur 382,21 Euro ausgezahlt. Es gab noch nie eine Dividende oder Gewinnausschüttung.
[…] den Anwohnern regt sich Protest gegen die Baupläne insgesamt und so stellte eine Anwohnerin mehrere schriftliche Bürgeranfragen, die auf der letzten […]