vonNick Reimer 27.04.2021

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Der Geländewagen als Stadtauto, die Flugreise zur Arbeitskonferenz oder mit Tempo 300 im ICE: Rund 20 Prozent aller Treibhausgase entstehen in Deutschland im Verkehr. Damit ist der Transportsektor hierzulande der drittgrößte Treiber der Klimaerhitzung – nach der Energiewirtschaft und der Industrie. Anders als dort ist im Verkehr seit 1990 aber überhaupt noch nichts in Sachen Klimaschutz passiert: 1990 war der Sektor für 163 Millionen Tonnen verantwortlich, 2016 waren es 166 Millionen Tonnen.

Auch die Ampel, die Rolltreppe, die Klimaanlage in der Straßenbahn, die sich elektrisch öffnende Bahnhofstür, der Fahrstuhl – überall wird Energie genutzt, um uns das mobile Leben so bequem wie möglich zu machen. Und wenn dann Kerosin, Diesel oder  Braunkohlestrom die Rohstoffe der eingesetzten Energie sind, entsteht Kohlendioxid. Statistisch war 2018 die Fortbewegung jedes Deutschen für mehr als 2 Tonnen Klimagift verantwortlich, fast so viel, wie einem Erdenbürger insgesamt zusteht, wenn wir ein klimafreundliches Leben führen wöllten.

Mobilitäts-Pioniere gesucht

Mit neuen Radwegen oder dem Umstieg auf Elektromobilität ist es nicht getan – solange der getankte Strom nicht aus Erneuerbaren kommt und das Rad ein E-Bike ist. Eine echte Verkehrswende braucht neue Ideen, neues Denken und neue Ansätze. Deshalb sucht der taz-Panterpreis in diesem Jahr Mobilitäts-Pioniere: Es stimmt nämlich nicht, dass der ICE „Deutschlands schnellster Klimaschützer!“ ist. Lediglich 60 Prozent des Bahnstroms ist erneuerbar, das der ICE mit 100 Prozent Grünstrom fährt ist also nur ein Bilanztrick.

Solche Tricks aber helfen nicht weiter: Zum sechsten Mal wird der Weltklimarat IPCC im Herbst seinen Sachstandsbericht vorlegen, der uns zeigt, wie dramatisch notwendig jetzt echter Klimaschutz ist. Dieses Jahr wendet sich der taz-Panterpreis deshalb an Personen, Initiativen oder Projekte, die sich für eine umfassende Mobilitätswende engagieren. Wenn Sie wissen, wie Mobilität klimafreundlich wird, bewerben Sie sich bitte bis zum 16. Mai!

Bewerbung online: taz.de/pantersuche oder per e-Mail an panter@taz.de
Der taz Panter Preis ist ein Projekt der taz Panter Stiftung und mit 2 x 5.000 € dotiert.

Von Nick Reimer, Journalist und Buchautor im Bereich Klima und Energie. Er wird im Juni in der Jury mitarbeiten, die aus allen Bewerbungen 6 Kandidat*innen für den taz Panter Preis 2021 nominieren wird.

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kommentare

  • Während ich Ihnen recht gebe, dass der Umstieg auf die E-Mobilität ohne eine regenerative Energieerzeugung nicht die Lösung ist, kann man das E-Bike nicht ganz so einfach betrachten: dieses kann ermöglichen, längere Strecken zu fahren oder aber Steigungen zu bewältigen, die man sonst nicht aus eigener Kraft bewältigen konnte oder wollte (weil man bspw. nicht verschwitzt auf der Arbeit ankommen wollte).

    Selbst beim derzeitigen Energiemix in Deutschland, der noch unter 50% aus regenerativen Energiequellen besteht, muss man dem auch die derzeitige Ernährung gegenüber halten, die eben auch sehr fleischlastig ist und deren Zutaten weite Anreisen mit dieselbetriebenen Fahrzeugen aufweisen. Somit ist auch die Erzeugung des Essens durchaus CO2-Intensiv. Zudem wird für die Beackerung auch viel Diesel und Dünger verwendet. Somit ist es durchaus wahrscheinlich, daß für das Klima das E-Bike eben kontraintuitiv doch besser ist, u.U. sogar bei 100% Steinkohle als Energieerzeugung. Die gleichen Annahmen gelten natürlich nicht für das E-Auto aufgrund des vielfachen Primärenergiebedarfs bei der Herstellung (LCA) und der Mobilität.

    Disclaimer:
    Ich bin esse alles, ziehe den Hauptteil meiner Energie aber aus pflanzlicher Basis, fahre vorwiegend Fahrrad, stets ohne E-Assistenz und forsche an Energiesystemen. Ich habe keine Interessenskonflikte.

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