vonandreas bull 28.09.2015

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Ob der Aufbau Ost nach 25 Jahren wirklich geglückt ist, bleibt zu diskutieren. Der Aufbau taz ist gelungen – dank der gelebten Solidarität der taz LeserInnen

Zu Beginn des Jahres 1992, vor knapp 24 Jahren also, stand die taz kurz vor dem Ende. 32.723 Abos zählten wir im Bestand, bundesweit, inklusive der gerade hinzugekommenen DDR.

Die respektable Auflage der Ost-taz mit allein 38.000 täglich zu 0,80 Mark-Ost war längst auf wenige 1.000 zu harter Westmark geschmolzen. Futsch waren auch plötzlich die Berlin-Subventionen des Bundes, die Gehälter und Investitionen gestützt hatten und Mehrwertsteuerbelastungen minderten. Dafür gab’s den Soli. Angeblich für den „Aufbau Ost“.

Solidarpakt tauften wir diese Preisbildung in satirischer Anlehnung an die zeitgenössische politische Masche.

Gemessen am gleichen Produkt sind wir heute auch ziemlich exakt am gleichen Wert wieder angelangt: Aus 32.666 Abos wird in der kommenden Woche Tag für Tag die taz an die Lesenden zugestellt werden. Doch dazwischen ist viel geschehen. Und auch das Gleiche ist nicht gleich.

Zum Beispiel hat nicht jedeR Lesende gleich viel Mittel, um sich Zugang zu differenzierten Informationen zu verschaffen. Im Herbst 1993 hatten uns die Ergebnisse einer Umfrage unter den Lesenden veranlasst, unsere damals vergleichsweise zu anderen Tageszeitungen hohen Abopreise zu differenzieren: Wer sich weniger leisten kann (oder mag), muss nicht die volle Gebühr bezahlen, dafür können sich einige mit dem entsprechenden Vermögen durchaus einen höheren als den durchschnittlich nötigen Marktpreis leisten: Profs zahlen etwas für die Studis mit, war die Chiffre.

Solidarpakt tauften wir diese Preisbildung in satirischer Anlehnung an die zeitgenössische politische Masche. Aber anders als dort treffen die Lesenden der taz ihre Entscheidung als Akt konkret praktizierter Solidarität: bis heute zahlen 25 Prozent freiwillig den erhöhten sogenannten „Politischen Preis“ und ermöglichen damit weiteren 25 Prozent den gegenüber dem normalen Standardpreis ermäßigten Betrag.

Grafik der Bull-Analyse täglich 7665 Print-Abos und 1064 Epaper-Abos zum politischen Preis
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Diese Preisbildung hat Methode. Wir nennen sie solidarische Methode. Nicht weil wir sie erfunden haben. Sondern wir haben sie vorgefunden. Als roten Faden, der sich durch die Geschichte der taz zieht und die Werte der taz-Machenden und der taz-Lesenden verbindet.

Gemeinsame Werte von Lesenden bei Print und Online

Ohne unser werbendes oder forderndes Zutun hat sich diese Art freiwillig geleisteter unterschiedlicher Abobeiträge für die tägliche taz auch beim ePaper verbreitet: 19 Prozent oder 1.064 AbonnentInnen zahlen freiwillig mehr als die 12,95 Euro, die wir monatlich als Mindestpreis berechnen.

Unsere Umfragen unter den Lesenden haben ergeben, dass die NutzerInnen der Internetseite taz.de, auf der die Werke der taz-Redaktion kosten- und möglichst barrierefrei zu lesen sind, ganz ähnliche gesellschaftliche und politische Werte repräsentieren wie sie auch von den Lesenden der gedruckten Ausgaben genannt werden. Verantwortung, Gerechtigkeit, Solidarität.

Aber sie sind durchschnittlich deutlich jünger und verfügen über ein erheblich niedrigeres Einkommen. Dafür lesen sie viel und vor allem: viel mehr Leute als je zuvor lesen Stücke aus der taz und kommen so in Kontakt und erhalten die Gelegenheit, an den roten Faden der taz und ihrer LeserInnen anzuknüpfen. Mehr als 5.200 Lesende unterstützen diese Publikationsstrategie der taz mittlerweile mit einem völlig freiwilligen regelmäßigen Abobetrag ab 5 Euro.

taz täglich, gedruckt oder als ePaper, taz nur am wochenende, taz als Kombination von beidem, taz online auf taz.de und letztlich auch die taz Genossenschaft– es gibt für jeden Menschen eine passende Form und Gelegenheit anzuknüpfen. Entscheiden Sie sich jetzt für das, was sich für Sie am besten eignet. Das ist gut für Sie, gut für die taz-Redaktion und gut für die anderen Leserinnen und Leser, die vielleicht noch ein Weilchen brauchen, bis auch sie anknüpfen.

ANDREAS BULL ist Geschäftsführer der taz.

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