Im Dezember 1980 war die taz so stark von Finanzproblemen getroffen, dass sogar das Geld für den Kaffee ausging. Die Kollegen bei der Frankfurter Rundschau konnten das nicht mit ansehen und schickten ein Care-Paket. In dem Begleitschreiben hieß es: „Angesichts der Erfahrung von Journalisten, daß Kaffee eines der wichtigsten Produktionsmittel ist, ohne das keine (gute!) Zeitung gemacht werden kann, beschlossen die Nachrichtenredakteure der FR in einer spontanen Versammlung, als ersten Beitrag zur Überwindung der Krise ein Pfund guten Bohnenkaffee als ihr „Päckchen nach drüben“ zu schicken.“
Da die Frankfurter Rundschau inzwischen Insolvenz anmelden musste, haben wir nun das Care-Paket retourniert, gefüllt mit bestem tazpresso. Die FR dankt auf ihrer Webseite:
Hei, da war die Freude groß. Und noch während die Koffeinjunkies der Rundschau versuchten, den gemahlenen Kaffee irgendwie in unsere sündhaft teuren Designerkapselkaffeequatschmaschinen zu stopfen, erklärte sich Redakteurin O. hinterrücks solidarisch mit der Technik und kümmerte sich im Alleingang rührend um Gummibärchen und Schokolade. Fotograf K. berichtete derweil aus seinem reichen Erfahrungsschatz: Man könne Pulver auch durchaus schnupfen.
Dies führte letztlich dazu, dass allen Kollegen Tränen der Rührung über die Wangen liefen. Selbst der hartherzige Chefredakteur vergoss eine Zähre, wildfremde Säzzer und Volontäre lagen sich weinend in den Armen, und aus der Tiefe rufen wir alle euch, liebe KollegInnen der taz, ein weihnachtliches „Hohoho“ und ein dreifach donnerndes „Tschi Minh“ zu. Und natürlich ein Dankeschön.
Gabriele Kaufrausch: Nun, das Jahr 1980 ist lange her, die Erinnerungen der Zeugen verblassen, der Kaffee ist sozusagen längst kalt geworden. Wir können uns also nur auf Dokumente aus der damaligen Zeit stützen, um zu versuchen, die historischen Geschehnisse zu rekonstruieren. Die Frankfurter Rundschau legte ihrem Kaffee-Paket damals einen Brief bei, den wir am 23. Dezember 1980 abdruckten. Hier ein Faksimile: http://blogs.taz.de/hausblog/files/2012/11/TAZ-S012-2-3.png
In dem Begleitbrief schrieb die FR damals, sie habe „ein Pfund guten Bohnenkaffee“ geschickt. Ich habe keine Indizien dafür, dass diese Mengenangabe falsch sein sollte.
Wie viel es auch immer war – die taz hat sich jedenfalls darüber offenbar sehr gefreut, jedenfalls hat sie den Brief von der FR abgedruckt und in der taz, auch das zeigt das Faksimile, „ein herzliches Dankeschön“ an die FR gesandt und ergänzt: „Die gestrige Produktion habt Ihr gerettet!“ Als Provokation wurde das Paket also ganz sicher nicht wahrgenommen.