Unter dem Titel „Training in den Tropen“ schrieb Simone Schlindwein auf einer Seite 3 über eine Bundeswehrmission im Rahmen eines EU-Einsatzes. Sie sprach in Bihanga in Uganda mit den Soldaten und gab deren Sichtweisen wieder:
Hauptmann Malte hat in den vergangenen sechs Monaten in Uganda somalische Soldaten im Umgang mit Zivilisten ausgebildet. Anhand von Rollenspielen im freien Feld hat er den somalischen Rekruten beigebracht, „dass man nicht sofort auf alles schießt, was sich bewegt“. Das habe ihm wahnsinnig Spaß gemacht, nickt Malte mit leuchtenden Augen. (…)
Gut sei es gelaufen, vor allem der Zusammenhalt unter den europäischen Trainern sei hervorragend gewesen. Ein Beweis, dass auch eine europäische Streitkraft praktisch funktioniere. Auch die Ausbildung der Somalier sei ein „voller Erfolg“, so der deutsche Bihanga-Kommandant Oberstleutnant Thomas Spurzem: „Als die hierherkamen, waren es Kämpfer, die eine Waffe in der Hand hatten und um sich schossen. Wir haben Struktur reingebracht und erklärt, wie man als Einheit funktioniert.“ Darauf könne man jetzt in Somalia aufbauen.
Dazu schreibt uns Stephan Voigtel aus Düsseldorf:
Ist die Wahrheit nach Seite 3 umgezogen? Ist das ein Test, was heute so geht?
Oder einfach nur „eine doofe Situation“? Schlicht das Resultat, wenn die Redaktion „aus dem kalten Deutschland“ nach Afrika zur „Sonne wie ein roter Feuerball“, zu „Palmen und Mangobäumen“ (mit freundlicher Unterstützung des Bundesverteidigungsministeriums?) eine Praktikantin zum blauäugigen Hauptmann Malte mit dem Rauschebart reisen lässt?
Liebe Freunde, für so eine Seite erwarte ich eine Erklärung.
Es antwortet Dominic Johnson, Leiter der Auslandsredaktion:
Sehr geehrter Herr Voigtel, was genau soll ich Ihnen erklären? Warum Bundeswehreinsätze im Ausland ein taz-Thema sind? Warum die Frage, ob die Bundeswehr Ausbilder nach Somalia schickt, kontrovers ist, demnächst auf dem Tisch der neuen Bundesregierung landen dürfte und deswegen unbedingt thematisiert gehört? Warum sich zur Behandlung dieser Frage ein Blick dorthin lohnt, wo die Ausbildung bereits stattfindet, nämlich nach Bihanga in Uganda? Warum es dabei sinnvoll ist, mit den betroffenen deutschen, somalischen und ugandischen Soldaten zu sprechen, damit sie ihre Erfahrungen und Meinungen kundtun? Warum die in Uganda ansässige taz-Korrespondentin Simone Schlindwein, die reichhaltige Erfahrung mit Bürgerkriegssituationen und Militärs hat, bestens dafür geeignet ist? Warum es zum Beruf des Journalisten gehört, ebenso wie zu Ihrem Beruf des Strafverteidigers, Positionen von Betroffenen unabhängig von der eigenen Meinung verständlich wiederzugeben? Ich glaube, Sie können diese Fragen eigentlich selbst beantworten.
Sinn und Zweck dieses Postings bleiben für mich völlig unklar.
Soll belegt werden, dass ein nicht so recht gelungener Text publiziert wurde, auf den ein Leser in einem nicht so recht gelungenen Leserbrief reagiert auf, den wiederum die taz mit einer nicht so recht gelungenen Antwort bedacht hat?
Ist das nicht normales Tagesgeschäft?