von 04.01.2014

taz Hausblog

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training-in-den-tropenUnter dem Titel „Training in den Tropen“ schrieb Simone Schlindwein auf einer Seite 3 über eine Bundeswehrmission im Rahmen eines EU-Einsatzes. Sie sprach in Bihanga in Uganda mit den Soldaten und gab deren Sichtweisen wieder:

Hauptmann Malte hat in den vergangenen sechs Monaten in Uganda somalische Soldaten im Umgang mit Zivilisten ausgebildet. Anhand von Rollenspielen im freien Feld hat er den somalischen Rekruten beigebracht, „dass man nicht sofort auf alles schießt, was sich bewegt“. Das habe ihm wahnsinnig Spaß gemacht, nickt Malte mit leuchtenden Augen. (…)

Gut sei es gelaufen, vor allem der Zusammenhalt unter den europäischen Trainern sei hervorragend gewesen. Ein Beweis, dass auch eine europäische Streitkraft praktisch funktioniere. Auch die Ausbildung der Somalier sei ein „voller Erfolg“, so der deutsche Bihanga-Kommandant Oberstleutnant Thomas Spurzem: „Als die hierherkamen, waren es Kämpfer, die eine Waffe in der Hand hatten und um sich schossen. Wir haben Struktur reingebracht und erklärt, wie man als Einheit funktioniert.“ Darauf könne man jetzt in Somalia aufbauen.

Dazu schreibt uns Stephan Voigtel aus Düsseldorf:

Ist die Wahrheit nach Seite 3 umgezogen? Ist das ein Test, was heute so geht?

Oder einfach nur „eine doofe Situation“? Schlicht das Resultat, wenn die Redaktion „aus dem kalten Deutschland“ nach Afrika zur „Sonne wie ein roter Feuerball“, zu „Palmen und Mangobäumen“ (mit freundlicher Unterstützung des Bundesverteidigungsministeriums?) eine Praktikantin zum blauäugigen Hauptmann Malte mit dem Rauschebart reisen lässt?

Liebe Freunde, für so eine Seite erwarte ich eine Erklärung.

Es antwortet Dominic Johnson, Leiter der Auslandsredaktion:

Sehr geehrter Herr Voigtel, was genau soll ich Ihnen erklären? Warum Bundeswehreinsätze im Ausland ein taz-Thema sind? Warum die Frage, ob die Bundeswehr Ausbilder nach Somalia schickt, kontrovers ist, demnächst auf dem Tisch der neuen Bundesregierung landen dürfte und deswegen unbedingt thematisiert gehört? Warum sich zur Behandlung dieser Frage ein Blick dorthin lohnt, wo die Ausbildung bereits stattfindet, nämlich nach Bihanga in Uganda? Warum es dabei sinnvoll ist, mit den betroffenen deutschen, somalischen und ugandischen Soldaten zu sprechen, damit sie ihre Erfahrungen und Meinungen kundtun? Warum die in Uganda ansässige taz-Korrespondentin Simone Schlindwein, die reichhaltige Erfahrung mit Bürgerkriegssituationen und Militärs hat, bestens dafür geeignet ist? Warum es zum Beruf des Journalisten gehört, ebenso wie zu Ihrem Beruf des Strafverteidigers, Positionen von Betroffenen unabhängig von der eigenen Meinung verständlich wiederzugeben? Ich glaube, Sie können diese Fragen eigentlich selbst beantworten.

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https://blogs.taz.de/hausblog/der-leservorwurf-ist-das-ein-test/

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kommentare

  • Sinn und Zweck dieses Postings bleiben für mich völlig unklar.

    Soll belegt werden, dass ein nicht so recht gelungener Text publiziert wurde, auf den ein Leser in einem nicht so recht gelungenen Leserbrief reagiert auf, den wiederum die taz mit einer nicht so recht gelungenen Antwort bedacht hat?

    Ist das nicht normales Tagesgeschäft?

  • Hat Stefan Voigtel aus Düsseldorf der Veröffentlichung dieses Blogbeitrags inkl. seines Namens zugestimmt?

    • Er hat der Veröffentlichung seines Leserbriefes zugestimmt.

      Sie fragen allerdings, ob er der Veröffentlichung des „Blogbeitrags“ zugestimmt hat, der ja neben seinem Brief auch einen Auszug aus dem Artikel und unsere Antwort enthält. Wir haben ihn nicht gefragt, ob er damit einverstanden ist.

      Wenn Sie nicht möchten, dass wir einen Leserbrief veröffentlichen, können Sie das im Kontaktformular entsprechend angeben: https://www.taz.de/!112355/

      • „Wenn Sie nicht möchten, dass wir einen Leserbrief veröffentlichen,…“

        Danke für den Hinweis. Noch effektiver und zugleich weitaus sinnvoller scheint es mir allerdings, gar nicht erst einen Leserbrief zu schreiben.

        Grund dafür sind beispielsweise Blogbeiträge wie dieser hier.

        Die Antwort des Autors wirkt auf mich herablassend und despektierlich gegenüber dem – durchaus zu Recht – verärgerten Herrn Voigtel.
        Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, dass Herrn Voigtels Kritik auch nur ansatzweise ernst genommen worden ist.
        In erster Linie scheint Herr Johnson diesen Leserbrief zum Anlass zu nehmen, seine Eloquenz, seine Fähigkeit, nicht-zielführende rhetorische Fragen zu platzieren, sowie seine bemerkenswerte Empathielosigkeit zu demonstrieren.

        Die Haltung „No complaints, no explains“ gegenüber der taz scheint mir weitaus vernünftiger als das Verfassen von Leserbriefen.
        Und direkt nach dem „No complaints“ einfach mal das Abo kündigen.

        • Ich würde eher behaupten, dass sich Dominic Johnson in seiner Antwort perfekt dem Stil des Leserbriefschreibers angepasst hat – der angesichts seines fragezeichenverseuchten Geschwurbels froh sein sollte, dass sein Brief überhaupt abgedruckt und sogar beantwortet wurde. Selbigen als „Kritik“ zu bezeichnen, geht zu weit, da sich kein einziger konkreter Kritikpunkt identifizieren lässt – wer eine differenzierte Antwort erwartet, sollte sich diesbezüglich vielleicht etwas mehr Mühe geben.

        • Der Leser fordert eine Erklärung, warum wir den Artikel abgedruckt haben. Dominic Johnson liefert diese Erklärung: Weil die Frage, ob die Bundeswehr Ausbilder nach Somalia schickt, kontrovers ist, demnächst auf dem Tisch der neuen Bundesregierung landen dürfte und deswegen unbedingt thematisiert gehört. Weil sich zur Behandlung dieser Frage ein Blick dorthin lohnt, wo die Ausbildung bereits stattfindet, nämlich nach Bihanga in Uganda. Weil es dabei sinnvoll ist, mit den betroffenen deutschen, somalischen und ugandischen Soldaten zu sprechen, damit sie ihre Erfahrungen und Meinungen kundtun. Weil die in Uganda ansässige taz-Korrespondentin Simone Schlindwein, die reichhaltige Erfahrung mit Bürgerkriegssituationen und Militärs hat, bestens dafür geeignet ist. Weil es zum Beruf des Journalisten gehört, Positionen von Betroffenen unabhängig von der eigenen Meinung verständlich wiederzugeben.

          Der Leserbriefschreiber hat sich entschieden, seine Kritik in Form von rhetorischen Fragen vorzubringen und unsere Korrespondentin als „Praktikantin“ zu bezeichnen, vermutlich in beleidigender Absicht. Dominic Johnson greift den Stil mit den rhetorischen Fragen auf, was aggressiv wirkt. Das kann man gelungen finden oder nicht, aber warum soll man als Journalist eigentlich seinen Ärger über eine provozierende Fragestellung verbergen und so tun, als sei man kein Mensch, sondern eine steinerne Institution, die nichts und niemand ins Wanken bringen kann? Wenn andere Medien das so machen, dann ärgert mich das eigentlich immer…

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