Eine Frau betritt abends eine hell erleuchtete Fleischerei. Der Metzger blickt finster und feindselig, ein Pollundertyp mit Drahtgestellbrille scannt die Frau einmal von oben bis unten ab. In der Auslage liegen keine üblichen Wurstwaren, sondern spezielle Delikatessen wie „Lügenwälder“ oder „Wutwurst – aus Deutschland“. Schnell wird klar: Das ist keine herkömmliche Metzgerei, sondern ein seltsamer, abweisender Ort.
Ein Ort, an dem man sich sofort unwohl fühlt, an dem man sich auch genau so fühlen soll, als Andersdenkende*r oder Andershandelnde*r, wo andere das Sagen haben, und dieses Sagen aus Hass und Spott besteht. In dem neuen taz-Spot „Deutsche Delikatessen“ bricht wie aus dem Nichts Hohngelächter über die Kundin herein. Was hat die Frau falsch gemacht? Nichts, außer da zu sein.
Sehnsuchtsinsel Internet
Die Idee des Spots war, auf etwas unkonventionelle Art zu zeigen, was aus dem Internet geworden ist. Aus der Sehnsuchtsinsel eines freien, pluralen Orts, an dem sich Menschen angstfrei und freiheitlich austauschen können. Es mag ein wenig dystopisch anmuten, aber das Internet erscheint uns bisweilen als eine marode Welt, in der zivilisatorische Werte hintenangestellt sind, in der leise und bedächtige Stimmen gebashed und niederkommentiert werden. In manche digitale Ecken wagt man sich so gerne hinein wie in eine schmutzige Seitengasse bei Nacht.
In „Deutsche Delikatessen“ wurde das Internet im wahrsten Sinne gehackt, nur etwas anders, als man es sich zunächst vorstellt. Bereichert wird der taz-Spot von den tollen Schauspielern David Bredin und Daniel Krauss, umgesetzt wurde er von Freunden von Karibuni, nach einer Idee von Max Buschfeld. Mit unserer filmischen Abbildung der Spannungen im Netz wollen wir zeigen, worum es uns und allen Unterstützer*innen von taz zahl ich geht: eine wirksame, kritische Stimme, die frei zugänglich bleibt – als Gegengewicht zu Falschmeldungen und Hassbotschaften im Netz.