vonMathias Broeckers 11.08.2016

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Arno Widmann ist am 8. August 2016 70 Jahre alt geworden. Eine gute Gelegenheit an den vielleicht größten Coup seiner taz-Karriere zu erinnern.

Zum 70. Geburtstag des Mitgründers, langjährigen Redakteurs und kurzeitigen Chefredakteurs der taz, Arno Widmann, hat der Perlentaucher ein Sträußchen elektronischer Glückwünsche und Erinnerungen von Kollegen und Freundinnen veröffentlicht.

Unter anderem erinnert Thierry Chervel an die Rushdie-Affäre und daran, dass die taz unter der Regie von Arno die „Satanischen Verse“ abdruckt. Eleonore Bühning schreibt über den sympathischen Nicht-Chef, den sie in Arnos kurzer Ära als Feuilletonchef der Zeit erlebte und taz-Autorin Gabriele Goettle erinnert an den wohl größten Coup, den er als Redakteur jemals landete: die Dichtertaz zur Buchmesse 1987.

Arno war damals für das „Magazin“ zuständig,  ich betreute die „Kultur“ und wie jedes Jahr stand zur Buchmesse eine Sonderausgabe an: Besprechungen, Vorabdrucke, Essays zu den Neuerscheinungen des „Bücherherrrbsts“ (M.Reich-Ranicki). Feuilleton-Business as usual eben, aber nicht in diesem Jahr, denn wir hatten eine Idee.

Wir beschlossen, die Buchmesse in die taz-Redaktion zu verlegen und die Literaten drei Tage lang die Zeitung machen zu lassen. Arno fuhr mit Garbiele Goettle zu ihrem guten Freund Hans Magnus Enzensberger nach München: wenn wir diesen „Dichterfürst“ für die Idee gewinnen, war die Überlegung, machen alle anderen auch mit. Und so kam es.

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Gabriele Goettle während der Redaktionskonferenz zur Dichtertaz am 10. Oktober 1987, links neben ihr Hans Magnus Enzensberger, ihnen gegenüber Mathias Bröckers. Ganz hinten am Kopf des Tisches Arno Widmann | Foto: Sabine Sauer

Für  drei Tage konnten wir die Creme der deutschen und europäischen Literatur, darunter zwei spätere Nobelpreisträgerinnen, in unserer abgerockten Fabriketage in der Berliner Weddinger Wattstraße versammeln und ins kalte Wasser der Tageszeitungsproduktion werfen.

Außer der Technik waren von der Redaktion nur Arno und ich anwesend, um dieses Freischwimmexperiment der Feingeister zu koordinieren. Dass das funktionierte und tatsächlich drei großartige taz-Ausgaben pünktlich in den Briefkästen landeten, ist eines der  größten kleinen Wunder, die aus dem Zeitungsbiotop taz in diesen frühen Jahren erblühten.

Doch nicht nur wegen dieses Coups, sondern auch für vieles andere Lesens,- und Lobenswerte war Arno Widmann für die taz ein großer Glücksfall. Die Belegschaft Rudi-Dutschke-Straße wünscht dem Jubilar deshalb von Herzen noch viele glückliche und produktive Jahre.

(Titelfoto: Christian Schulz)

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