Von Gustav Beyer, Teilnehmer am Workshop der taz Panter Stiftung
Donnerstag, 16.45 Uhr. Auftakt zum Workshop-Wochenende: Eine Führung durch die taz in der Rudi-Dutschke-Straße 23. Noch etwas verhalten latschen die 20 Teilnehmer hinter Hausführerin Konny her, über gezählte 300 Treppenstufen durch das verrauchte Treppenhaus.
Oben beginnt die Reise. Warum die taz da ist, wo sie ist? Damals, zur Zeit der Gründung, lag die heutige Rudi-Dutschke-Straße noch am äußersten Rand des Westens. Schräg gegenüber, am Checkpoint Charlie, standen sich einst die Panzer gegenüber. Das Grundstück: Unattraktiv und abseits des städtischen Geschehens. Erst der Mauerfall hat die taz ins Zentrum Berlins befördert. Praktisch.
Einsteigen und loslegen
Geschätzte 225 Festangestellte arbeiten bei der taz, davon sind etwa die Hälfte redaktionelle Mitarbeiter. Die anderen Kollegen beschäftigen sich mit der Technik hinter den taz-Produkten, mit der Organisation derselben und der Öffentlichkeitsarbeit, sagt Konny. Sie führt uns durch die Büros der Sonntaz. Hier wirken die MitarbeiterInnen recht entspannt, immerhin hat die Wochenendbeilage der taz am Donnerstag Redaktionsschluss und der große Stress ist vorerst vergessen. Wer als freier Autor bei der Sonntaz mitschreiben möchte, muss sich auf die Bedürfnisse der taz einstellen und nerven, nerven, nerven, erklärt ein Redakteur. Am besten telefonisch.
Böse Unternehmen gern gesehen
Die Redaktion sei nicht käuflich, sagt der Marketing-Mitarbeiter eine Etage tiefer, an sich bemühe die taz sich aber schon um ihre Werbepartner. Nur 1 geschätzes Prozent der veröffentlichten Anzeigen beruhe auf einem Angebot der Werbenden, in der Regel läuft die taz ihren Kunden hinterher. Auch die “großen bösen” Unternehmen werden angefragt. Nur die NPD und andere brenzlige Institutionen müssen draußen bleiben. Zu Recht.
Wieder ein Treppenhaus weiter: die Wirtschaftsredaktion. Stören wir? Scheint fast so. Die Mitarbeiter haben jedenfalls viel zu tun. Mehr ist in der taz.2-Redaktion los: David Denk verteidigt die Relevanz der Seiten, die er mit seinen Kollegen zu füllen hat. Der Trieb zum Boulevard hatte anfangs nicht viele Freunde in der taz-Leserschaft, aber das fast 10-jährige Bestehen der Seiten “zeigt ja, dass wir irgendwie doch noch da sind”, denkt Denk.
Die Bewohner der taz
Die Odyssee durch das taz-Gebäude hat kleine bruchstückhafte Antworten auf Fragen gegeben, die sich niemand gestellt hat. Trotzdem: interessant. Das Kollegium erscheint persönlich, familiär, kumpelhaft und dennoch selbstkritisch. Die taz ist für viele feste tazler ein großes Stück Leben. Ein Leben zwischen meterhohen Zeitungsstapeln, Kabeln auf dem Fußboden, Kram in den Regalen und allen Bild-Ausgaben der letzten tausend Jahre.
Foto: F. Grätz