vonAline Lüllmann 20.05.2010

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Ab sofort können auch Artikel der Onlineausgabe bezahlt werden. Mit Flattr.

„Was ist Ihnen die Internetausgabe der taz wert?“ Diese Frage stellten wir unseren LeserInnen lange Zeit auf unserem Onlineauftritt – bis wir uns 2006 entschlossen, es mit Werbung auf taz.de zu probieren.

Seit 1995 ist die taz im Internet zu lesen. Wir waren die erste überregionale Zeitung in Deutschland, die ihren Inhalt frei online verfügbar machte. Barrieren aufzubauen, das ist unsere Sache nicht. Möglichst auch keine Bezahlschranken.

Das warf die Frage auf, wie man journalistische Arbeit im Internet refinanzieren kann. Eine der Antworten der taz war der Aufruf an ihre LeserInnen, freiwillig Geld zu überweisen. Viele LeserInnen zahlten gerne, wie auch ein jüngerer Testlauf im April wieder zeigte.

Doch eine umständliche Banküberweisung war immer nur eine Krücke für das, was sich die taz schon lange wünscht: Einen direkten Weg, einen taz.de-Artikel zu würdigen. Und ohne dass man vor allem die Banken füttern muss wie bei der Zahlung per Kreditkarte oder Paypal.

Deshalb kommt uns Flattr wie gerufen. Der Gründer der Tauschplattform Pirate Bay, Peter Sunde, hat es auf den Weg gebracht: ein soziales Mikro-Bezahlsystem. „To flatter“ bedeutet auf Deutsch „schmeicheln“. Die Idee: Jeder User hat einen Account, auf den er einen monatlichen Beitrag einzahlt, den er für Internetinhalte ausgeben will. Sagen wir zwanzig Euro. Wenn er etwas Gutes gefunden hat, drückt er auf den Flattr-Button. Am Ende des Monats werden die zwanzig Euro zu gleichen Teilen unter allen geflatterten Urhebern aufgeteilt. Es gibt auch ein Video von Flattr, das dieses System erklärt:

Flattr bietet Journalisten, Bloggern und Musikern damit die Möglichkeit, ihre Arbeit zu finanzieren. Und den Konsumenten die Chance, ihre Wertschätzung auszudrücken. Jeder Flattr-Button zeigt an, wie oft er geklickt wurde.

Ab sofort finden sich die Flattr-Buttons auch auf taz.de. Keiner weiß, ob Flattr funktionieren wird, ob also genug Leute mitmachen, damit wirklich nennenswerte Beträge zusammenkommen. Die taz hat mit freiwilligen Zahlungen gute Erfahrungen gemacht. Dennoch glauben wir nicht, dass wir mit Flattr schnell auf unsere (Online-)Kosten kommen werden. Wir haben gelernt, dass man mehrere Wege gleichzeitig beschreiten muss.

Aber wir wollen mit der Integration des Flattr-Buttons auch unseren Teil dazu beitragen, dass Flattr für alle Urheber im Internet ein Erfolg wird. Damit das Internet ein Ort des freien Austausches bleibt.

P.S. Bislang ist Flattr noch in der Betaphase – und man kann sich noch nicht ohne weiteres registrieren, sondern muss um eine Einladung bitten. Wir können daran leider nichts ändern.

P.P.S. Auch die tazblogs werden nachziehen. Da hier natürlich die Flattr-Button auf die Rechnung der vielen einzelnen Blogger gehen sollen, wird das noch ein wenig dauern, bis wir damit starten können.

Matthias Urbach ist Leiter der Online-Redaktion

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https://blogs.taz.de/hausblog/flattr_auf_tazde/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • endlich! ich hoffe alle musiker machen mit, so dass man die runtergeladenen alben wenn sie sich als gut raustellen belohnen kann. immer mal wieder. immer wenn man sich über ein lied freut, mal wieder den artist flattern.

  • Yeah, vor ein paar Tagen meinen Invite zum Beta Account bekommen, insgesamt schon ein bisschen skeptisch gewesen, aber mittlerweile sind ein paar Seiten dabei, auf die ich dann wenigstens meine 5 Euro im Monat verteilen werde!
    Mal schauen – wenn viele gute Sachen dabei sind wären da auch locker 20 Euro so als „Kulturflatrate“ drin.
    Das ist auch echt das Minimum, das einem guter Content (jaja, genug Anglizismen) wert sein sollte.

  • @Herr Heiser:

    Ich dachte, dass Ihr letztes Jahr einen Gewinn gemacht habt?

    Mit dem Ihr m.W. natürlich gleich wieder alte Verbindlichkeiten abbauen musstet.

    Mann, Jungs wirtschaftet mal besser. Deutschland braucht die taz.

    • @IchSpendegernefuerStiglitz: Genau, die taz insgesamt hat im vergangenen Jahr (erstmals seit 15 Jahren) Gewinn gemacht. Wenn man taz.de einzeln betrachtet, dann haben wir mit der Website allerdings einen Verlust gemacht. Wenn wir taz.de morgen einstellen würden, würden wir also einen größeren Gewinn machen. Die taz ist allerdings kein primär gewinnorientiertes Unternehmen, so dass taz.de nicht geschlossen werden wird. Dafür ist uns die Website journalistisch zu wichtig. Aber auch wir sind auf Einnahmen angewiesen, um unseren Journalismus finanzieren zu können.

  • Warum sind jetzt alle counter auf null?
    Das Interview mit Herrn Stiglitz hatte heute mittag doch schon 11 flattr-Stimmen……..

  • Nee, wenn ich kann überweise ich direkt. Wozu auf 10 % verzichten wenn´s direkt geht, noch dazu mit einer erneuten Registrierung im trüben online-Dschungel.

  • Wem kommt der Betrag denn zu Gute? Der gesamten taz-Redaktion oder größtenteils dem Autor de Artikels selber?

    Wie ich auf der Homepage sehe steht der Flattr-Button ja bei den Artikeln unten, was mir irgendwie suggeriert, dass man da mehrfach spenden kann, und zwar für jeden Artikel einmal. Ich kann da allerdings nur mutmaßen, da ich noch nicht bei Flattr registriert bin.

    Im Fall, dass die Spende „nur“ der gesamten taz zu Gute kommt, wär da noch was anderes für mich. Kann man mehrere Artikel pro Monat „flattern“? Dann sollten ja mehrere Teile vom eigenen Monatskuchen an die taz gehen.

    Ich hoffe, dass aus Flattr was richtig Großes wird, denn das würde die Internetkultur doch ziemlich verändern, wie ich glaube.

  • @ Sebstian Heiser
    Danke für die Offenlegung der Zahlen, schon sehr interessant und auch wichtig, das mal zu wissen (könnte die Zahlungsbereitschaft im Netz erhöhen).
    Laut ihren Berechnungen gibt´s da ein Defizit von Einnahmen gegenüber Ausgaben von mehr als 10%, also über 2 Mio Euro. Kommen da noch andere Geldquellen hinzu oder seid ihr wirklich so schlimm in den roten Zahlen?

    • @zahlungswilliger Rechenkünstler: Unter den verbleibenden Punkten ist der größte der taz-Shop, dann kommt noch die Genossenschaft hinzu und verschiedene kleinere sonstige Einnahmen.

  • @oqpie: Die taz hat pro Jahr Ausgaben von rund 22 Millionen Euro. Derzeit holen wir das Geld hauptsächlich über Print-Abos rein (15,3 Millionen Euro), mit weitem Abstand folgt der Einzelverkauf am Kiosk (2 Millionen Euro) und die Anzeigenerlöse (2,3 Millionen Euro – hauptsächlich für die Print-Anzeigen). Bis es soweit ist, dass die taz hauptsächlich über die Flattr-Spenden finanziert werden kann, muss noch ziemlich viel auf die Buttons geklickt werden….

    Es gibt bereits jetzt ein stark vergünstigtes Abo für die Leute, die die taz digital bestellen statt auf Papier: Es kostet nur 10 Euro im Monat. Die Einsparungen, die wir durch den Verzicht auf Druck und Vertrieb haben, geben wir also an die Leser weiter.

    Die Werbeeinnahmen auf taz.de reichen derzeit nur aus, um die Hälfte der Kosten für die Online-Redaktion zu finanzieren. Wenn wir durch Flattr zusätzliche Einnahmen machen, wird das Geld erstmal verwendet, um die Subventionierung von taz.de durch die gedruckte Ausgabe herunterzufahren. Wenn dann noch Geld übrig ist, würden die zuständigen Gremien meiner Vermutung nach entscheiden, erst die Online-Redaktion weiter auszubauen. Aber bis dahin ist es ja wie gesagt noch ein Stück.

    Hier übrigens die Kontoverbindung für alle, die der taz das Geld lieber direkt überweisen wollen:
    taz-Konto 39316106 | BLZ: 10010010 | Postbank Berlin – Verwendungszweck “taz.de”.

  • Ich finde die Idee von Flattr super und bin auch gerne bereit für gute Artikel zu „spenden“. Genau das muss einfach möglich sein, ein Klick ist schneller gemacht als eine Paypal-Spende oder gar eine Überweisung.

    Bin sehr gespannt, ob sich das System durchsetzt! Wie schon richtig geschrieben: Es wird erst richtig gut, wenn viele mitmachen! Selbst auf meiner kleinen Homepage probiere ich das gerade mal aus..,

    Wer übrigens ungeduldig ist: Ich habe noch Invites übrig und gebe sie gerne ab.

  • @ matthias urbach

    Danke für die Info. Direkter Geldtransfer ist mir am liebsten, weil dann die ganze Kohle bei Euch landet, ohne Abzüge durch „Zwischenhändler“.
    Die Kto-Nr könntet Ihr vielleicht irgendwo im Impressum unterbringen oder unter Verlag –> Bankverbindung.

  • Ganz vorne mit dabei ist die taz :-)
    Super und weiter so!

    Ich habe noch 2 Flattr Einladungen übrig:
    2d8773161e7a4d1d7
    und
    8689bc9de743f3698
    sind die beiden Codes, die unter https://flattr.com/register im Feld „Invite Code“ eingegeben werden wollen :-)

    Laut Peter Sunde, dem (Mit)Gründer, soll die Plattform „bald“ auch ohne Einladung zugänglich sein.

  • @Ashton: 10 % sind richtig, angeblich sollen die Gebühren mittelfristig jedoch sinken.

    Plant ihr denn langfristig, die Werbung (oder sogar den Preis für die Zeitung) zu reduzieren?

    • Wie gesagt, wir glauben nicht, dass da so schnell sehr viel reinkommt. Bislang subventioniert die Zeitung das Onlineangebot. Wir spielen gerade so etwa die Hälfte der Mehrausgaben durch Werbung wieder ein.

  • Die Möglichkeit, Euch so bei der Finanzierung zu unterstützen, finde ich sehr gut.
    Allerdings bin ich bei der Nutzung von flattr noch unsicher:

    1. Wie sicher ist flattr, wie wird Sicherheit gewährleistet?

    2. Was kostet dieser Service von flattr (ich habe was von 10% gehört)? Und wer bezahlt das dann? Derjenige, der zahlt, derjenige, der bezahlt wird oder beide?

    Diesbezüglich bitte ich Euch um weitere Infos.

    Ich fände es prima, wenn ihr zusätzlich irgendwo Eure Kontonummer gut auffindbar hinterlegen würdet, so dass die Möglichkeit besteht, direkt was zu überweisen.

    • Zu 1. Die Unsicherheit bei Flattr besteht nur darin, dass man das Geld verliert, was man dort einzahlt. Einzahlen kann man dort per Kreditkarte oder PayPal, was beides recht sichere Methoden sind. Desweiteren halten wir die Macher hinter Flattr für vertrauenswürdig, was die späteren Auszahlungen anbelangt.

      Zu 2. Der Service kostet tatsächlich 10 Prozent. So viel wird einbehalten von Flattr, um die eigenen Kosten zu refinanzieren. Peter Sunde erklärte dazu gegenüber der „Berliner Morgenpost“: „Wir sind noch in der Entwicklungsphase. Aber im Moment ist vorgesehen, dass Flattr zehn Prozent von der eingezahlten Summe erhält. Wir müssen sehen, ob sich das bewährt. Wir wollen den Anteil aber so gering wie möglich halten und ihn – wenn möglich – noch senken. „

      Selbst zehn Prozent sind sehr wenig im Vergleich zu dem, was bei den bisherigen Mikro-Payment-Lösungen bezahlt werden muss. Zusätzlich geht von Einzahlungen die Gebühr an Paypal oder die Kreditkartenfirma ab.

      Außerdem zahlt Flattr an die Urheber erst aus, wenn sich Beträge von mindestens 10€ angesammelt haben. Keine Ahnung, wie lange das etwa bei einem kleinen Blog dauern könnte.

      Noch sind die in der Betaphase und auch wir schauen erst einmal. Wir werden die Entwicklung im Auge behalten – und auch weiter darüber informieren.

      Die Anregung, unsere Kontonummer zu veröffentlichen nehmen wir auf. Danke.

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